Sie sind ein Gaumenschmaus, die Fleischstücke vom Allgäuer Original Braunvieh. Zart, das ohnehin wenige Fett ist gleichmäßig verteilt: "Gut durchmarmoriert" nennt das der Oberallgäuer Biobauer Wolfgang Birk in der Liebenthannmühle bei Obergünzburg (Ostallgäu).
Dorthin luden die Stiftung Kulturlandschaft Günztal sowie die Vereinigung "Slow Food" (Infokasten) ein und feierten die Aufnahme des Allgäuer Original Braunviehs auf die "Arche des Geschmacks". Weil "Slowfooder" gerne in ein geschmackvolles Steak beißen, wollen die bewussten Verbraucher diesen Genuss für die Zukunft retten. "Wir nehmen auf die Arche Passagiere, die zu verschwinden drohen", erklärte Dr. Hanns-Ernst Kniepkamp von Slow-Food Deutschland in Obergünzburg. Die Züchter der alten Rasse wiederum hoffen auf eine gute Fahrt auf der "Arche", die den Bekanntheitsgrad des Produkts erheblich steigern wird. Auf die Arche schaffen es Produkte, die einzigartigen Geschmack und historische Bedeutung vorweisen können. Weltweit schützt Slow Food fast 1000 Lebensmittel, Kulturpflanzen und Nutztierarten vor dem Vergessen.
Dass es die alte Rinderrasse in der Region überhaupt noch gibt, ist dem Allgäuer Original Braunviehzuchtverein zu verdanken. Laut seinem Vorsitzenden Xaver Rietzler gab es im Allgäu 1982 noch 42000 der Tiere, 1987 waren es nur noch 2000. Dass der Bestand derart einbrach, lag an veränderten Zuchtzielen ab den 1960er Jahren, als verstärkt auf die Milchleistung gesetzt wurde. Im Allgäu stellten Landwirte auf die Rasse Brown Swiss aus den USA um, die die "alten Kühe" fast ganz von den Weiden verschwinden ließ.
Wären da nicht Landwirte wie Xaver Rietzler, der sagt: "Wir hatten den Idealismus, das Original Braunvieh im Allgäu zu retten." Heute gebe es wieder 1000 Tiere im Allgäu einschließlich Württemberg, legte Helmut Königsperger vom Amt für Landwirtschaft und Forsten dar.
Ein Erfolg für die Tierretter, die mit der Rasse eine Nische gefunden haben: "Zu uns kommen Leute, denen Biofleisch auch etwas wert ist", freut sich Landwirt Birk aus Hellengerst im Oberallgäu. 150 Euro ist den Biokunden ein 10-Kilo-Paket Kalbfleisch vom Allgäuer Original Braunvieh wert. Kaufen können sie es direkt ab Hof.
Doch Birk hält auch zehn Original Milchkühe, denn die alte Rasse liefert nicht nur feines Fleisch, sie gibt auch Milch. Und das Original Braunvieh ist robust, ihm reicht das Futter, das auf der Weide wächst. Deshalb ist auch Peter Guggenberger-Waibel von der Stiftung Kulturlandschaft Günztal ein Fan der alten Rasse.
Die Stiftung hat den Naturschutz im Günztal zum Ziel: "Auf Biotopflächen wird nicht gedüngt, die weidenden Tiere müssen mit dem natürlichen Angebot zurechtkommen", erläuterte Guggenberger-Waibel. Und die "alten Tiere" kommen damit zurecht.
Gewisser Idealismus ist gefragt
Jetzt möchte Guggenberger-Waibel den Bestand weiter ausbauen. Eine wichtige Etappe war hierfür die "Arche des Geschmacks". Doch Slowfooder Kniepkamp sagte an die OBV-Fans auch: "Die Arche ist nur ein erster Schritt, folgen sollte ein Förderverein, der Erzeuger, Verarbeiter und Verbraucher zusammen bringt." Durchhaltevermögen wünschte ihm und seinen Mitstreitern Landwirtschaftsmininster a. D.
, Josef Miller, der auch im Stiftungsrat von KulturLandschaft Günztal sitzt: "Man hats ned leicht. Das ist kein Massengeschäft. Deshalb braucht man einen gewissen Idealismus."
Aber wer wie die Landwirte bis zu 30 Monate wartet, bis ein Original-Braunvieh-Ochse auf der Schlachtbank landet, hat einen langen Atem. Und kann am Ende das gute Stück Fleisch genießen.