Allen Unkenrufen zum Trotz ist der ESV Kaufbeuren mit einem Sieg in die neue Saison der zweiten Eishockey-Bundesliga gestartet. Das runderneuerte und deutlich verjüngte Team von Ken Latta gewann bei den Bietigheim Steelers mit 4:2.
Beide Trainer hatten es irgendwie schon vorher gewusst, wie die Auftaktpartie im nur noch wenige Monate im Spielbetrieb befindlichen Bietigheimer Ellental laufen könnte. 'Ich habe meine Mannschaft immer wieder gewarnt, dass Kaufbeuren immer noch den gleichen Trainer hat und ein sehr gutes System spielt. Aber irgendwie wollte scheinbar keiner auf mich hören', ärgerte sich Steelers-Trainer Kevin Gaudet nach dem Spiel. Latta hatte dagegen allen Grund, vor allem gegenüber dem Fachmagazin Eishockey News hämisch zu sein. 'Was da im Sonderheft stand, war für meine Mannschaft Motivation genug. Das Spiel war für uns quasi ein Selbstläufer.' Gaudet pflichtete ihm bei: 'Meine Spieler haben das wohl auch gelesen. Dazu noch der 11:0-Sieg im Pokal, quasi ohne Körperkontakt - das war Gift für uns.
' Dann kam eine frühe Führung für die Bietigheimer durch den neuen Kapitän Marcel Rodman im Powerplay (3.). Dies verstärkte den Eindruck, dass man die Partie kurz mal im Vorbeigehen gewinnt.
So wurde nach einem durchaus stürmischen Start deutlich das Gas zurückgenommen. Und man trat auch nicht wieder vehementer drauf, als Daniel Menge nach etwas mehr als sechs Minuten der Ausgleich gelang. Bietigheim spielte zwar nach vorne, während sich Kaufbeuren zuvorderst auf die Defensive konzentrierte, dem Team von Gaudet fehlte aber trotz teilweise deutlicher Feldüberlegenheit die letzte Konsequenz. Mit nicht mehr und nicht weniger als solider Eishockey-Arbeit hielten die Joker ihrem Schlussmann Stefan Vajs den Rücken frei. Wenn doch einmal etwas durchkam, war Vajs konzentriert zur Stelle.
Und Mitte des zweiten Drittels kam dann in der Offensive auch noch das Glück dazu. Steelers-Eigengewächs Marcel Neumann hatte die Scheibe sicher im eigenen Drittel, wollte sie an der blauen Linie rausspielen, blieb aber am Linesman hängen. Beim Versuch, Christof Aßner, der sich die freie Scheibe geangelt hatte, zu verfolgen, stolperte Neumann dann auch noch. Aßner bediente unbedrängt Dominic Krabbat und der tanzte schließlich Bietigheims Schlussmann Joey Vollmer aus (30.). Für Bietigheim war der Rückstand anscheinend nicht mehr als ein Betriebsunfall, denn an der zwar druckvollen, aber harmlosen und fehlerbehafteten Spielweise änderte sich nichts.
Der ESVK transportierte die Führung nahezu mühelos bis in das letzte Drittel, in dem erneut Krabbat im Powerplay einen Schlagschuss von Jakub Körner unhaltbar zum 3:1 abfälschte (51.). Erst jetzt wachten die Steelers auf, hatten aber Mühe, ins Spiel zurückzufinden. Die Aktionen wirkten nun oft überhastet. Knapp zwei Minuten vor dem Ende tauchte dann aber doch einmal Kapitän Rodman ganz allein vor Vajs auf und ließ dem ESVK-Schlussmann keine Chance. Im direkten Gegenzug nahmen sich die Bietigheimer aber gleich wieder diese letzte kleine Hoffnung. Nach katastrophalem Patzer lief Louke Oakley fast unbedrängt auf Vollmer zu. Oakley scheiterte zwar am Torhüter, doch der Abpraller fand von einem Steelers-Bein dann doch den Weg ins Netz.
Damit war der Auftaktsieg endgültig unter Dach und Fach, denn Bietigheim konnte selbst mit einem sechsten Feldspieler für Vollmer kein Kapital aus einer Strafe gut eine Minute vor dem Ende gegen Kevin Saurette schlagen.