Thomas Zellhuber ist in eine Kultfigur. Nur zwei Spielzeiten stand der Torhüter für den ESVK auf dem Eis, und das ist auch schon acht Jahre her. Die Fans lieben ihn trotzdem weiterhin, auch wenn er jetzt wieder für den Erzrivalen EV Füssen aufläuft. Die lautstarken "Zell, Zell, Zellhuber"-Rufe aus dem Kaufbeurer Fanblock am Sonntagabend waren aber ausnahmsweise einmal keine reine Sympathiekundgebung - sondern mit einem guten Schuss Schadenfreude gewürzt. Denn ein dicker Fauxpas von "Zelle" hatte ein packendes Allgäu-Derby in der 51. Minute entschieden.
Hinter seinem Gehäuse vertändelte der Füssener Torwart die Scheibe. In einem anschließenden verbissenen Zweikampf mit Kaufbeurens Benjamin Röhling hatte Zellhuber das Nachsehen, weil der 21-jährige Stürmer mit maximaler Willenskraft sich diese Chance nicht entgehen lassen wollte und den Puck zum 3:1 im EVF-Tor unterbrachte. Nach einem zuvor fast zehnminütigen, aber erfolglosen Sturmlauf der Gäste war das der klassische Knock-out aus heiterem Himmel. Bei allem Mitgefühl für sein Gegenüber, mit dem er im Vorjahr noch zusammen bei Ravensburg gespielt hatte, meinte ESVK-Torwart Leo Conti hinterher: "In diesem Moment habe ich mich einfach nur gefreut, weil das Tor enorm wichtig für uns war."
Denn die Kaufbeurer Fans, also die große Mehrzahl der fast 4600 Zuschauer, hatte sich gefragt, wie lange die tapfer kämpfenden Joker dem Füssener Druck noch würden standhalten können. "Doppelt so viele Torchancen wie Kaufbeuren" hatte EVF-Trainer Dave Rich gezählt. Conti aber ließ nicht zu, dass mehr als ein Schuss in seinem Kasten landete. "Er war der Matchwinner", sagte Rich zu der überragenden Leistung des 30-Jährigen.
"Stolz auf die Jungs"
Der so Gelobte stellte aber hinterher nicht seine Leistung, sondern die der ganzen Kaufbeurer Mannschaft in den Vordergrund. Hatte sich das Team noch drei Wochen zuvor beim 5:8 in Füssen in desolater Form präsentiert, so steht jetzt wieder ein ganz anderer ESVK auf dem Eis. "Ich bin stolz auf unsere Jungs.

ESVK-Spiel am Sonntag
Joker verlieren in der Overtime gegen Selb
Die haben mir sehr geholfen, weil sie viele Schüsse geblockt haben", sagte Conti. "Das war kämpferisch vielleicht unsere beste Leistung in dieser Saison."
In dieser Hinsicht hatte auch Rich seinem Team nichts vorzuwerfen, außer eben, dass es mit dem Toreschießen nicht so klappen wollte wie gewohnt. Die frühe Verletzung von EVF-Stürmer Andrej Naumannn, der einen hohen Stock von Kaufbeurens Bogdan Selea ins Gesicht bekam, tat wohl neben dem Ausfall von Michel Maaßen sein Übriges dazu. "Wenn wir komplett sind, sind wir sehr gefährlich", so Rich.
Mit welch großem Engagement der ESVK seine Ausfälle kompensierte, war für Matchwinner Conti "einfach sensationell".