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Diebstahl von Keltenschatz in Manching: So ausgeklügelt gingen die Täter vor

Millionen-Raub

Diebstahl von Keltenschatz in Manching: So ausgeklügelt gingen die Täter vor

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    Rupert Gebhard (l), Leitender Sammlungsdirektor Archäologische Staatssammlung München, und Nicolas Kaczynski (r), Leitender Oberstaatsanwalt Leiter Staatsanwaltschaft Ingolstadt, stehen zu Beginn einer Pressekonferenz vor Ort hinter einer eingeschlagene Vitrinenscheibe im Kelten-Römer-Museum. Einbrecher erbeuteten im oberbayerischen Manching einen mehrere Millionen Euro teuren Goldschatz aus der Keltenzeit.
    Rupert Gebhard (l), Leitender Sammlungsdirektor Archäologische Staatssammlung München, und Nicolas Kaczynski (r), Leitender Oberstaatsanwalt Leiter Staatsanwaltschaft Ingolstadt, stehen zu Beginn einer Pressekonferenz vor Ort hinter einer eingeschlagene Vitrinenscheibe im Kelten-Römer-Museum. Einbrecher erbeuteten im oberbayerischen Manching einen mehrere Millionen Euro teuren Goldschatz aus der Keltenzeit. Foto: picture alliance/dpa | Peter Kneffel

    Diese Nachricht hat am Dienstag die archäologische Welt in Deutschland erschüttert: Der größte keltische  Goldfund des 20. Jahrhunderts wurde aus dem Kelten-Römer-Museum Manching (Oberbayern) gestohlen. Bleiben die über 480 Goldmünzen verschwunden, wäre das ein enormer Schaden für die Deutsche Kultur. Was über den Diebstahl bisher bekannt ist, darüber informierte jetzt die Polizei zusammen mit der Staatsanwaltschaft und Vertretern der Archäologischen Staatssammlung. 

    Diebstahl wird erst acht Stunden später bemerkt

    Die bisherigen Ermittlungen ergaben, dass die Diebe am Dienstag gegen 01:26 Uhr in das Museum einstiegen und gezielt eine Vitrine aufbrachen. Darin enthalten: Ein Goldschatz, der aus 483 Goldmünzen und einem Goldgusskuchen besteht. Außerdem machten sie sich an einer weiteren Vitrine zu schaffen, aus der sie drei Münzen stahlen.  Erst gegen 09:45 Uhr bemerkten Museumsmitarbeiter den Einbruch und verständigten das Polizeipräsidium Oberbayern Nord. 

    Diebe zerstörten wohl Glasfaser-Verteilstelle

    Wie die Polizei mittlerweile weiß, löste die automatisierte Alarmanlage des Museums zwar einen Alarm aus, doch der kam nicht in der Sicherheitszentrale der Wachfirma an. Der Grund: Nur neun Minuten vor dem Diebstahl wurde eine Glasfaser-Verteilerstelle der Deutschen Telekom in Marching beschädigt. Dadurch fiel die Telefon- und Internetversorgung in dem Ort aus, so dass der Alarm im Museum nicht an die Wachfirma weitergeleitet werden konnte. Da beide Vorfälle sowohl örtlich als auch zeitlich eng beieinander liegen, geht die Polizei davon aus, dass sie zusammenhängen.

    Polizei wertet Videoüberwachungen aus

    Die Polizei stellte die Datenträger der Videoaufzeichnungen im Museum sicher, um sie auszuwerten. Das Bayerische Landeskriminalamt (BLKA) übernahm unter der Sachleitung der Staatsanwaltschaft Ingolstadt die weiteren Ermittlungen sowohl für die gemeinschädliche Sachbeschädigung als auch für den schweren Bandendiebstahl.

    Der Keltenschatz von Manching

    Der Goldschatz wurde 1999 bei Ausgrabungen südlich des antiken Hafens der Keltenstadt von Manching entdeckt, informierte Prof. Dr. Rupert Gebhard, Leitender Sammlungsdirektor der Archäologischen Staatssammlung. Er wurde dort wohl um 100 v. Chr. vergraben und umfasst 483 sogenannte Statere. Diese Münzen wiegen jeweils ca. 7,2 Gramm. Hinzu kommt ein zurechtgefeilter Goldgusskuchen von 217 Gramm, was dem Gewicht von 30 weiteren Münzen entspricht. Das macht ein Gesamtgewicht von etwa 3,7 Kilogramm.

    Kelte hat Schatz wohl zum Schutz vergraben

    Der Schatz wurde wohl in einem Sack oder Beutel aus Stoff oder Leder vergraben, worauf drei Bronzeringe hindeuten. Warum er eingebuddelt und später nicht mehr geborgen wurde, ist unklar. Denkbar wäre, dass der Besitzer seinen Goldschatz in Sicherheit bringen wollte, dann aber starb. Denn zu dieser Zeit griffen immer wieder Germanenstämme die Keltenstadt von Manching an, was auch zu deren Niedergang beigetragen haben dürfte.  Die Goldmünzen wurden im Siedlungsgebiet der keltischen Boier im heutigen Tschechien geprägt und kamen wohl über Handelskontakte nach Manching.

    Enormer kultureller Schaden

    Mit dem Diebstahl des keltischen Goldschatzes von Manching droht das Kelten-Römer-Museum Manching nicht nur eines seiner Highlights zu verlieren, sondern auch einer der größten und bedeutendsten Goldschätze der Keltenzeit überhaupt. Gebhard betonte, dass der kulturelle und wissenschaftliche Schaden enorm und nicht ersetzbar sei.

    Landeskriminalamt bittet um Hinweise

    Das Bayerische Landeskriminalamt bittet nun die Bevölkerung um ihre Mithilfe:

    • Wem sind in den Nacht im Bereich des Kelten-Römer-Museums Manching verdächtige Personen aufgefallen?
    • Wer hat im Vorfeld in der näheren Umgebung verdächtige Beobachtungen gemacht, die im Zusammenhang mit dem Einbruch stehen könnten?
    • Wer kann sonst sachdienliche Hinweise zur Tat, den Tätern oder den gestohlenen Goldmünzen geben?
    • Wer hat im Bereich um das Gebäude Grundstraße 1 ½ in 85077 Manching verdächtige Personen bemerkt bzw. Beobachtungen gemacht, die im Zusammenhang mit der Sabotage stehen könnten?

    Hinweise nimmt das Bayerische Landeskriminalamt unter der Telefonnummer 089/12120 oder jede andere Polizeidienststelle entgegen.

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