Wenn die Tage kürzer werden, der Nebel über den Feldern liegt und der Herbst in all seinen Farben erstrahlt, beginnt in Baden-Württemberg eine besondere Tradition zu leuchten: die Rübengeister.
Lange, bevor hierzulande Kürbisse aus den amerikanischen Halloween-Bräuchen vor und in den Häusern erstrahlten, zogen Kinder bereits mit Rübenlaternen, den sogenannten Rübengeistern, durch die Straßen. Höchste Zeit, sich den alten Brauch einmal wieder genauer anzusehen.
Die Tradition der Rübengeister
Die Rübengeister gehören zu den klassischen Traditionen rund um die Herbstzeit. Die Ursprünge sind zwar nicht endgültig geklärt, aber der Ablauf der Tradition erinnert doch deutlich an das Halloween-Fest, das wir in seiner heutigen Form aus Amerika kennen. Wie an Halloween ziehen Kinder mit ihren Rübengeister-Laternen häufig von Haus zu Haus und bitten um eine Spende.

Im Gegensatz zu Halloween wurde und wird der Brauch der Rübengeistern jedoch nicht nur am Vorabend zu Allerheiligen gefeiert, sondern mitunter die gesamte Herbstzeit hindurch. Üblich ist der Brauch besonders in Süddeutschland, in Teilen Österreichs und der Schweiz. Belegt ist die Tradition der Rübengeister - insbesondere im Zusammenhang mit dem Erbitten von Spenden - seit dem Ende des Ersten Weltkrieges, als viele Familien unter Armut und Hunger litten. Im oberschwäbischen Bad Buchau am Federsee ist, wie in anderen Städten auch, ein Rübengeister-Umzug mittlerweile Tradition. Dieser findet dort üblicherweise Anfang Oktober statt.

Rübengeister statt „Jack O‘Lantern“-Kürbis
Statt eines ausgehöhlten Kürbisses werden die oftmals ebenfalls schaurigen Rübengeister aus Zucker oder Futterrüben hergestellt. Diese wurden früher häufig angebaut und waren für hungrige Familien ein günstiges Nahrungsmittel. Im Gegensatz zu den Kürbissen, die an Halloween verwendet werden, lassen sich die Rüben jedoch deutlich schwerer aushöhlen.
Während Kinder nach Ende des Ersten Weltkrieges in erster Linie allgemeine Essensspenden sammelten, ist es heute üblich, um Süßigkeiten zu bitten.
Im Zollernalbkreis veranstaltet der örtliche Fasnetsverein alljährlich ein Rübergeister-Schnitzen, wie in diesem Instagram-Post zu sehen ist:
Rübengeister-Bräuche: Unterschiede je nach Region
In Baden-Württemberg und im bayerischen Schwaben ziehen Gruppen von Kindern, meist mit den gruseligen Rübenlaternen von Haus zu Haus. Dabei werden oftmals kurze Gedichte aufgesagt und Lieder gesungen und bitten um Gaben.

Im österreichischen Vorarlberg ist die Tradition des Moas üblich. Auch hier ziehen Kinder von Haus zu Haus und bitten um Spenden. Im Gegensatz zum Halloween-Fest werden hier jedoch keine Streiche angedroht. Statt einer Rübe werden die Moas (Monde) aber ebenfalls aus Kürbissen gefertigt.
In der Oberlausitz in Sachsen gibt es das Flenntippln. Dabei werden ebenfalls geschnitzte Rübengesichter verwendet.
Im West Country, im Südwesten Englands, findet am letzten Donnerstag im Oktober in der Stadt Somerset die sogenannte Punkie Night statt. Dabei ziehen Kinder mit einer Geisterlaterne singend durch die Straßen. Der sogenannte Punkie wird allerdings aus einer Mangoldwurzel hergestellt.

Rübengeister: Wesentliche Unterschiede zum Halloween-Fest
- Halloween findet nur am Abend vor Allerheiligen statt
- Statt Kürbissen werden Zucker-, bzw. Futterrüben verwendet
- Gruselige Figuren stehen beim Brauchtum der Rübengeister deutlich seltener im Mittelpunkt
- Das Brauchtum der Rübengeister ist weit weniger kommerziell vermarktet
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