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"Entflechtung wäre nicht einfach"

Lindenberg

"Entflechtung wäre nicht einfach"

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    Seit über 100 Jahren versorgen die Vorarlberger Kraftwerke (VKW) große Teile des Westallgäus mit Strom. In das lukrative Geschäft mit dem Strom wollen aber möglicherweise die Lindenberger Stadtwerke einsteigen. Vor dem Hintergrund der anstehenden Konzessionsvergabe hat Stadtrat Anton Wiedemann - er ist Mitarbeiter der VKW - eine Besichtigung der Hauptschaltleitung der VKW in Bregenz organisiert. Die Hälfte des 24-köpfigen Gremiums hatte sich angemeldet - gekommen sind schließlich vier Stadträte.

    Johannes Türtscher, Vorstandsmitglied der VKW-Netz AG, nutzte den Besuch, um die Verlässlichkeit der Stromversorgung herauszustellen. Natureinflüsse wie Hochwasser oder Sturm ausgenommen, ist knapp elf Minuten im Jahr Strom im Bereich der von den VKW versorgten Gebiete im Westallgäu nicht verfügbar. Deutschlandweit liegt dieser Wert bei 35,7 Minuten und in Portugal bei fast zwei Stunden pro Jahr. Die hohe Verfügbarkeit sei durch den ringförmigen Aufbau des VKW-Netzes gewährleistet. "Doch das honoriert kaum ein Kunde, da der verfügbare Strom als Selbstverständlichkeit angesehen wird" (Türtscher).

    Eine Herausforderung sei die dezentrale Einspeisung, besonders durch Photovoltaikanlagen. "Rund 700 davon gibt es im Bereich des Allgäuer VKW-Netzes", ergänzte Anton Wiedemann, bei der Vkw für diesen Bereich zuständig.

    "Das Netzkonzept der VKW sieht eine Versorgung des gesamtes Bereiches vor", so Türtscher. Entsprechend investiere das Unternehmen auch. So werde der Bau der zweiten Pfänderröhre genutzt, um dort unter der Fahrbahn eine 110-kV-Leitung zu verlegen. "Sie ist zwar im Moment nicht nötig, aber wir denken in Jahrzehnten", machte Türtscher deutlich. Rund elf Millionen Euro kostet die neue Leitung in Richtung Deutschland.

    Grundsätzlich sei es möglich, entsprechende Schnittpunkte zu bestimmen, bis zu denen die VKW das Netz betreibe und ab denen ein lokaler Netzbetreiber auftrete, der den Strom jedoch primär von der VKW beziehe. Das funktioniere beispielsweise bei der Elektrizitätsgenossenschaft Röthenbach (EGR) und den Stadtwerken Lindau. Allerdings sei die Netzstruktur zunehmend dichter geworden. Ein Herauslösen einzelner Bereiche aus dem über Jahrzehnte gewachsenen Stromnetz sei zwar noch möglich, führe aber zu hohen Kosten: "In jedem Fall wären damit eine Fülle von Fragen verbunden", so der VKW-Netz-Vorstand.

    Über Alternativen zu den Vorarlberger Kraftwerken diskutieren Westallgäuer Bürgermeister, Stadt- und Gemeinderäte am 19. Januar in Scheidegg.

    Mit Hans-Walter Maulhardt nahm auch ein Gemeinderat aus Weiler-Simmerberg an der Besichtigung der VKW-Hauptschaltleitung in Bregenz teil. Diese Zentrale wurde vor zwei Jahren errichtet und ist ständig mit zwei Mitarbeitern besetzt. Störmeldungen werden hier entweder automatisch erfasst oder telefonisch entgegen genommen. Von hier aus erfolgt auch die Koordination im Störungsfall, wie der Leiter der VKW-Netzführung, Ramon Pircher, informierte. Bei einem "Blackout", dem Zusammenbruch ganzer europäischer Stromnetze, sei eine Insellösung möglich. Das gelinge nicht zuletzt deshalb, weil die VKW gemeinsam mit den Illwerken über eine Stromleistung von 1500 Megawatt verfügen. Die Netzabgabe lag während der Besichtigung abends nur bei rund 360 Megawatt.

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