Nach 14 Niederlagen in Folge und dem letzten Tabellenplatz in der DEL 2 als logische Konsequenz hat sich der ESV Kaufbeuren gestern von den sportlich Verantwortlichen getrennt. Sowohl Sportdirektor Dieter Hegen (52) als auch Cheftrainer Uli Egen (58) wurden am Morgen freigestellt.
Vorstandsmitglied Andreas Settele begründete die Entscheidung gegenüber der AZ: Wir haben in der Deutschland-Cup-Pause viele Gespräche mit Trainer und Spielern gehabt und diese auch vergangenen Samstag noch einmal erneuert. Darin haben wir erklärt, dass der Vorstand jetzt eine Reaktion auf dem Eis erwartet oder sonst selbst zum Handeln gezwungen ist. Settele betonte, dass sein Verein die Klasse halten und in den kommenden Monaten konkurrenzfähig mitspielen wolle. Mit nach wie vor vielen Kranken sahen die Fans am Wochenende aber sowohl im Heimspiel gegen Kassel (2:5) als auch auswärts in Weißwasser (1:6) einen Offenbarungseid.
Während Führungsspieler in der Defensive wieder und wieder krasse Schnitzer machten, trafen die Leistungsträger vorne nicht. Weder der Kanadier Brad Snetsinger noch sein Landsmann Matt Marquardt machten in den beiden Spielen überhaupt nur einen Punkt. Sowohl Hegen als auch Egen nannten zuletzt stets die lange Liste an verletzten Spielern als Hauptgrund für das sportlich miserable Abschneiden. Aus der Kaufbeurer Fanszene ist nicht selten zu hören, die Ausländerfraktion sei die schwächste, die seit Jahrzehnten bei den Jokern unter Vertrag stehe.
Die Fans machten jüngst aber auch das Duo Hegen/Egen für die Schieflage verantwortlich. Sie brachten am Stadioneingang in einer Nacht- und Nebelaktion ein Banner an, dass die Freistellung der beiden forderte. Deutliche Warnung an die Mannschaft Zuvor musste Trainer Egen seiner Mannschaft nach dem Heimspiel am Freitag sogar den absoluten Siegeswillen absprechen, wie er zerknirscht und dem Anschein nach auch ein Stück weit ratlos bei der Pressekonferenz zugab. Nach der Sonntagspartie erklärte der Trainer, selbst nicht genau zu wissen, wo er den Hebel ansetzen solle.
Deshalb spricht Settele auch eine Warnung an die Aktiven aus. Das war von uns nur der erste Schritt. Wir schließen auch Veränderungen innerhalb der Mannschaft nicht aus und sprechen schon mit mehreren Spieler-Agenten. Die Führungsspieler würden ihrem Potenzial hinterher laufen. Verletzte hin oder her: Ich muss erwarten können, dass Joker 120 Prozent für ihren Verein geben, erklärte Settele. Spielte sich das kleine Beben gestern auf der Führungsebene ab, war es im Stadion am Berliner Platz vergleichsweise ruhig. Das DEL-Team hat montags meist trainingsfrei.
Erst heute geht es wieder auf das Eis, dann mit Juha Nokelainen als Interimstrainer. Er soll die Mannschaft in den kommenden Tagen mit weiteren Übungsleitern des Nachwuchses betreuen. Settele befinde sich in Gesprächen mit mehreren Kandidaten für den Trainerjob. Er betonte, dass es bei der Personalie ausschließlich darum gehe, jemanden zu finden, der den Klassenerhalt garantiere. Weder für die kommende Saison noch für den Posten des Sportdirektors gäbe es aktuell Planungen.
Sowohl Dieter Hegen als auch Uli Egen waren gestern telefonisch nicht erreichbar. Laut Settele hätten sie ihre Freistellung aber gefasst aufgenommen. Hegen, früherer Nationalspieler und Aushängeschild des Vereins, kehrte vor exakt drei Jahren zu den Jokern zurück. Er begann als Trainer der DNL-Mannschaft, leitete später die Geschicke der ersten Mannschaft als Übungsleiter und Sportmanager.
Der aus Füssen kommende Uli Egen wurde im Januar 2014 nach einer deftigen Niederlagen-Serie unter Trainer Hegen als eine Art Feuerwehrmann verpflichtet und sicherte dem ESVK den Klassenerhalt.