Die Eishockey-Saison läuft auf vollen Touren. Die Iserlohn Roosters haben Fahrt aufgenommen. Doch deren Angreifer Thomas Holzmann sitzt nur noch daheim in Buchloe auf der Couch. Er darf sich nicht rühren. Die Schulter ist kaputt.
Der 24-jährige DEL-Profi ist betrübt und sagt: Das kam zu einem ganz blöden Zeitpunkt. Iserlohn war für ihn nämlich eine Chance. Nach enttäuschender Saison 2010/11 mit den Hamburg Freezers hatte er im Sommer seinen Vertrag in der Hansestadt im Einvernehmen mit der Vereinsführung aufgelöst. In 48 Spielen gelang ihm nur ein Tor. 'Es war mein bisher schlechtestes Jahr', gibt er zu. Im Sauerland hegte Roosters-Manager Karsten Mende große Hoffnungen auf den Außenstürmer aus dem Ostallgäu. 'Er ist ein Spieler mit sehr viel Perspektive', sagte Mende bei der Verpflichtung.
Gelungener Start in die Saison
Diesen Vorschusslorbeeren wurde Holzmann bisher gerecht. 'Es hat sehr gut angefangen. Ich hatte viel Eiszeit', sagt er. Auf ein Tor kommt er in sechs Spielen. Er ist stark im Defensivverhalten, darf in wichtigen Unterzahl-Situationen spielen. Von den Nordamerikanern mit NHL-Erfahrung und Nationalmannschaftskapitän Michael Wolf (30/Füssen) wollte er lernen. 'Und viel erreichen', wie er sagt. Auch mit Tobias Wörle (27), einem weiteren Füssener im Team.
Dann kam am 1. Oktober das Spiel gegen Wolfsburg. Iserlohn verlor 0:7, doch das interessierte Holzmann gar nicht. Er war schon im Krankenhaus, als die Partie endete. Beim Stand von 0:2 passierte es. Erinnerungen an die Szene hat er nicht. 'Ich hab es mir erst auf Video ansehen müssen', sagt er.
Holzmann erhielt einen Stoß und krachte mit der Schulter voraus in die Bande. Dabei hat er sich die Schulter ausgekugelt. Ein klares Foul, das nicht einmal geahndet wurde. Das Labrum, ein faserknorpeliger Teil des Schultergelenks, war abgerissen und um sechs Millimeter verschoben. 'Ich habe sofort gewusst, dass das länger dauern wird. Ich war sauer', ärgert er sich. Nicht über den Gegenspieler, sondern dass er pausieren muss. 'Für einen Sportler gibt es nichts schlimmeres. Das weiß ich jetzt auch', sagt er.
Bisher war Holzmann von Verletzungen verschont geblieben. In den vergangenen sechs Jahren fehlte er kaum ein Spiel. Weder in der DEL für Hannover, Kassel oder Hamburg noch für den ESV Kaufbeuren, wo er das Eishockeyspielen lernte. Frei von Verletzungen zu sein, half ihm in seiner Entwicklung. Doch dann kam dieses verflixte Jahr in Hamburg und jetzt der nächste Rückschlag. Droht er in seiner Entwicklung als Eishockeyspieler zu stagnieren? 'Da habe ich keine Angst', wiegelt er ab.
In München operiert
Vergangene Woche wurde Holzmann in München operiert. Bis Anfang Januar wird er auf keinen Fall ein Spiel bestreiten dürfen. Zunächst wird die lädierte Schulter mit einer Schiene stabilisiert. Nächste Woche beginnt die Reha in Iserlohn. Bis dahin verweilt er zu Hause in Buchloe und bläst Trübsal. 'Es nervt, nur rumzusitzen', sagt er.
Noch ist die Stimmung am Boden. Beim Blick auf die DEL-Tabelle erhellt sich aber auch die Miene des Allgäuers etwas. Aktuell sind die Iserlohn Roosters Vierter. Sie haben Fahrt aufgenommen, und Thomas Holzmann will sobald wie möglich auf den Zug aufspringen. Er sagt: 'Wir haben eine sehr gute Mannschaft und bald geht’s auch bei mir wieder aufwärts.'