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Forstschäden im Allgäu: Nicht so stark, wie befürchtet

Strumtief "Sabine"

Forstschäden im Allgäu: Nicht so stark, wie befürchtet

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    Wald (Symbolbild).
    Wald (Symbolbild). Foto: Holger Mock

    Sturmtief "Sabine" hat im Allgäu zahlreiche Schäden verursacht. Die Revierförster in den Landkreisen Oberallgäu und Lindau meldeten aufgrund des Sturmtiefs bereits 50.000 Kubikmeter Schadholz, Tendenz steigend. Eine Gesamtübersicht der Forstschäden für den Landkreis Oberallgäu, die Stadt Kempten und den Landkreis Lindau gebe es aber noch nicht, sagt Peter Titzler, Abteilungsleiter im Bereich Forst im Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Oberallgäu-Kempten, gegenüberall-in.de. Im Landkreis Unterallgäu entstand durch die Stürme "Sabine" und "Petra" ("Petra" zischte Mitte letzter Woche durch das Unterallgäu) rund 100.000 Kubikmeter Schadholz. Das erklärt Rainer Nützel, Behördenleiter und Bereichsleiter Forsten des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Mindelheim gegenüberall-in.de. Allerdings sei die Zahl eine grobe Schätzung, denn viele Waldwege seien noch durch umgestürzte Bäume blockiert. Man käme also nicht in den Wald hinein, um alle Schäden zu erfassen. "100.000 Kubikmeter sind die Hälfte dessen, was man so im Schnitt im Jahr abholzen würde", sagt Nützel. Sein Fazit: "Ja, es ist etwas passiert, aber es war noch keine Katastrophe. Eine Kleinigkeit war es aber auch nicht." Im Unterallgäu vom Sturm am stärksten betroffen war der Südbereich. 

    Das Problem sind die Sturmböen 

    Das Gefährliche an "Sabine" war aber nicht die durchschnittliche Sturmgeschwindigkeit, sondern die Orkanböen. Wenn eine Böe einen Baum anschiebt, pendelt er in einem Oval. Ob der Baum dann stark genug ist, liegt an der Geschwindigkeit des Windes und an der Beschaffenheit des Bodens: Böden mit einem hohen Wassergehalt beinhalten wenig Luft. Dort können die Wurzeln nicht so gut wachsen, die Bäume fallen bei Sturm schneller um, so Nützel. Wäre der Boden dort gefroren oder hätte einen guten Wasser-Luft-Mix, würden sie nicht so schnell umfallen. Denn "gefrorener Boden erhöht die Standfestigkeit von Fichten", erklärt Titzler. Allerdings würden sie dann schneller brechen.   Laut Titzler seien vor allem Fichten von den Sturmschäden betroffen. Sie sind nicht so tief verwurzelt wie beispielsweise Weißtannen oder Laubhölzer und bieten durch ihre Nadeln viel Angriffsflächen für Wind. Sturmtief "Sabine" beschädigte neben den Fichten auch Weißtannen und Laubhölzer, jedoch wesentlich weniger als Fichten. Unter anderem zerstörte das Sturmtief die käferbefallenen Bäume. 

    "Bevor der Käfer fliegt, muss das Holz raus": Waldbesitzer sollen Schadholz entfernen

    Nun müsse das Schadholz aus dem Wald entfernt werden. Titzler fordert Staats-, Gemeinde- und Privatwaldbesitzer auf, ihre Bestände zu begutachten und bis April wenn möglich selbst das Schadholz aus den Wäldern zu entfernen. Denn das tote Holz biete einen hervorragenden Brutraum für den Borkenkäfer, der im April wieder sein Unwesen treiben wird. Befällt der Borkenkäfer den Stamm einer Fichte, spricht man vom Buchdrucker. Setzt er sich in der Fichten-Krone fest, ist es der Kupferstecher, erklärt Titzler. 

    Der Borkenkäfer im Allgäu

    Bereits in den vergangenen zwei Jahren führte der starke Käferbefall der Bäume in Teilen des Allgäus zu "Löchern" in den Wäldern. Denn durch die relativ langen Trockenphasen im Sommer 2018 und 2019 kam es im Winter zu Wipfelbrüchen. Das tote Wipfelholz war eine große Menge an bruttauglichem Material für den Borkenkäfer, der sich im Oberallgäu, im Landkreis Lindau und Kempten rasch vermehrte. Das Unterallgäu hatte hingegen einen "moderaten" Borkenkäferbestand, so Nützel.  Die Vermehrung der Borkenkäfer ist abhängig von der Temperatur: Je wärmer es ist, desto schneller wächst der Käfer. Eine Käfer-Generation entsteht zwischen sechs und acht Wochen beziehungsweise zwölf bis 15 Wochen, je nach Wetter. Hat die Fichte genug Wasser, bildet sie genug Harz, um die Käfer zu vertreiben, erklärt Nützel. 

    Ausblick

    Die Gesamtübersicht der Forstschäden durch "Sabine" im Oberallgäu, im Landkreis Lindau sowie in Kempten solle bis kommenden Montag feststehen. Doch dann ist vermutlich schon der nächste Sturm im Anmarsch.  Die Orkanböen von "Sabine" deckten inSonthofen beispielsweise ein Blechdach ab. 

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