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Artikel: Peinlich und disziplinlos

9. Dezember 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
harald langer

Eishockey Kaufbeurer verärgern beim 5:8 in Füssen erneut die Fans

Von Thomas Schreiber |KaufbeurenDer ESV Kaufbeuren wurde im Derby der Eishockey-Oberliga beim EV Füssen erneut gedemütigt. Die 5:8-Niederlage wirkt dabei sogar noch schmeichelhaft, denn nach einem 1:7-Zwischenstand nach dem zweiten Drittel drohten einmal mehr alle Dämme zu brechen. Dabei hatte ESVK-Präsident Kurt Dollhofer nach dem Freitagsspiel gegen Passau noch vermutet: "Schlechter geht´s nicht mehr." Sportlich peinlich, dazu eine beschämende, disziplinlose Vorstellung im Mittelabschnitt - die Kaufbeurer Fans wurden einmal mehr bitter enttäuscht.

ESVK-Vorstandsmitglied Andreas Settele nahm unmittelbar nach Spielende kein Blatt vor den Mund. "Man kann verlieren, aber die Art und Weise ist entscheidend", sagte Settele und kündigte zugleich an, die Arbeitsauffassung einzelner Spieler zu hinterfragen. Dabei waren es gerade die vermeintlich arrivierten Akteure, die deutlich unter ihren Möglichkeiten blieben. Was sich die Joker zwischen dem 1:1 und dem 1:4 in der 18. Minute an individuellen Fehlern leisteten, war beinahe unglaublich. Dabei ärgerte sich Settele besonders darüber, dass sich die Mannschaft ab diesem Zeitpunkt völlig gehen ließ. Daran änderte auch die zwischenzeitliche Auszeit von Trainer Marcus Bleicher nichts. "Gerade in dieser Phase sind Führungsspieler gefragt, doch die waren weit und breit nicht zu sehen", klagte der Kaufbeurer Trainer.

Allerdings erwarte er auch, dass die Spieler aus der zweiten Reihe mehr Verantwortung übernehmen.

Überwiegend in Unterzahl

Eine Flut von Frustfouls führte dazu, dass der EV Füssen im zweiten Drittel bei ständiger Überzahl seine Führung nach Belieben ausbauen konnte. Die insgesamt 59 Strafminuten der Kaufbeurer dem Schiedsrichter anzulasten, wäre eine billige Ausrede. Vielmehr hat der Deutsche Eishockey-Bund mit der Einteilung von Schiedsrichter Willi Schimm (Deutsche Eishockey-Liga) einen seiner besten Unparteiischen ins Allgäu geschickt.

Appell an den Stolz

"Wir haben zwei Drittel überragend gespielt. Der Wille war bei jedem Spieler da und der Zwischenstand von 7:1 hoch verdient", bilanzierte Füssens Coach Dave Rich die zu diesem Zeitpunkt einseitige Partie. Sehr deutlich wurde der Kaufbeurer Trainer offensichtlich in der zweiten Pause, als dieser noch einmal an den Stolz jedes Einzelnen appelliert hatte. "Viele hatten offensichtlich die Prinzipien Laufen und Kämpfen vergessen", sagte ein enttäuschter Bleicher.

Auch die Gemütslage unter den zahlreichen Fans wogte zwischen Fassungslosigkeit und totaler Verärgerung.

Dass man sich im letzten Drittel wieder vernünftig am Spielgeschehen beteiligte, lag in erster Linie an einem schwächer werdenden EV Füssen, aber auch an einer zum Teil geänderten Arbeitsauffassung. Die Fans jedenfalls zeigten über 60 Minuten Leistung, auch wenn sie sich dabei stellenweise in Selbstironie übten. Bleicher versprach abschließend eine akribische Aufarbeitung der Geschehnisse. "Ich erwarte am Freitag in Miesbach eine deutliche Reaktion der Mannschaft", sagte er. Wer die Mechanismen im Sport kennt, weiß, dass dies auch für Bleicher selbst ziemlich wichtig wäre.