Am späten Freitag-Vormittag hatten sich abwechselnd ein falscher Polizist sowie ein falscher Staatsanwalt telefonisch bei einem älteren Ehepaar (65 und 70) gemeldet. Die Betrüger erklärten, dass der Sohn der Eheleute einen schweren Verkehrsunfall verursacht haben sollte. Eine ältere Frau sei dabei zu Tode gekommen. Dem Sohn des Ehepaares drohe jetzt Untersuchungshaft, wenn das Ehepaar nicht 21.000 Euro Kaution hinterlegen würde.
"Seriöser" Abholer sollte das Geld übernehmen
Der Ehemann, ein pensionierter Polizeibeamter, reagierte geistesgegenwärtig auf das betrügerische Gespräch mit dem Täter. Er ließ sich darauf ein. Seine Frau informierte in der Zwischenzeit im Hintergrund die richtige Polizei. Die Betrüger forderten den Pensionär auf, die geforderte Summe bei seiner Bank zu holen um im Anschluss eine Übergabe zu organisieren. Dann kam ein Abgleich von Bank- und Personalausweisdaten und einiger Geldscheinnummern des nun angeblich vorliegenden Geldbetrages. Der Anrufer kündigte jetzt einen "seriösen" Abholer des Geldes an, einen angeblichen Mitarbeiter der "Finanzkasse" handeln, der bereits auf dem Weg nach Krumbach war. Der Abholer sollte die Kaution persönlich in der Wohnung des Ehepaares übernehmen. Als der vermeintliche Kurier kurze Zeit später an der Haustür des 70-Jährigen klingelte, um das vorbereitete Geldkuvert zu übernehmen, hat der ehemalige Polizisten den Mann kurzerhand überwältigt und anschließend an die Polizei übergeben.
Ab in die JVA
Bei dem Abholer handelt es sich um einen 32-jährigen Tschechen. Er wurde am nächsten Tag einer Haftrichterin beim Landgericht Memmingen vorgeführt und nach Erlass eines Haftbefehles in eine bayerische Justizvollzugsanstalt überstellt. Die Ermittlungen zu den Drahtziehern und weiteren Hintermännern werden weiter durch die Kriminalpolizeiinspektion Memmingen geführt.
Die Polizei informiert zur Betrugsmasche "Schockanruf": In einem Podcast hat Polizeisprecher Holger Stabik gegenüber all-in.de bereits diverse aktuelle Betrugsmaschen erklärt.
Das Phänomen
Diese sogenannten „Schockanrufe“ setzen darauf, die Opfer zu unüberlegten Handlungen aufgrund des erzeugten Schockmoments zu bewegen. Durch geschickte Gesprächsführung der Täter werden die Opfer psychisch unter Druck gesetzt und so zu unreflektierten Geldzahlungen gedrängt. Den Geschädigten wird vorgetäuscht, dass sich Verwandter oder naher Bekannter in einer Notlage oder Gefahr befände, die nur durch finanzielle Hilfe der Opfer abgewendet werden kann.
Die Schadenssumme
Im Polizeipräsidium Schwaben Süd/West wurden bis Ende Februar 2023 148 Taten mit dem Phänomen „Schockanruf“ bekannt. Davon war eine Tat mit einer Schadenssumme von 20.000 Euro erfolgreich. Im Landkreis Günzburg ereigneten sich bisher 19 Taten, welche erfreulicherweise alle im Versuchsstadium blieben.
Die Tipps der Polizei
- Polizisten, Staatsanwälte oder Richter werden Sie niemals um Geldbeträge oder Wertgegenstände bitten. Seien Sie bei solchen Forderungen also misstrauisch und beenden Sie das Telefonat.
- Geben Sie am Telefon keine Details zu Ihren finanziellen Verhältnissen preis.
- Lassen Sie sich am Telefon nicht unter Druck setzen. Legen Sie einfach auf.
- Übergeben Sie niemals Geld an unbekannte Personen.
- Rufen Sie beim geringsten Zweifel bei der Behörde an, von der die angebliche Amtsperson kommt. Suchen Sie die Telefonnummer der Behörde selbst heraus.