Dave Rich ist bei seinen Reisen nach Rostock vieles gewöhnt. Im vergangenen Jahr fiel die Eismaschine aus. Am aber Sonntag erlebten die Oberligaspieler um ihren Trainer ein noch mehr. Um 4.30 Uhr begann der längste Arbeitstag des EV Füssen mit der Abfahrt. Pünktlich in Rostock angekommen, wärmten sich die Teams gerade auf, als Rostocks Stürmer David Hördler eine Scheibe der neuen Verglasung der Bande in seiner Halle zerschoss. Und so begann die Partie des EV Füssen in Rostock zwar mit einer Verspätung. Dafür aber entwickelte sich ein tolles wie spannendes Spiel.
Schon nach vier Minuten lagen die Piranhas mit 2:0 vorn - und Trainer Rich nahm sofort eine Auszeit. "Wir waren noch nicht erledigt. Ich musste die Jungs nur neu einstellen, denn ein Spiel ist lang", sagte der Kanadier. Und die Leoparden kamen ins Spiel zurück: Die knapp 1000 Rostocker Fans sahen sich getäuscht, sofern sie dachten, das Spiel würde ein Selbstläufer werden. Doug Orr markierte aus dem Nichts den Anschlusstreffer in der achten Minute - doch die Gastgeber protestierten: Wenige Augenblicke zuvor war ein Teil der Lichtanlage ausgefallen. Die Unparteiischen sahen aber keinen Grund, das Tor nicht zugeben.
Eine Pause von drei Minuten gab wes dennoch, ehe die Anlage wieder richtig lief und das Spiel fortgesetzt werden konnte. Füssen erholte sich offenbar gut, denn kurze Zeit später fiel der Ausgleich: Björn Friedl stand goldrichtig und verwertete einen Abpraller zum 2:2. Es entwickelte sich ein recht ansehnliches Spiel auf beiden Seiten. Füssen kam stärker aus der ersten Pause - und traf zur Führung. Im Anschluss nichts Neues: Erneut musste die Partie unterbrochen werden: Diesmal war ein Stück Eis an einem der Tore herausgebrochen. "Heute ist ein komischer Tag ", stellte Rostocks Präsident Peter Dickmanns fest.
Punkt in letzter Sekunde
Danach hatte Rostock das Überraschungsmoment auf seiner Seite und markierte den Ausgleich. Noch vor der zweiten Pause traf David Hördler zum 4:3 für die Gastgeber. Sieben Minuten vor dem Ende schienen die Füssener besiegt: Kyle Piwowarczyk traf in Überzahl zum 5:3 für Rostock. Doch Füssen wehrte sich. 17 Sekunden nach dem Tor nutzte Friedl eine Unachtsamkeit in der Abwehr der Piranhas zum 4:5, fünf Sekunden vor der Schlusssirene traf Ruslan Bezshchasnyy zum 5:5. Rostock protestierte erneut, sahen die Spieler doch ihren Torhüter attackiert. Doch es half nichts.
Die Verlängerung blieb ohne Torerfolg beider Teams, sodass das Penaltyschießen über den Sieg entscheiden musste. Rostock hatte das Glück auf seiner Seite, Piwowarczyk traf, während Völk scheiterte. "Es ist immer eine Glückssache. Das Eis hier ist nicht gut, die Scheibe springt wie ein Tennisball", sagte Rich. Dennoch war er mit der Ausbeute der "längsten Dienstreise" teils zufrieden: "Ein Punkt ist okay, zwei wären besser gewesen." Olaf Jenjahn