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Kolonialwaren mit Kuh im Stall

Lindenberg

Kolonialwaren mit Kuh im Stall

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    Kolonialwaren mit Kuh im Stall
    Kolonialwaren mit Kuh im Stall Foto: Matthias Becker

    Vor genau 90 Jahren kaufte der Großvater, Georg Harzenetter, ein Käsermeister aus Dattenhausen bei Altenstadt, und seine Frau Maria das Kolonialwarengeschäft an der Marktstraße, neben dem Gasthaus "Löwen". "Mit Stall und einer Kuh", wie Enkel Heinz Deuring weiß, der heute in dritter Generation das traditionsreiche Spielwarengeschäft führt.

    Die Kuh wurde als erstes verkauft, der Stall abgerissen, das Geschäft erweitert. Textilien, Glas, Porzellan, Lebensmittel und Spielwaren - ein richtiger Tante-Emma-Laden war es zunächst. "Mein Großvater hat die ersten Ski in Lindenberg verkauft", weiß Deuring. Er selbst stand schon mit drei Jahren im Laden, um Beutel mit Salz zu füllen oder Haselnüsse einzupacken, denn damals wurde das meiste noch lose geliefert.

    "Renaissance" der Klassiker

    Das Haus, das von Fachleuten auf 300 Jahre geschätzt wird, sollte Mitte der sechziger Jahre einem Neubau weichen, was die Stadt jedoch nicht genehmigte. Es wurde also umgebaut, das Haus 160 Zentimeter in die Höhe gehoben und die Ladenfläche erweitert. Heute sind es 160 Quadratmeter, davon 30 qm im Keller. "Eigentlich bräuchte man heutzutage 400 Quadratmeter", sagt Deuring, doch es gibt keine Erweiterungsmöglichkeiten.

    Mitte der siebziger Jahre, als Discounter wie Norma in Lindenberg einzogen, gaben die Harzenetter-Deurings den Lebensmittelverkauf ganz auf. Das Sortiment wurde nach und nach auf Spielwaren konzentriert. Daneben gibt es heute lediglich im Winter noch Rodelschlitten und Schneeschaufeln, sowie Souvenirs, weil das die Kundschaft schätzt. Der 52-jährige Kaufmann hat vor 22 Jahren von seinen Eltern, Dora Harzenetter und Franz Deuring, das Geschäft übernommen. Der Hobby-Zauberer ("Magierus"), leidenschaftliche Modellbauer und Kenner von Modelleisenbahnen - "Märklin"-Sammler kommen von weit her - beschäftigt zwei Angestellte, zwei Aushilfen und einen Auszubildenden im Spielwarengeschäft, das nahezu ideal am Kreisverkehr liegt.

    Dass die Kinderzahl in den letzten Jahren merklich zurückgeht, bekommt Deuring zu spüren. "Die Eltern kaufen dafür mehr als früher für ihre Schützlinge", sagt Deuring, deswegen bleibe der Umsatz noch stabil. Gefragt sind übrigens Denk- und Logikspiele und Klassiker, wie Lego oder Gesellschaftsspiele, "erleben eine Renaissance", berichtet Heinz Deuring. Nur der Modellbau sei "out", weil Kinder ab zehn, zwölf Jahren nicht mehr bauen, sondern sich gleich fertiges Spielzeug schenken lassen. Wie es weitergeht, wenn er einmal ins Rentenalter kommt und aufhört, ist völlig offen.

    Am Samstag wird von 10 bis 14 Uhr, mit den Kunden ein Kinderfest vor dem Geschäft gefeiert. Im Oktober ist ein Jubiläumsverkauf geplant.

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