Einzelhandel: Allgäuer Supermarktkette Feneberg steht vor einem Wandel

29. März 2019 06:35 Uhr von Ulrich Hagemeier
Die Allgäuer Supermarktkette Feneberg betreibt 76 Läden zwischen dem Bodensee und München. Darunter sind großflächige Verbrauchermärkte, aber auch deutlich kleinere Filialen in Stadtzentren und Dörfern. Unser Foto entstand in Kempten.
Die Allgäuer Supermarktkette Feneberg betreibt 76 Läden zwischen dem Bodensee und München. Darunter sind großflächige Verbrauchermärkte, aber auch deutlich kleinere Filialen in Stadtzentren und Dörfern. Unser Foto entstand in Kempten.
Martina Diemand

Die Supermarktkette hat ein Problem: Riesige Pensionsrückstellungen drücken den Ertrag. Um trotzdem investieren zu können, wird die Firma umgebaut. Der Geschäftsführer berichtet von ersten Erfolgen.Die Geschäftsführer Hannes und Christof Feneberg haben in dieser Woche die 3200 Mitarbeiter ihres Unternehmens darüber informiert, dass sie an einem „Zukunftskonzept“ arbeiten und deshalb Berater in die Firma geholt haben. Die Kemptener Supermarktkette hat nämlich ein Problem: Es fehlt Geld, um notwendige Investitionen für den Wandel des Unternehmens finanzieren zu können. Die Bilanz der Lebensmittel GmbH weist für das Geschäftsjahr 2016/17 einen Verlust in Höhe von 6,9 Millionen Euro aus, neuere Zahlen liegen noch nicht vor. Auffällig an der Bilanz ist die Summe der Rückstellungen für Pensionen mit über 66 Millionen Euro bei einem Umsatz von 374 Millionen. Und genau dieses Thema ist es auch, das Hannes Feneberg drückt. Der Betrag, den seine Firma für die Anwartschaften der Mitarbeiter auf Betriebsrenten zurückstellen muss, wird von Jahr zu Jahr höher. Angesichts der traditionell niedrigen Renditen im Lebensmitteleinzelhandel ist das in einer Branche, die sich auch wegen der Digitalisierung gerade in einem deutlichen Wandel befindet, sehr schmerzhaft. Denn es schränkt den Spielraum für Investitionen ein. „Wir müssen wieder ertragsstärker werden“, sagt Feneberg. Erste Schritte dazu seien gemacht: Der Ausflug in die Online-Welt mit der Tochter Freshfoods war teuer und wurde beendet. Die Metzgerei ist in den vergangenen Jahren für 35 Millionen Euro modernisiert worden, was das Ergebnis deutlich gedrückt habe. Mittlerweile sei dieser Unternehmensbereich gut ausgelastet, etwa 60 Prozent der dort hergestellten Produkte gehen nicht über die eigenen Ladentheken, sondern an Dritte. Die seit Jahren bestehende Kooperation mit dem Handelsriesen Edeka soll ausgebaut werden. Kunden finden schon lange Produkte von Edeka in Feneberg-Regalen. In fünf Filialen wurde im vergangenen Jahr getestet, ob die Kunden auch günstige Produkte auf Discounterpreis-Niveau annehmen - das Ergebnis sei gut, sagt Feneberg, das Konzept werde ausgebaut. Es würden auch weitere Kooperationen mit Edeka geprüft. Er stellt jedoch eines klar: „Edeka ist nicht Anteilseigner bei Feneberg und soll es auch nicht werden. Wir sind eigenständig und wollen das auch bleiben. Die Kooperation mit Edeka ist für uns die Möglichkeit, selbstständig zu bleiben.“ Das operative Geschäft schreibe nun schwarze Zahlen. In den nächsten fünf Jahren müssten 25 bis 30 Millionen Euro in neue Märkte, die Modernisierung bestehender Filialen und die Digitalisierung interner Prozesse gesteckt werden, sagt Hannes Feneberg. Um das stemmen zu können, werde mit dem Beratungsunternehmen BDO an einer Restrukturierung des Händlers gearbeitet. Die Sparkasse als Hausbank unterstütze diesen Schritt und sei stark engagiert. Ein wichtiger Baustein des Feneberg-Modells sind die 600 Lieferanten und Produzenten der Von-Hier-Produkte, darunter sehr viele Landwirte in der Region. An deren bestehenden Verträgen ändere sich nichts, versichert Feneberg. Es solle auch keinen Personalabbau in den Märkten geben, die Zahl der Filialen solle sogar erhöht werden: „Feneberg soll und muss weiter wachsen, und dafür brauchen wir Geld.“ Er sei froh darüber, dass nun die ersten Schritte gegangen seien, sagt der Geschäftsführer. „Vor uns liegt eine große Herausforderung für die Familie und unsere Mitarbeiter. Wir haben die Ärmel hochgekrempelt und wir schaffen das.“ Er sei dankbar für die Hilfe von außen, die er erfahre, sagt Feneberg: „Oberstes Ziel unserer Familie war es immer, das Unternehmen erfolgreich in die nächste Generation zu führen. Und das ist auch jetzt so.“