Der Eurovision Song Contest (ESC) ist seit Jahrzehnten eine der beliebtesten Musikveranstaltungen Europas - und Deutschland ist von Anfang an dabei. Zwar waren nicht alle deutschen Teilnehmer im Wettbewerb erfolgreich, doch viele haben sich danach weiterentwickelt. Sieben der ehemaligen deutschen Teilnehmer im Überblick.
Dreimal auf der großen Bühne, dreimal auf dem Podest: Katja Ebstein
Katja Ebstein - oft als „die deutsche Grande Dame des Eurovision Song Contest“ bezeichnet - schrieb mit ihren Auftritten Musikgeschichte: Bei ihren drei Teilnahmen 1970, 1971 und 1980 stand sie jeweils auf dem Siegertreppchen. Zweimal errang sie den dritten und einmal den zweiten Platz. Der Wettbewerb, der damals noch Grand Prix Eurovision de la Chanson hieß, verhalf ihr zum internationalen Durchbruch.
Die in Schlesien geborene Ebstein war auch abseits der Musik erfolgreich: Immer wieder war sie in Theater- und Filmproduktionen zu sehen.
Ihre Bekanntheit nutzt Katja Ebstein zudem für ihr politisches Engagement. Schon früh setzte sie sich für Frieden und Abrüstung ein. Mit ihrer Stiftung engagiert sich zudem für Kinder- und Entwicklungshilfe. 2008 wurde die heute 80-Jährige für ihr künstlerisches und soziales Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

So lebt Katja Ebstein heute
Im März dieses Jahres feierte Ebstein ihren 80. Geburtstag. Laut der ARD lebt sie seit mehreren Jahren in einem kleinen Dorf in Bayern – ist auf der Bühne, aber immer noch zu Hause. Erst im April stand sie mit dem Programm „Berlin – trotz und alledem!“ vor Publikum. „Solange meine Arbeit Sinn macht und die Menschen mich verstehen, werde ich es weiter tun. Für dieses Privileg, mit meiner Meinung auf der Bühne stehen zu können, bin ich dankbar“, erklärte sie 2018 im Interview mit der Hessisch/Niedersächsischen Allgemeine.
Der erste Sieg für Deutschland: Nicole Seibert
„Germany 12 Points“ – am 24. April 1982 gewann Nicole den ESC mit „Ein bisschen Frieden“. Damit war die damals 17-Jährige die erste deutsche Gewinnerin und für viele weitere Teilnehmer ein Vorbild. Der Triumph war für sie ein Sprungbrett in eine langjährige Musikkarriere. Die mittlerweile 61-Jährige gewann viele Musikpreisen und geht bis heute auf Tour.
Fernab der Öffentlichkeit führt die Nicole Seibert ein Leben im Saarland. „Hier gehöre ich hin“, sagt sie in einem Interview mit der Augsburger Allgemeinen. Besonders die Zeit mit der Familie ist ihr wichtig. „Das Wertvollste, das du Kindern schenken kannst, ist Zeit“, sagt die zweifache Oma.
Zwischenzeitlich war die ESC-Gewinnerin an Brustkrebs erkrankt. Mittlerweile hat sie den Krebs vollständig besiegt. Das veränderte auch ihren Lebensstil: „Ich lebe seitdem viel bewusster.“
Nicole zeigt sich dem ESC gegenüber kritisch
Dem ESC gegenüber zeigt sich die 61-Jährige kritisch. „Mir fehlt das Herz“, sagt sie gegenüber dem Portal schlagerpuls.com. Für sie besteht ein großer Unterschied zwischen ihrem und den heutigen Auftritten. „Es wird alles immer schnelllebiger und digitalisiert.“ Besonders die aufwendigen Hintergründe und Inszenierungen setzen den Fokus ihrer Meinung falsch. „Dabei denke ich, dass das ein Lieder-Wettbewerb ist und kein Show-Wettbewerb.“
Schrill und schrulliger Auftritt: Guildo Horn
Mit buntem Samtanzug, Schlaghose und Rüschen: Der extravagante Auftritt von Guildo Horn dürfte vielen ESC-Fans im Gedächtnis geblieben sein. Damit gewann er zusammen mit seiner Band den siebten Platz bei dem ESC 1998.
Neben zahlreichen weiteren Auftritten als Musiker war Horn als Pädagoge in einer Werkstatt der Lebenshilfe tätig und hatte zudem eine eigene Talkshow speziell für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung. „Menschen, die komplett unkonventionell durchs Leben gehen, machen etwas mit mir“, beschreibt er den Umgang mit Beeinträchtigten in einem Interview mit dem Südkurier.

Auch Guildo Horn kritisiert den ESC
Mittlerweile lebt der 62-Jährige mit seiner Frau und seinen zwei Töchtern im Rhein-Sieg-Kreis. „Die Stadt ist nichts für mich“, sagt er. Mit dem Eurovision Song Contest geht es Horn ähnlich wie der ESC-Siegerin Nicole: „Es ist nicht mehr mein Wettbewerb.“ Es gebe „zu viele Effekte, zu viel Krach“, so Horn weiter.
Viel mehr als nur eine Teilnahme: Stefan Raab
Stefan Raab prägte den deutschen Beitrag zum ESC in den letzten zweieinhalb Jahrzehnten wie kein anderer. Zwar nahm er selbst nur ein Mal an dem Wettbewerb teil (2000), produzierte und unterstützte aber mehrere weitere ESC-Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Zu seinen ESC-Schützlingen zählten Guido Horn (1998), Max Mutzke (2004) oder Lena Meyer-Landrut (2010 und 2011).
2011 moderierte er sogar gemeinsam mit Anke Engelke und Judith Rakers das ESC-Finale in Düsseldorf. Außerdem initiierte er mehrere Castingshows zur ESC-Auswahl.
Stefan Raab auch außerhalb des ESC bekannt
Bekannt wurde Raab aber hauptsächlich als Moderator und Produzent diverser TV-Shows. „TV Total“ oder „Schlag den Raab“ waren nur zwei von mehreren äußerst erfolgreichen Formaten. Nach einer mehrjährigen Pause kehrte Raab 2024 mit der Show „Du gewinnst hier nicht die Millionen“ wieder zurück ins Showgeschäft.

