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Geiselnahme in Ulm: Ex-Soldat wird zu sechs Jahren Haft und Unterbringung in Psychiatrie verurteilt

Urteil ist gefallen

Geiselnahme in Ulmer Café: Ex-Soldat muss dauerhaft in Psychiatrie

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    Zu sechs Jahren Haft und einer dauerhaften Unterbringung in einer Psychiatrie wurde ein 44-jähriger Mann am Landgericht Ulm verurteilt. Der Ex-Soldat nahm Ende Januar in einem Café in der Ulmer Innenstadt zwölf Menschen als Geisel.
    Zu sechs Jahren Haft und einer dauerhaften Unterbringung in einer Psychiatrie wurde ein 44-jähriger Mann am Landgericht Ulm verurteilt. Der Ex-Soldat nahm Ende Januar in einem Café in der Ulmer Innenstadt zwölf Menschen als Geisel. Foto: picture alliance/dpa | Stefan Puchner

    Im Herzen von Ulm brachte ein Mann am 26. Januar zwölf Menschen in einem Café am Münsterplatz in seine Gewalt. Seit Anfang September musste sich dafür ein 44-jähriger Mann aus dem nordrhein-westfälischen Iserlohn vor dem Landgericht Ulm verantworten. Der Ex-Soldat räumte bereits zum Prozessauftakt über seinen Verteidiger die Tat vollumfänglich ein und entschuldigte sich. Er habe niemanden verletzen wollen. 

    Ex-Soldat muss im Extremfall für immer in Psychiatrie bleiben

    Das Landgericht Ulm verurteilte den ehemaligen Bundeswehr-Soldaten am Dienstag zu sechs Jahren Haft, berichtet der SWR. Was aber viel schwerer wiegt: Der Mann wird laut Urteil dauerhaft in einer psychiatrischen Klinik eingewiesen. Die Zeit, die er dort verbringt, wird zwar auf die Haftstrafe angerechnet. Es kann aber sein, dass der Ex-Soldat deutlich länger in der Klinik bleiben muss. Im Extremfall für immer. 

    Wie der SWR weiter berichtet, hatten sich sowohl Staatsanwaltschaft als auch Verteidigung für einen Klinikaufenthalt ausgesprochen. Das Strafmaß ging allerdings deutlich auseinander. Während die Staatsanwaltschaft acht Jahre Haft wegen Geiselnahme in sieben Fällen sowie Freiheitsberaubung und Nötigung in fünf Fällen forderte, ging die Verteidigung von einem minderschweren Fall aus. Deshalb hielt sie eine Strafe von höchstens vier Jahren für angemessen. 

    Geiselnehmer wollte sich von SEK erschießen lassen

    Laut Anklage hatte der Ex-Soldat die Geiseln in dem Café mit einer täuschend echten Waffen-Attrappe bedroht und aufgefordert, die Polizei zu rufen. Sein Ziel sei gewesen, sich bei der Geiselnahme vom Spezialeinsatzkommando (SEK) erschießen zu lassen. Als er nach eineinhalb Stunden mit einer Geisel vor die Türe trat, schossen Einsatzkräfte auf den Oberkörper und in das Gesicht des Angeklagten und beendeten so die Geiselnahme. Sämtliche Geiseln, die nach und nach freigelassen wurden, blieben unverletzt.

    Nach einer Geiselnahme nahe des Ulmer Münsterplatzes stehen Mitarbeiter der Spurensicherung und der Polizei im abgesperrten Bereich.
    Nach einer Geiselnahme nahe des Ulmer Münsterplatzes stehen Mitarbeiter der Spurensicherung und der Polizei im abgesperrten Bereich. Foto: picture alliance/dpa | Marius Bulling

    Schon vor der Geiselnahme in der Ulmer Innenstadt hatte der Mann mehrmals versucht, sich umzubringen, berichtet der SWR. Deshalb sei er auch mehrmals in Kliniken gewesen. Der Ex-Soldat war aber immer wieder nach kurzer Zeit entlassen worden. Die Experten waren offenbar zu dem falschen Schluss gekommen, dass sein psychischer Zustand stabil genug dafür sei. Das letzte Mal kamen sie im Dezember 2023 zu dieser Einschätzung. Nur einen Monat später kam es zur Geiselnahme in Ulm

    Posttraumatische Belastungsstörung nach Afghanistan-Einsätzen

    Ursache für die psychischen Probleme des 44-Jährigen dürfte eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) sein. Zu diesem Schluss kam ein psychiatrischer Gutachter. Der ehemalige Bundeswehr-Soldat war zwei Mal in Afghanistan im Einsatz. Probleme hatte er wohl schon nach seinem ersten Einsatz. Trotzdem meldete er sich freiwillig für einen zweiten. Jahre später kämpfte er schließlich mit psychischen Problemen. Laut SWR wusste die Bundeswehr spätestens seit 2022 von den Beschwerden des 44-Jährigen. Eine entsprechende Behandlung hatte man ihm aber erst Ende 2024 in Aussicht gestellt. Der Grund: Offenbar fehlende Therapieplätze.

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