Polizei, Feuerwehr, Wasserwacht und Rettungshubschrauber waren am Sonntag am Rottachsee im Einsatz. Der Veranstalter einer Kinder-Regatta hatte mittags gegen 12.20 Uhr die Notrufnummer 112 gewählt, weil plötzlich Sturm aufgekommen war.
Vielen Kindern sei es nicht mehr möglich gewesen, ans Ufer zu segeln, sagt Felix Spring von der SSG Rottachsee, die die Regatta durchführte. "Es war Not am Mann, wir mussten die Kinder schnell aus dem Wasser holen." Etliche der Acht- bis 13-Jährigen hatten als eine Art Notbremse ihr Boot selbst zum Kentern gebracht, beispielsweise die elfjährige Miriam de Vries aus Oy-Mittelberg. "Ich wollte Kraft sparen, kenterte das Boot und setzte mich auf den umgedrehten Rumpf." Als die Sirenen heulten und plötzlich ein Hubschrauber über ihr kreiste, war Miriam schon ein "wenig geschockt". Was ihr mit dem Megaphon zugerufen wurde, habe sie allerdings nicht verstehen können. Als Miriams Trainer mit dem Motorboot zu ihr kam, habe sie ihm signalisiert, dass alles in Ordnung sei. Aus eigener Kraft segelte sie sicher, aber "ausgekühlt und schlapp" zum Segelplatz. Das Mädchen sagt: "Ich hatte die Situation im Griff."
Veranstalter Felix Spring lobt alle 23 jungen Teilnehmer: "Sie haben sich vorbildlich verhalten, denn alle sind bei ihrem Boot geblieben." Das sei eine der ersten Regeln für junge Segler: "Immer Schwimmweste anziehen und niemals das Boot verlassen." Voll des Lobes über den schnellen Einsatz der vielen Rettungskräfte (fünf Kinder wurden letztendlich mit Motorbooten an Land gebracht) ist auch Christian Müller aus Niedersonthofen. Der Vater eines zehnjährigen Regattateilnehmers wundert sich allerdings, dass die Wettfahrt gestartet wurde, obwohl offensichtlich kein Rettungsboot der Wasserwacht vor Ort war. Der Veranstalter SSG Rottachsee war von einer einsatzbereiten Wasserwacht ausgegangen. Spring: "Ich habe gesehen, dass ein Einsatzwagen vor der Wasserwachtgarage steht."
Das sei allerdings der Wagen von zwei Vereinsmitgliedern gewesen, die Tauchen waren, sagt der Vorsitzende der Wasserwacht Rottachtal, Bernd Stadtmüller. Wegen des schlechten Wetters war keine ehrenamtliche Wache am See eingeteilt worden. Stadtmüller selbst wurde fast zeitgleich über die Rettungsleitstelle und einen Anruf von Felix Spring über die Notlage der Kinder informiert. In wenigen Minuten waren die drei Boote startklar, die Feuerwehr vor Ort und Hubschrauber über dem See.
Wegen des Sturms sei manchem jungen Segler und den Eltern am Ufer freilich der Schreck in die Glieder gefahren, "aber es hat wohl dramatischer ausgeschaut, als es letztendlich war," sagt von Gerd Haustein aus Kempten, Vater der zwölfjährigen Vanessa, die zu guter Letzt - wie die meisten jungen Teilnehmer - alleine ans Ufer segelte.