Von Stefan Drescher |KaufbeurenEs war einer dieser höchst seltenen Eishockeyabende, an dessen Ende beide Seiten zufrieden waren. Hannovers Trainer Joe West war es - sowohl mit der Leistung seiner Mannschaft als auch mit dem geholten Punkt. Auch ESVK-Trainer Marcus Bleicher freute sich über die zwei Zähler, die seine Joker nach dem 2:1-Erfolg nach Penaltyschießen zu Hause behielten und verzichtete sogar auf das sonst weit verbreitete Philosophieren über "verschenkte" und "gewonnene" Punkte.
Erleichterung über Heimsieg
Dazu waren Freude und Erleichterung über den ersten Sieg im zweiten Heimspiel und den Erfolg über den Aufstiegsfavoriten Nummer eins der Oberliga wohl doch zu groß. Geht man allerdings von einer nüchternen Ergebnisbetrachtung weg und bezieht den gesamten Spielverlauf mit ein, hätte dabei die Rede von einem verlorenen Punkt aus Sicht des ESVK durchaus seine Berechtigung gehabt.
Die Joker waren die tonangebende Mannschaft, glänzten vor allem in den ersten beiden Dritteln mit schnellem und ansehnlichem Eishockey, offenbarten aber jedoch erneut große Defizite im Abschluss.
Trotz einer Vielzahl an klaren Torchancen, die meist der grandios aufgelegte Gästetorwart Benjamin Voigt zunichte machte, blieb der ESVK bis zum vorläufigen 1:0 in der 52. Spielminute durch Daniel Schury ohne Treffer.

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ESVK unterliegt dem Spitzenreiter Kassel Huskies mit 3:2 nach Penaltyschießen
Um jeden Zentimeter gekämpft
Weil die Indians trotz größerer Kaufbeurer Spielanteile immer brandgefährlich blieben, sahen die 1734 Zuschauer in der Sparkassen-Arena eine Partie, die bis zur letzten Minute an Spannung kaum zu überbieten war. Das brachte beide Trainern zum Schwärmen: "Es war ein sehr gutes Niveau für ein Oberliga-Eishockeyspiel: Ein schnelles Spiel mit einem hohen Tempo", sagte West. "Es wurde um jeden Zentimeter gekämpft. Ein taktisch sehr gutes Spiel - ich wusste auch, dass jeder kleinste Fehler hätte bestraft werden können", fügt Bleicher hinzu.
Dass der Kaufbeurer Übungsleiter trotz dieser Erkenntnis auch an diesem Abend wieder fest auf seine jungen Spieler setzte, ist daher umso erfreulicher. "Ich bin sehr zufrieden mit den Jungs. Man muss sie zwar ab und zu mal wieder auf den Boden zurückholen, aber sie arbeiten die ganze Woche sehr hart", verrät Bleicher. Besonders über Daniel Oppolzer und Benjamin Röhling, die sogar gemeinsam in Unterzahl aufs Eis durften, zeigt sich der Trainer erfreut: "Am Freitag war ich mit beiden nicht zufrieden, aber heute haben sie mir mein Vertrauen mit Kampf, Einsatz und Leidenschaft wieder zurückgegeben und ein großes Spiel gemacht."
Ebenfalls reichlich Lob vom Trainer gab es für Torhüter Leo Conti, der nicht nur im Penaltyschießen alle drei Versuche der Indians hielt, sondern auch während des gesamten Spiels eine souveräne Leistung zeigte: "Dank eines überragenden Leo Conti und einer sehr kompakten Abwehr haben wir an diesem Wochenende nur zwei Tore bekommen. Die Abwehr fängt bereits im Sturm an, es hat sich also durch die komplette Mannschaft gezogen."
Für Bleicher ein klares Zeichen, dass es mit seinem Team weiter bergauf geht: "Ich habe von vornherein gesagt, dass die Mannschaft noch etwas Zeit und Geduld braucht. Es wird immer besser."