Einen Tag nach der Razzia auf seinem Bauernhof, bei der Spezialkräfte mehrere Waffen sichergestellt haben, versieht der Plesser Bürgermeister Anton Keller wie gewohnt seinen Dienst im Rathaus: „Für mich hat sich dadurch am Tagesablauf nichts geändert.“ Mehrere Sitzungen stehen auf dem Programm. Allerdings gibt sich der 60-Jährige reumütig. „Wenn ich was ausgefressen habe, muss ich es auch ausbaden“, erklärt der ehrenamtliche Rathauschef (CSU), der seit 2014 im Amt ist. Ein Großteil der Waffen, die auf seinem Hof gefunden wurden, stammen ihm zufolge von seinem Nachbarn, auf den sich die Ermittlungen der Polizei konzentrieren. Bei dem 50-Jährigen hatte die Polizei am Dienstag mehrere Pistolen und Gewehre entdeckt. Die Frau des Nachbarn habe ihn darum gebeten, die Waffen an sich zu nehmen. „Sie hat sich nicht sicher gefühlt“, sagt der Bürgermeister. Ob er die Waffen hätte lagern dürfen, darüber habe er sich keine großen Gedanken gemacht. Ebenso wenig darüber, ob die Behörden zu verständigen seien. Er habe die Waffen des Nachbarn in einem separaten Gebäude deponiert. Wie viele es waren und ob diese funktionsfähig sind, darüber könne er keine näheren Angaben machen, sagt Keller. „Ich hab’ das Zeug genommen, damit es weg ist.“ Der 60-Jährige legt Wert darauf, dass er kein Waffennarr ist. Er besitze zwar Schreckschuss- und Luftpistolen und sei Mitglied im örtlichen Schützenverein, sagt Keller. Durch seinen Beruf als Landwirt und seine Tätigkeit als Bürgermeister sei er jedoch so sehr eingespannt, dass er nur wenig Zeit für dieses Hobby habe. Die bei ihm gelagerten drei Kilogramm Schwarzpulver habe er vor einigen Wochen gekauft und noch bis vor ein paar Tagen in einem Safe vor der Garage unter einem Vordach deponiert. „Da hat es jedoch hingeregnet, sodass ich das Schwarzpulver mit ins Haus genommen habe“, sagt der Rathauschef, der eine amtliche Befugnis zum Umgang mit Schwarzpulver besitzt. „Schließlich brauchen wir es von der Gemeinde aus für die Böllerschützen am Volkstrauertag.“ Der 60-Jährige, der hauptberuflich Landwirt ist, lebt auf dem Bauernhof mit seiner Frau und vier Kindern. Am Tag der Razzia sei er für einige Zeit bei der Memminger Polizei gewesen und dann wieder auf seinen Hof zurückgekehrt. Danach habe er sich wieder an die Arbeit gemacht und sein Rübenfeld abgeerntet. „Da konnte ich am besten abschalten.“ Er sei sich bewusst, dass er mit der Lagerung der Waffen einen Fehler gemacht hat. „Da spielt es keine Rolle, woher die Waffen kommen, wenn sie in meinem Besitz sind“, sagt Keller. Er wolle seine Tätigkeit als Bürgermeister weiter ausüben. Er vermutet allerdings, dass dies wohl nicht mehr möglich sein werde, sollte er eine Vorstrafe erhalten. Laut Landratsamt muss ein Rathauschef seinen Posten räumen, wenn er wegen einer vorsätzlichen Tat zu mindestens einem Jahr Gefängnis verurteilt wird. Bislang ist laut Behörden nicht annähernd zu sagen, wie der Fall juristisch zu bewerten ist. Dafür seien umfangreiche Ermittlungen nötig.
Schusswaffen