Flüchtling: Amtsgericht Sonthofen: Asyl-Pfarrer auf der Anklagebank

17. September 2019 06:46 Uhr von Markus Raffler
Im Juli 2019 haben rund 100 Pfarrer und Kirchenvertreter verschiedener Konfessionen mit einem Schweigemarsch durch Kempten ein bayernweites Zeichen für das Kirchenasyl gesetzt. (Archivbild)
Im Juli 2019 haben rund 100 Pfarrer und Kirchenvertreter verschiedener Konfessionen mit einem Schweigemarsch durch Kempten ein bayernweites Zeichen für das Kirchenasyl gesetzt. (Archivbild)
Ralf Lienert

Diese Aktion sorgte bundesweit für Aufsehen: Mit einem Schweigemarsch durch Kempten hatten Ende Juli fast 400 Pfarrer und Gläubige für das Kirchenasyl und gegen den Strafbefehl für Pfarrer Ulrich Gampert demonstriert. Am Mittwoch, 18. September muss sich der 64-jährige Geistliche aus Immenstadt (Oberallgäu) nun vor dem Amtsgericht Sonthofen verantworten. Er hatte dem afghanischen Flüchtling Reza Jafari eineinhalb Jahre lang hinter den Mauern der evangelischen Auferstehungskirche Zuflucht gewährt. Dafür erhielt Gampert im Juli einen Strafbefehl über 4.000 Euro, gegen den er Widerspruch eingelegt hat. Die Justiz wirft dem Pfarrer Beihilfe zum unerlaubten Aufenthalt vor. Der Strafbefehl war laut Christian Roch, Vizedirektor des Amtsgerichts Sonthofen, erlassen worden, weil es sich um einen Wiederholungsfall handelt: Gampert hatte bereits 2016 einem Flüchtling Kirchenasyl gewährt. Das Verfahren war damals wegen „geringer Schuld“ eingestellt worden. Bei dem Verfahren am Mittwoch wird auch Flüchtling Reza Jafari auf der Anklagebank sitzen. Das Kirchenasyl für den 23-jährigen war im Juli aufgehoben worden, nachdem der Petitionsausschuss des Landtags einen Abschiebestopp erwirkt hatte. Wenige Tage später erhielt Jafari wegen unerlaubten Aufenthalts einen Strafbefehl über 90 Tagessätze zu zehn Euro. Auch er legte daraufhin Widerspruch ein.

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