'Das hätte schon irgendwie zu unserer bisherigen Saison gepasst', erzählt Daniel Menge. Der ESVK-Angreifer spielte dabei auf die Szene sechs Sekunden vor Ende des Prestigeduells in der 2. Eishockeybundesliga gegen die Landshut Cannibals an: Der Puck lag im Tor und Schiedsrichter Eric Daniels schien das vermeintliche 3:3 zu geben.
Erst seine Assistenten überzeugten Daniels, dass der Treffer glasklar und absichtlich mit dem Handschuh erzielt wurde.
'Wir spielen ja Eishockey und nicht Handball', kommentierte Jocker-Trainer Ken Latta die Regelwidrigkeit lapidar. Menge hingegen tauchte etwas weiter in die Psychoanalyse ab: 'Das ist eine eherne Regel im Sport: Wenn Du unten stehst, gewinnst Du knappe Spiele oft nicht und bekommst eigentlich genau solche Tore.'
Umso wichtiger, dass diese Regel an diesem Abend eine Ausnahme erlebte. 'Dieser Sieg tut der Mannschaft mental sehr gut', so Latta. Dabei hätte es gar nicht unbedingt eine Zitterpartie bis zur Schlusssirene werden müssen.
Ausgerechnet der unter der Woche von Landshut an die Wertach gewechselte Maximilian Forster hatte das zwischenzeitliche 4:1 auf dem Schläger – brachte den Puck aber nicht über die Linie. 'So eine Szene verfolgt einen natürlich das ganze Spiel.
Ich bin nur erleichtert, dass wir gewonnen haben und diese Aktion nicht entscheidend war', so der Neu-Joker, dem Latta ein starkes Debüt in Rot-gelb attestierte. An der Seite von Kevin Saurette und Louke Oakley verbuchte der 22-Jährige auch gleich seinen ersten Scorerpunkt.
Doch so ganz konnte Forster die Kuriosität der Begegnung nicht ausblenden: 'Natürlich ist es komisch: Am Mittwoch waren wir noch alle zusammen in Landshut beim Essen und zwei Tage später steht man sich als Gegner auf dem Eis gegenüber.'
Noch wichtiger als die drei Punkte dürfte der daraus resultierende Gewinn an Selbstvertrauen sein. 'Es klingt paradox: Aber im Moment haben wir ein bisschen Angst vor dem Gewinnen. Wir haben bisher viele knappe Spiele trotz Vorsprung noch verloren.
Das ist wie eine Seuche und spukt dann einfach im Kopf rum. Gerade aber in knappen Spielen entscheidet zu 80 Prozent der Kopf.' Das Resultat dieser psychologischen Fallstricke war gerade im letzten Drittel zu sehen: 'Anstatt so weiter zu spielen wie bis zum 3:1, ändern wir unser Spiel und verlieren damit unseren Rhythmus.'
Wenngleich die Joker auch phasenweise taumelten, sind sie diesmal jedoch nicht gefallen. Daran hatten auch die Youngster einen großen Anteil: In der Drangperiode der Landshuter war es immer wieder die Reihe um den starken Markus Eisenschmid, die für Entlastung sorgte. 'Die Mannschaft hat sich diesen Sieg durch ihre harte Arbeit verdient', sagte Latta und freute sich über den zweiten Heimsieg in Folge.
Die Rezeptur für weitere Erfolge hat Menge parat: 'Mit jedem gewonnenen Spiel, gerade den knappen, steigt das Selbstbewusstsein und irgendwann spielst Du den Vorsprung souverän runter.' Ein weiterer psychologischer Effekt stellt in Lattas Augen die Verpflichtung von Forster dar: 'Ich habe nun mehr Optionen im Sturm. Außerdem tut Konkurrenz immer gut.'