Als im Frühsommer 1954 der Forggensee erstmals aufgestaut wurde, war eine Reihe von Häusern der heute im See verschwundenen Ortschaften noch nicht geräumt. In der Nacht auf den 2. Juli hob ein ungewöhnlich starkes Hochwasser den Wasserspiegel um eineinhalb Meter an, so dass die Bewohner von den Fluten eingeschlossen wurden und sich ins Obergeschoss ihrer Häuser zurückziehen mussten. Beim Telefonieren, wie damals üblich im Erdgeschoss, stand man bis zu den Knien im Wasser. Die tägliche Post konnte nur mit dem Kahn zugestellt werden. In Füssen sprach man von 'Klein Venedig'.
Mehr als ein halbes Jahrhundert später lässt Magnus Peresson, Architekt und Heimatkenner aus Füssen, die Geschichte des Forggensees wieder lebendig werden. Mit Erzählungen und Sagen, die sich um seine eindrucksvolle Vergangenheit ranken, fesselt er zahlreiche Zuhörer und nimmt sie auf eine historische Reise mit. Der jetzt im Frühjahr nur teilweise gefüllte See gleicht vor dem Aufstau einer Mondlandschaft und macht einen tristen Eindruck. Doch der trockene Seegrund erlaubt einen spannenden Blick auf eine untergegangene Welt.
Zusammen mit den Weilern Forggen und Deutenhausen sowie Teilen von Brunnen versank eine der schönsten Wildflusslandschaften Deutschlands mit einem einzigartigen Artenreichtum an Pflanzen und Tieren in den Fluten des Lechs. Landwirte mit ihren Familien mussten ihre Häuser verlassen und verloren ihre Existenz und Heimat.
Noch heute ragen Mauerreste der untergegangenen Ortschaften aus dem teils mit Kies bedeckten, teils lehmigen Seegrund. Das aus Sandstein gemauerte Tonnengewölbe der ehemaligen Forggenmühle hat bis jetzt dem Wasser standgehalten.
Südlich von Forggen hat der See die erst 1974 entdeckten, unter Buschwerk und Erde verborgenen Grundmauern einer 'villa rustica' - eines römischen Gutshofs aus dem 2. und 3. Jahrhundert freigespült. Mit Stallungen, Tennen, Schmiede und Töpferei samt beheiztem Badehaus war es eine Station an der 2000 Jahre alten Militärstraße Via Claudia Augusta, deren Spuren noch im Füssener Land zu finden sind. Als die Römer abzogen, verfielen die Gebäude, weil die Alemannen mit den Steinbauten der Römer nichts anzufangen wussten. Die Allgäuer Sage vom versunkenen Dorf finde hier eine archäologische Bestätigung.
Weitere Führung am Freitag, 20. April. Info und Anmeldung: Tourist Information Schwangau, (08362) 81980.