In seiner Heimatstadt Füssen zählte er schon zu Lebzeiten zu den Eishockey-Legenden, so wie Paul Ambros oder Markus Egen. Als Nationaltrainer hat er den Kufensport geprägt wie kein Zweiter: Xaver Unsinn. Der Mann mit dem markanten Pepitahut, den man überall voller Respekt nur 'Mister Eishockai' nannte, hat das Eis für immer verlassen: Im Alter von 82 Jahren ist Unsinn am Mittwoch gestorben.
Die Erfolge Xaver Unsinns sind herausragend: Mit dem EV Füssen wurde er achtmal deutscher Meister (1949 bis 1960), er führte das Nationalteam 1976 zu Olympia-Bronze und erhielt 2007 sogar einen Platz in der 'Hall of Fame', der Ruhmeshalle des Welt-Eishockey-Sports – eine Auszeichnung, die er, so wie seine zahlreichen Titel, nie protzig vor sich her trug.
Der gelernte Notariatsgehilfe, der vor seiner hauptamtlichen Trainerzeit in Diensten der Stadt Füssen stand, fühlte sich wohl im Rampenlicht. Doch zuletzt war es ruhig geworden um den humorvollen und schlagfertigen Füssener. Gesundheitlich angeschlagen, zog er sich mehr und mehr in sein Haus in Hopfen zurück und zeigte sich kaum noch in der Öffentlichkeit.
'Wir sind schon als Kinder immer beisammen gewesen und haben über all die Jahre nie unsere Freundschaft verloren', erinnert sich der Füssener Weggefährte Markus Egen (84). Mit dem EVF sammelten beide Meistertitel um Meistertitel, ehe Unsinn 1960 nach Kaufbeuren wechselte, wo er als Spielertrainer erstmals auch an der Bande aktiv war. 'Er hat für das Eishockey gelebt', sagt Egen, der 1964 mit Unsinn und Engelbert Holderied die deutsche Nationalmannschaft trainierte. 'Er ist geduldig mit jungen Spielern umgegangen und sehr gut angekommen: Für viele war er ein wichtiger Ansprechpartner.' Ohnehin sei Unsinn mit seiner freundlichen Art bei allen beliebt gewesen: 'Ich habe ihn nie streiten gesehen', erinnert sich Egen.
Nationalspieler Siegfried Schubert (72) aus Füssen ergänzt: 'Er wird uns sehr, sehr fehlen.' Wie viele seiner alten Weggefährten besuchte Schubert seinen ehemaligen Teamgefährten zum letzten Mal am 80. Geburtstag. 'Auch wenn er guten Mutes war, so wussten doch viele von uns um seinen gesundheitlichen Zustand.'
Schubert hatte Unsinn als kleiner Bub von der Tribüne aus zugejubelt, ehe er als 16-Jähriger erstmals mit seinem Idol in der ersten Mannschaft des EVF auf dem Eis stand. 'Der Xaver war damals Kapitän, von der Mannschaft in geheimer Wahl gewählt, was ja zu dieser Zeit eher selten war.'
Unsinn habe damals schon 'ungeheuren Weitblick und das gewisse Gespür im Umgang mit einer Mannschaft gehabt, das ihn später auch als Trainer so erfolgreich gemacht hat', so Schubert. 'Er war ein ausgezeichneter Psychologe, ein kluger Kopf, der das deutsche Eishockey bekannt gemacht hat.' Dabei habe er seine guten Kontakte genutzt. Schließlich habe Unsinn die ganze Eishockeywelt gekannt – und sie ihn am Ende auch.