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Ein Blick auf das Wetter 50 Jahre zurück und voraus

Eine Analyse

Schneereiche Winter und kalte Sommer? So war das Wetter vor 50 Jahren - Ausblick auf 2070

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    Im Sommer 2022 trocknete ein Teilabschnitt des Flusses Schwarze Elster in Südbrandenburg aus.
    Im Sommer 2022 trocknete ein Teilabschnitt des Flusses Schwarze Elster in Südbrandenburg aus. Foto: picture alliance/dpa | Patrick Pleul

    War das Wetter in den 1970er Jahren so wie heute? Die Antwort lautet ganz klar: Nein. Manch älterer Allgäuer kann sich noch gut daran erinnern: Früher gab es zwar auch schon schneearme Winter, aber die Temperaturen waren in der Regel so kalt, dass die Seen im Allgäu zufroren. War also Skifahren nicht drin, ging man eben zum Schlittschuhlaufen. Auswahl hatten die sportbegeisterten Allgäuer schließlich genug. Auf den meisten Seen bildete sich eine tragfähige Eisschicht. Doch das ist längst Geschichte. 

    Vor 50 Jahren: Die Winter im Allgäu waren noch kalt

    Und wenn vor 50 Jahren Schnee im Allgäu fiel, dann konnten Sportbegeisterte rund um Kempten regelmäßig zum Langlaufen gehen. Heute ist das auch nur noch ein seltenes Vergnügen. Sogar alpiner Skisport unweit der Innenstadt war möglich. Am Mariaberg gingen die Kemptener zum Skifahren oder Skispringen. Das klappte bis zum Winter 1992/93. Dann stellte der Eigentümer den Betrieb ein. Der Grund: Zunehmender Schneemangel

    Dieses Schicksal traf in den vergangenen Jahren immer mehr kleinere Liftanlagen im Allgäu. Die Winter, in denen genug Schnee für Skisport fällt, werden immer weniger. Im vergangenen Winter war die Schneelage sogar in den großen Skigebieten der Alpen schlecht. Ohne Schneekanonen wäre da nicht viel möglich gewesen. 

    Bei der Tour de Ski im Januar 2023 in Oberstdorf zieht sich nur ein weißes Band durch die Landschaft. Für Naturschnee waren die Temperaturen zu warm.
    Bei der Tour de Ski im Januar 2023 in Oberstdorf zieht sich nur ein weißes Band durch die Landschaft. Für Naturschnee waren die Temperaturen zu warm. Foto: picture alliance/dpa | Karl-Josef Hildenbrand

    Temperaturen wie im Jahrhundertsommer 2003 werden zur Normalität

    Und die Sommer? Die werden immer wärmer. Zwar waren die Sommer früher nicht nur kalt und nass. Die Zahlen sprechen aber eindeutig für sich: Seit den 1970er Jahren gab es gravierende Veränderungen. Der Sommer im Jahr 2003 ging als Jahrhundertsommer in die Geschichtsbücher ein. Mit einer Durchschnittstemperatur von 19,7 Grad ist er zwar immer noch Spitzenreiter. Die Sommer in den Jahren 2018, 2019 und 2022 kamen mit mehr als 19 Grad aber knapp heran. Und jetzt gab der EU-Klimawandeldienst Copernicus an, dass der Juli 2023 der global heißeste Monat seit vielen Jahrtausenden war. Zum Vergleich: Eine durchschnittliche Lufttemperatur von mindestens 18 Grad wurde in den Sommern der 1970er Jahre (Tage und Nächte zwischen dem 1. Juni und dem 31. August) dagegen kein einziges Mal erreicht, berichtet die Deutsche-Presse-Agentur (dpa). 

    Wie also könnten Temperaturen und Niederschläge in Zukunft aussehen, wenn man Klimamodelle heranzieht? Und wie präsentiert sich das Wetter im Vergleich zu den 1970er Jahren?

