Startseite
Icon Pfeil nach unten
Welt
Icon Pfeil nach unten
Wirtschaft
Icon Pfeil nach unten

Martina Zapf aus Waltenhofen arbeitet im Rahmen eines Entwicklungsprojekts im Tschad

Begegnung

Martina Zapf aus Waltenhofen arbeitet im Rahmen eines Entwicklungsprojekts im Tschad

    • |
    • |
    Martina Zapf aus Waltenhofen arbeitet im Rahmen eines Entwicklungsprojekts im Tschad
    Martina Zapf aus Waltenhofen arbeitet im Rahmen eines Entwicklungsprojekts im Tschad Foto: Martina Diemand

    Anfang dieses Jahres in einem Dorf im Tschad in Zentralafrika: In einer der Hütten, die mit Dächern aus Stroh bedeckt sind, wird das Abendessen vorbereitet. Gekocht wird auf einer offenen Flamme. Einen Herd kennen die Menschen dort nicht.

    Die Feuerstelle muss auch Stunden nach dem Essen noch gefährliche Funken versprüht haben. Jedenfalls bricht in der Nacht ein Feuer aus, das übergreift auf andere Hütten und beinahe das komplette Dorf in Schutt und Asche legt. Die Dorfbewohner sind binnen weniger Stunden ihrer Habe beraubt. Keine Lebensmittel mehr, kein Geld, kein Dach über dem Kopf, wo doch bald die Regenperiode beginnt. Martina Zapf hat die Bilder des zerstörten Dorfes noch immer im Kopf. Doch weder die 25-jährige Waltenhofenerin noch die Dorfbewohner konnten lange trauern. Sie mussten handeln, helfen, wieder aufbauen. Zapf ist Mitarbeiterin der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Seit einem halben Jahr arbeitet sie im Tschad an einem Projekt, das die Fruchtbarkeit des Bodens erhöhen und die Bewirtschaftung der Felder verbessern soll. Denn gewaltige Regenfälle und eine lange Dürrezeit erschweren die Arbeit der Landwirte. Die GIZ versucht durch den Bau von Flussschwellen, den Boden gleichmäßiger zu bewässern.

    'Wir sind auf einem guten Weg', sagt die Politik- und Verwaltungswissenschaftlerin, die in einem Team arbeitet, das den Bau der Fluss-Schwellen organisiert und koordiniert. Und das auch mit Bürgern des Tschad zusammenarbeitet.

    Nachdem oben erwähntes Dorf Opfer der Flammen geworden war, kam auf Zapf Aufbauarbeit hinzu: 'Natürlich haben wir andere Aufgaben zurückgestellt und sofort beim Wiederaufbau des Dorfes geholfen'. Flexibilität ist gefragt in ihrem Job, der, wie sie sagt, 'auch nach acht oder neun Stunden am Tag oder am Wochenende nicht ruht.' 'Man ist immer in Bereitschaft', erzählt die 25-Jährige, die aber beteuert: 'Das ist in Ordnung so.'

    Die Möglichkeiten für Freizeitaktivitäten sind ohnehin beschränkt. Als weiße Frau sollte sie nicht unbedingt nach Feierabend alleine spazieren gehen. Kinos, Theater, Museen, Schwimmbäder? Alles Fehlanzeige. Die Allgäuerin lebt zusammen mit ihrer Chefin in einem Haus, in dem es weder Strom, noch fließendes Wasser gibt.

    Eimer Wasser als Dusche

    Lediglich ein Aggregat sorgt dafür, dass in den Abendstunden elektrische Geräte für kurze Zeit zum Laufen gebracht werden. Fernseher oder Radio gehören nicht dazu. 'Geduscht wird mit Hilfe eines Eimers', sagt Zapf, und einer ihrer Tricks, bei rund 30 Grad Celsius in den Schlaf zu finden, lautet: Zudecken mit einem vorher in Wasser getränkten Leintuch.

    Es ist ein Leben der Entbehrung, das sie im Tschad führt. Das sie aber gleichwohl genießt, weil ihr die Arbeit dort Zufriedenheit gibt. Dabei sieht sie sich weniger als Entwicklungsexpertin mit übermäßigem Helfersyndrom. 'Es ist eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe', formuliert sie das tägliche Miteinander in Afrika. Die Lebensbedingungen in einem armen Land auf längere Sicht ein klein wenig zu verbessern – das vor allem treibe sie an.

    Vor ihrem Engagement im Tschad war sie in Äthiopien und in Afghanistan tätig. Auch dort musste sie auf Luxus verzichten. Weshalb ihre Schwierigkeiten, wenn sie wie dieser Tage im Allgäu ist, so aussehen: 'Im Supermarkt bin ich mitunter überfordert, was ich nehmen soll. Von jedem Produkt gibt es mehrere Sorten.'

    Im Vergleich dazu geht es im Tschad oder in Afghanistan ums nackte Überleben. 'Natürlich wundert man sich dann, über was sich Leute hierzulande aufregen', sagt die Waltenhofenerin.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden