Seine Spitzenstellung beim Arbeitsmarkt gibt der mittlere Landkreis Ostallgäu offenbar nicht mehr her: Mit einer Quote von 2,2 Prozent und 560 Arbeitslosen waren im Raum Marktoberdorf im November – wie im Vormonat – deutlich weniger Menschen ohne Job als im übrigen Bereich der Agentur für Arbeit Kempten. Im zweitbesten Wirtschaftsraum (Lindau) beträgt die Arbeitslosenquote schon 2,6 Prozent.
'Marktoberdorf ist absolut spitze', kommentiert die hiesige Geschäftsstellenleiterin der Agentur, Erika Weber, denn auch die Zahlen. Demnach waren im November 102 Menschen weniger arbeitslos als vor genau einem Jahr und ganze acht mehr als im Vormonat. Die Quote ist zudem genau gleich wie im November des 'guten Jahres' 2008. 'Dass die Zahlen im Vergleich zum Oktober nicht weiter gesunken sind, ist saisonal bedingt', so Weber. Wegen des vielfältigen Branchenmix’ im Raum Marktoberdorf schlägt dort das Saisonende im Tourismus aber nur am Rande zu Buche.
'Besonders' freut es Erika Weber, dass vor allem ältere Arbeitslose zunehmend 'reelle Chancen haben, unterzukommen'. Mit 189 Menschen zwischen 50 und 65 Jahren sind im mittleren Ostallgäu zurzeit immerhin 37 weniger ohne Job als vor einem Jahr. Außerdem gab es im November nur 72 junge Arbeitslose unter 25 Jahren (Oktober: 71, November 2010: 80).
Drohender Fachkräftemangel
'Das sind richtig wenig', erklärt die Leiterin der Arbeitsagentur Marktoberdorf. Zugleich zeigten die Zahlen, dass die Jugendarbeitslosigkeit schon im Vorjahr relativ gering war.
'Wenn sich der Arbeitsmarkt verbessert, profitieren erst die Jungen, mit Verzögerung dann aber auch die Älteren', erläutert sie ihre Erfahrungen. Zumal Unternehmen in Zeiten drohenden Fachkräftemangels nicht auf die Kompetenz und das Fachwissen älterer Arbeitnehmer verzichten sollten. Deshalb appelliere sie weiterhin an die Betriebe, diesen Chancen zu geben.
211 offene Stellen gab es übrigens im November im Raum Marktoberdorf – elf mehr als im Oktober, 102 mehr als genau vor einem Jahr. 'Das ist nahezu eine Verdoppelung', sagt Erika Weber über diesen beachtlichen Anstieg, den mit Bau- und Metallberufen, den Bereichen Kfz, Lager, Lebensmittel, Verkauf sowie Alten- und Krankenpflege fast alle Branchen verantworten.
Da sei nahezu für Jeden etwas dabei, so Weber. 'Und zwar nicht nur in Form von Zeitarbeit. Zum Glück gibt es auch Firmen, die direkt einstellen.' Stichwort Zeitarbeit: Je besser qualifiziert jemand ist, desto größer ist ihr zufolge dessen langfristige Chance auf Direkteinstellung – auch wenn ein kurzer Umweg über Leiharbeit nötig sein sollte.
Allerdings hat sie 'schon den Eindruck', dass inzwischen sehr viele Firmen ihre Beschäftigten zunächst befristet einstellen. Das sieht man an der mit 995 Menschen hohen Zahl an Arbeitssuchenden, betont Weber.
'Betriebe wollen schnell auf Änderungen der Auftragslage reagieren können und sich unangenehme Kündigungen, Abfindungen und Gänge vors Arbeitsgericht sparen.' Vom sozialen Gedanken her sei das aber alles andere als schön: Für befristete Arbeitnehmer seien der Urlaub – und letztlich das Leben überhaupt – nicht planbar.
Wegen der guten Witterung noch gar keine Rolle im mittleren Ostallgäu spielt das Saisonkurzarbeitergeld. Es ist gut, dass derzeit noch Außenarbeiten möglich sind, so Erika Weber: 'Die Betriebe haben ja noch Aufträge ohne Ende.'