Kaufbeuren | von stefan drescher: Die Wiederentdeckung des Sieger-Gens

30. Dezember 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
mischa miltenberger

Eishockey - Mit viel Kampf und Leidenschaft ringt der ESVK vor 4556 Zuschauern den EV Füssen mit 3:1 nieder - Benjamin Röhling trifft wie schon im ersten Derby-Heimspiel

Es war neun Minuten vor dem Ende des vierten Allgäu-Derbys der Saison, als Benjamin Röhling zur 3:1-Führung für den ESV einschob und damit die Stimmung in der mit 4556 Zuschauern fast ausverkauften Sparkassen-Arena zum Überkochen brachte. Am Ende blieb es bei diesem Spielstand und der 21-Jährige wurde zum Matchwinner. Einmal mehr.

Bereits vor zwei Monaten war es der Stürmer, der beim ersten Heimspiel gegen den EV Füssen den Siegtreffer zum 2:1 besorgt hatte und somit zum Derby-Helden avanciert war. Doch wie schon damals will Röhling auch dieses Mal von diesem Titel nichts wissen. Zurückhaltend, beinahe schüchtern steht der Stürmer nach dem Spielende im Kabinengang und meint bescheiden: "Natürlich ist das ein wahnsinniges Gefühl für mich. Aber den Ausschlag hat heute nicht meine Leistung, sondern die der kompletten Mannschaft gegeben."

Und damit dürfte der 21-Jährige trotz seines wichtigen Treffers wohl gar nicht so falsch liegen.

Denn wie bereits in der Vorwoche präsentierten sich die Joker auch im Derby erneut als beeindruckend kämpfendes Kollektiv: Keine Scheibe wurde verloren gegeben, kein Laufweg gescheut und jeder Zweikampf angenommen. "Mit viel Können und Geschick, vor allem aber dank einer überragenden Mannschaftsleistung, haben wir das Spiel heute gewonnen", weiß auch Trainer Marcus Bleicher.

Positiver Nebeneffekt: Mit dem Teamgeist scheint auch das Gewinner-Gen in der Sparkassenarena wiederentdeckt worden zu sein. Über das gesamte Spiel gesehen war der siegreiche ESVK nämlich keinesfalls die bessere Mannschaft.

Im Gegenteil: Hatten sich die Gäste aus Füssen in den ersten beiden Dritteln schon ein leichtes Übergewicht erarbeitet, schnürten sie im letzten Abschnitt den ESVK minutenlang in dessen Drittel ein. Dass ihnen der Erfolg für ihre Bemühungen jedoch verwehrt und die Punkte am Ende in Kaufbeuren blieben, hatte einen guten Grund. In den entscheidenden Szenen waren die Joker oftmals den entscheidenden Schritt schneller und brachten, wenn es kritisch wurde, gerade noch einen Schläger oder einen Schlittschuh dazwischen. Geradezu exemplarisch wirkten die Szenen, als Emil Ekblad und Robert Paule mitten in der Druckphase der Gäste innerhalb weniger Minuten jeweils für den bereits geschlagenen Conti auf der Linie retteten.

"Wir hatten auch schon Spiele, in denen wir besser waren und verloren haben. Heute hatten wir mal einen Gegner, der fast doppelt so viele Torschüsse abgegeben hat wie wir, am Ende die Punkte jedoch bei uns gelassen hat", verrät Bleicher. "Die Mannschaft ist enger zusammengerückt. Spieler, die sonst nicht im Rampenlicht stehen, geben alles für die Mannschaft." Wie Benjamin Röhling. "Er hat sich das ganze Spiel über zerrissen und gekämpft. Dafür ist er belohnt worden. Jetzt muss er seine Leistung aber auch in den nächsten Spielen bestätigen", so Bleicher.