Nach wenigen Sendungen beschloss RTL, das neue Raab-Format wieder abzusetzen. Komplett von der Bildfläche verschwinden wird Stefan Raab aber wohl nicht. Geplant ist eine Spezialausgabe von „Chefsachen ESC“, bei der der Entertainer und das Musikduo Abor und Tynna einen exklusiven Blick hinter die Kulissen geben werden. Für die Zeit nach der Sommerpause und dem ESC haben Raab und RTL übrigens auch schon Pläne. Der Sender und der Moderator bereiten wohl ein neues wöchentliches Format vor.
Der ESC als Start seiner Musikkarriere: Max Mutzke
2004 nahm der Sänger Max Mutzke als deutscher Act am Eurovision Songcontest teil. Zuvor hatte Mutzke an der Castingshow „Stefan sucht den Super-Grand-Prix-Star“ teilgenommen und gewonnen.
Als Sieger der Show durfte er das Stück „Can‘t Wait Until Tonight“ von Raab beim ESC singen und landete auf einem guten achten Platz. Mutzke erreichte mit dem ESC-Song sogar Platz 1 der deutschen Charts.
So lebt Max Mutzke jetzt
Seitdem veröffentlichte Mutzke mehrere Alben, darunter sein Debütalbum „Max Mutzke“, das ebenfalls auf Platz eins der Charts landete. Bei der TV-Show „The Masked Singer“ gewann er als der Astronaut die erste Staffel.
20 Jahre nach seinem Durchbruch wollte Mutzke erneut das Eurovision-Publikum erreichen: „Ich war fasziniert von der Stimmung, wie sehr die Menschen diese Veranstaltung lieben“, begründet er seine Motivation.

Bei dem deutschen Vorentscheid erreichte Mutzke 2024 nur Platz zwei hinter dem späteren ESC-Teilnehmer Isaak. Aber auch trotz dieser Niederlage ist er immer noch Teil des ESC. 2025 durfte er Stefan Raab bei der Suche nach einem deutschen Act für den Eurovision Song Contest in Basel unterstützen.
Nach 28 Jahren Flaute ein Sieg: Lena Meyer-Landrut
Sie brachte nach jahrelanger Flaute endlich wieder Wind in die deutsche ESC-Geschichte: Lena Meyer-Landrut. Während der Vorbereitungen für ihr Abitur im Jahr 2010 gewann sie den Vorentscheid für das Event und qualifizierte sich so für ihre Teilnahme. Bei dem ESC in Oslo hob die 19-Jährige mit dem Lied „Satellite“ vollständig ab und gewann mit 246 Punkten das Finale.
Zwei Tage nach ihrem Sieg landete Lena Meyer-Landrut mit „Satellite“ in mehreren Ländern auf Platz eins der Charts und war zudem als Synchronsprecherin und Werbeträgerin aktiv.
Das ist aus der ESC Gewinnerin geworden
Ein Jahr später nahm sie erneut am ESC teil. Ihr Mentor Stefan Raab wollte aus der Gewinnerin auch eine Titelverteidigerin machen, sie erreichte den zehnten Platz. Neben ihrer Musikkarriere ist sie als Model, Synchronsprecherin und TV-Jurorin aktiv, unter anderem in „The Voice Kids“.

Zuletzt ist es um Lena Meyer-Landrut ruhig geworden. Nach den kurzfristigen Absagen mehrerer Konzerte aus gesundheitlichen Gründen ist die Sängerin nicht mehr in der Öffentlichkeit erschienen.
Schon vor dem ESC im Fernsehen zu sehen: Michael Schulte
Auf der ESC-Bühne in Lissabon 2018 sang Michael Schulte eine Ballade über seinen verstorbenen Vater und erreichte einen erfolgreichen vierten Platz. Damit holte er Deutschland nach vielen Jahren wieder zurück auf die vorderen Plätze. „Ich habe nicht geweint, aber ich hatte schon leicht feuchte Augen“, erzählt der Sänger über seinen Auftritt.
Doch auch davor war er schon auf dem Bildschirm zu sehen. Erst auf YouTube mit „Conversations“, dann 2008 als Teilnehmer von „The Voice of Germany“. Hier schaffte es Schulte im Team von Ray Garvey auf den dritten Platz. Garvey nahm Schulte danach mit auf Tour und steuerte einen Song zu dessen Album bei.
In dem Jahr nach seiner ESC-Teilnahme war Michael Schulte Jury-Mitglied und hatte damit Einfluss auf die deutsche Punktevergabe beim Eurovision Songcontest.
Das macht Michael Schulte heute
Laut Bunte.de heiratete er nur etwa einen Monat nach seinem ESC-Erfolg seine Frau Katharina. Im August bekam er seinen ersten Sohn. Mittlerweile lebt der 35-Jährige mit zwei Kindern in Buxtehude.

Schulte ist weiterhin als Sänger tätig. „ Ich habe bis zum heutigen Tag das Gefühl, dass es immer weiter bergauf geht, anstatt herunter oder auch einfach nur stagniert“, erzählt er 2024 in einem Interview mit dem Fast Forward Magazin.
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