    Temperaturen im Sommer

    Wenn der Kampf gegen die Erderwärmung nicht global intensiviert wird, dann könnten die Sommer laut Szenarien des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Zukunft sogar noch wärmer werden. Ab dem Jahr 2070 könnte jeder Sommer hierzulande mittlere Durchschnittstemperaturen von um die 20 Grad erreichen

    • Sehr heiße Tage

    In den 1970ern kletterten die Temperaturen in Deutschland nie auf 40 Grad. Diese Temperaturen wurden erstmals 1983 an zwei Wetterstationen gemessen. Seit 2013 wiederum zeigten mehr als 30 Stationen in Deutschland diesen Wert an (in den Hitzewellen 2015, 2019 und 2022). Experten gehen davon aus, dass in wenigen Jahrzehnten in jedem Sommer irgendwo in Deutschland solch eine Temperatur erreicht werden könnte.

    • Tropennächte

    Von einer Tropennacht ist die Rede, wenn die Temperaturen nachts nicht unter 20 Grad sinken. In den siebziger Jahren gab es deutschlandweit im Schnitt rund 0,13 Tropennächte pro Jahr. In den zehn Jahren zwischen 2013 und 2022 lag der Wert dagegen bei mehr als 0,5. Und für die Jahre um 2070 sagt der DWD voraus, dass es durchschnittlich zwischen 3 und 9 Tropennächte geben könnte, wenn die Politik die aktuelle Klimapolitik unverändert fortsetzt.

    Temperaturen im Winter

    Ein Blick auf die Wetterdaten der vergangenen Jahrzehnte zeigt: Auch im Winter (Anfang Dezember bis Ende Februar) steigen die Durchschnittstemperaturen an. Während in den siebziger Jahren in Deutschland nur in einem Winter (1974/75) die Temperaturen über drei Grad kletterten, geschah das seit 2013 schon vier Mal. Und laut DWD war der Jahreswechsel 2022/23 der zwölfte zu warme Winter in Folge. Ändert sich die Klimapolitik nicht, schließen Experten für die Jahre um 2070 mittlere Wintertemperaturen von etwa 5 Grad nicht aus. 

    • Eistage

    Die Tage, an denen es durchgehend Frost gab, sind in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen. In den gesamten 1970er Jahren gab es laut DWD im Durchschnitt 17,8 Tage pro Jahr, an denen die Temperaturen nicht über die null Grad-Marke kletterten. Zwischen 2013 und 2022 war es nur 12,6 Tage. Experten gehen davon aus, dass sich dieser Trend fortsetzt. Bis zum Jahr 2070 könnte es weit weniger als 10 Eistage pro Jahr geben. 

    Niederschläge und Trockenheit

    • Regen

    Ein Blick auf die vergangenen Jahrzehnte zeigt: Die jährliche Niederschlagsmenge verändert sich nur minimal. Auch für die Zukunft sagt der DWD einen vieljährigen Mittelwert in Deutschland von reichlich 800 Millimetern voraus. Aber: Die Verteilung verschiebt sich. Im Winter gibt es mehr, im Sommer weniger Regen.

    "Starkregen hat tendenziell zugenommen", sagt der DWD-Agrarmeteorologe Andreas Brömser. "Und wir gehen davon aus, dass er weiter zunehmen wird, weil die Atmosphäre bei steigender Temperatur mehr Wasser aufnehmen kann."

    • Dürre

    Die vergangenen zehn Jahre waren trockener als im langjährigen Mittel. Es sei aber noch abzuwarten, ob es sich dabei um eine längerfristige Entwicklung oder eine Schwankung von ein paar Jahren handle, sagt DWD-Meteorologe Brömser.

    Dem Dürremonitor des Helmholtz Zentrums für Umweltforschung zufolge gab es auch im Deutschland der 1970er Jahre Zeiten, in denen die Böden bis in zwei Meter Tiefe sehr trocken waren - etwa 1976 im Norden und Westen Deutschlands. Doch in den vergangenen Jahren haben sich die betroffene Fläche und die Intensität vergrößert. Und in Zukunft? Schwer zu sagen. "Temperaturen sind einfacher vorherzusagen als Niederschlagsmengen", so Brömser.

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