Fendt verkauft weniger Schlepper und rechnet 2015 mit einem weiteren Minus. In Folge werden viele Stellen reduziert. Eine Transfergesellschaft soll die Angestellten weitervermitteln.
Von weihnachtlicher Besinnlichkeit ist derzeit in der Chefetage des Marktoberdorfer Traktorenherstellers Fendt wenig zu spüren. Zum 1. Januar trennt sich das Unternehmen von 570 Mitarbeitern in den Werken Marktoberdorf und Bäumenheim (Kreis Donau-Ries). Diese Zahl bestätigte am Dienstag erstmals der Vorsitzende der AGCO/Fendt-Geschäftsführung, Peter-Josef Paffen.
'Wie angekündigt, werden wir zur Anpassung des Unternehmens aufgrund des allgemeinen Marktrückgangs an den Standorten Marktoberdorf und Asbach-Bäumenheim die aktuell rund 450 Leiharbeitsstellen reduzieren und darüber hinaus von den insgesamt 4200 Stammarbeitsplätzen etwa 120 Stellen streichen', sagt Paffen.
Eine Transfergesellschaft soll die gekündigten Arbeitskräfte weitervermitteln
Der Stellenabbau zieht sich durch alle Bereiche, von Arbeitern bis zu Führungskräften. Im Laufe der vergangenen Wochen hat die Geschäftsführung mit dem Gesamtbetriebsrat einen nach Meinung von Paffen 'vernünftigen Sozialplan' ausgearbeitet. Eines der Elemente ist eine Transfergesellschaft, finanziert von der Agentur für Arbeit und von Fendt. Sie soll die Arbeitskräfte weiter vermitteln oder für andere Tätigkeiten qualifizieren. Weitere Elemente sind Abfindungen, Vorruhestandsregelungen und Versetzungen innerhalb des Unternehmens, auch von Marktoberdorf nach Bäumenheim. Ferner bietet Fendt ein 'Sabbatjahr', in dem sich Mitarbeiter etwa zum Meister weiterbilden und ins Werk zurückkehren können, sofern eine Stelle frei ist.
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Nach dem Rekordjahr 2013 mit fast 18000 verkauften Traktoren, bleibt das Unternehmen in diesem Jahr deutlich darunter. Annähernd 14800 Schlepper sollen laut Paffen vom Band gelaufen sein, wenn die Werkstore am Freitag für den Weihnachtsurlaub schließen. Für das nächste Jahr plant Fendt mit einer noch geringeren Stückzahl. Die Verantwortlichen orientieren sich hier an der Prognose für den gesamten Landtechnik-Markt. 'Die Vorhersagen bewegen sich bei einem Minus von zehn bis schlimmstenfalls 20 Prozent', sagt Paffen. Welche Konsequenzen dies für die Zahl der Mitarbeiter hat, lässt Paffen offen. Man müsse abwarten, welche Wirkung die Umstrukturierung im ersten Quartal 2015 zeige.
Um flexibler auf den Markt und damit auf die Auftragseingänge reagieren zu können, kehrt Fendt zum Einschichtbetrieb zurück, wie es bis zur Inbetriebnahme des neuen Werkes vor gut zwei Jahren üblich war. Bei dessen Eröffnung hatte Paffen bereits als langfristiges, 'ideales Ziel' ausgegeben, mit der gleichen Mannschaft doppelt so viele Traktoren zu produzieren. Damals hatte Fendt 14600 Maschinen abgesetzt.
Die gesamte Landtechnikbranche befindet sich in einer Rezession
Mehrmals stellte Paffen heraus: 'Fendt befindet sich nicht in einer finanziellen Schieflage. Es gibt keine Katastrophenstimmung.' Doch das Unternehmen wolle sich in der wirtschaftlich schwierigen Phase schneller an den Markt anpassen, als in der Rezession 2009. 'Daraus haben wir gelernt.' Denn ohne Reaktion auf die Wirtschaftslage 'gefährdet man das ganze Unternehmen'.
Seit elf Monaten in Folge befinde sich die gesamte Landtechnikbranche in einer Rezession. Deshalb gab es in diesem Jahr bei Fendt 34 Tage Kurzarbeit. Dieses Mittel, um auf sinkende Aufträge zu reagieren, sei nun ausgeschöpft. Weil Agrarexperten keine Erholung des Marktes sehen, komme auch Fendt um Entlassungen nicht herum.
Für Unsicherheit bei den Landwirten sorgten Signale aus der Politik, die Sanktionen gegenüber Russland, geringere Erlöse bei Getreide und Milch. Deshalb sinke die Investitionsbereitschaft, zumal der Maschinenpark der Betriebe nach 'vier super Jahren', in denen Fendt viele Traktoren abgesetzt hatte, gut aufgestellt sei, erklärte Paffen.
So verbuchte Fendt bei seinem größten Exportmarkt in Europa, Frankreich, einen Einbruch von 25 Prozent. Trotzdem habe das Unternehmen unter dem Strich seinen Marktanteil gehalten, für Paffen ein wichtiger Gradmesser. Denn an den Fakten an sich habe sich nichts geändert: Die Bevölkerung wird größer und damit auch der Bedarf an Lebensmitteln, an deren Erzeugung Fendt teilhaben will.