Von Christopher Hecker |KaufbeurenIn den Wintermonaten begeistern sie die hiesigen Eishockeyfans, füllen die Stadien und werden als Stars gefeiert. Doch was machen die kanadischen Eishockeyspieler eigentlich im Sommer? Sitzen die Kufencracks wirklich alle in ihrer nordamerikanischen Heimat an irgendwelchen Seen und fischen oder verbessern ihr Handicap auf dem Golfplatz? ESVK-Torjäger Jordan Webb bestätigt, dass dieses Klischee tatsächlich auf die meisten Kanada-Importe zutrifft.
"Ich spiele sehr viel Golf und bin auch oft in unserem Landhaus am Lake Belmont", erzählt der 27-Jährige, der aus der kanadischen Provinz Ontario stammt. Dort verbringt Webb bei Freunden und Familie üblicherweise seine Sommermonate. Viele Familien haben auch ein Wochenenddomizil an einem der vielen Seen. Dort kann man natürlich wunderbar schwimmen und fischen. "Ich genieße es einfach, nach einer harten Saison zu entspannen und die Natur zu genießen", so Webb. Klassischerweise werden die Abende dann in lustiger Runde mit einem zünftigen Barbecue begangen. "Viele Spieler machen auch Krafttraining, um in Form zu bleiben", erzählt der Kaufbeurer Stürmer. "Aber ich gehöre nicht dazu. Ich finde es wichtig, dem Körper auch mal eine Pause zu gönnen."
Jedes Jahr wieder ein Höhepunkt ist die Reise an seine alte Universität in Albany im US-amerikanischen Bundesstaat New York: "Dort treffe ich bei einem obligatorischen Golfturnier viele Studienfreunde." Da die wenigsten von ihnen noch professionell Eishockey spielen, dreht sich bei diesem Treffen nicht mehr alles um den schnellsten Mannschaftssport der Welt. "Es ist schön, sich auch mal über andere Themen zu unterhalten", verrät Webb.
Gerade in den ersten Urlaubswochen war Eishockey diesmal zentrales Thema. Grund hierfür waren die Vertragsverhandlungen mit dem ESVK. Gemeinsam mit seinem Sturmpartner Rob McFeeters, der 30 Minuten von Webb entfernt in Kanada zu Hause ist, ließ er die Telefondrähte zwischen dem Allgäu und Ontario glühen. "Wir wollten wieder zusammen spielen, aber auch einen Schritt nach vorne machen.
Die Zielsetzung Aufstieg war sehr überzeugend", so Webb. Mitunter telefonierte das Sturmduo sogar während einer gemeinsamen Golfpartie mit den ESVK-Verantwortlichen. Gemäß dem Business-Motto "Die besten Geschäfte werden am Golfplatz gemacht", gelang es Klaus Habermann & Co. das umworbene Duo für ein weiteres Jahr an die Wertach zu locken.

"Eine großartige Stimmung, die es so nicht überall gibt"
Dan Przybyla (24) vom ERC Sonthofen im Interview
Doch trotz Golf, Fischen, Grillen und Vertragsverhandlungen gesteht Webb: "Manchmal ist es schon langweilig." Viele seiner Freunde arbeiten und kommen nicht in den Luxus eines dreimonatigen Urlaubs, haben dementsprechend auch nicht immer Zeit. Das und die Tatsache, dass die meisten Verträge nur acht oder neun Monate gelten und Einkommen garantieren, veranlasst einige Cracks im Sommer einer anderen Tätigkeit nachzugehen. "Ich habe während meines Studiums in den Ferien immer gearbeitet, aber mittlerweile mache ich das nicht mehr", so Webb.
"Ich bin ein sparsamer Typ. Mir reicht das Geld, das ich mit Eishockey verdiene."
Tänzelfest und Gesundheitscheck
Obwohl der offizielle Dienstantritt am 1. August war, flog Webb in diesem Sommer schon früher zurück nach Deutschland. "Ich musste nach meiner alten Verletzung noch einige medizinische Untersuchungen machen lassen", so Webb. Dass er dadurch auch erstmals das hiesige Tänzelfest samt Lagerleben mitnehmen konnte war "purer Zufall", sagt der Kaufbeurer Publikumsliebling lachend.