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30 Minuten Warten, die sich am Ende nicht lohnen

Allgäu

30 Minuten Warten, die sich am Ende nicht lohnen

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    Die Halbfinalserie der Eishockey-Bundesliga zwischen dem EV Landshut und dem ESV Kaufbeuren ist nun genau 25 Jahre her. Doch die Erinnerung vieler Fans an diese legendären Skandalpartien sind noch sehr frisch. Nie zuvor und nie mehr später war der ESVK so nah am Finale und somit der deutschen Meisterschaft wie in der Saison 1983/84. In einer vierteiligen Serie, die mit der Partie zwei in Kaufbeuren beginnt, lassen wir die damaligen Ereignisse mit Hilfe unseres Archivs Revue passieren. Selbstverständlich kommen dabei auch Beteiligte von damals zu Wort.

    Zwei Tage lag die große Sensation nun zurück. Mit 7:2 hatte der ESV Kaufbeuren den großen Favoriten und amtierenden deutschen Meister EV Landshut auf dessen Eis gedemütigt und damit das erste Halbfinalspiel für sich entschieden. Kein Wunder also, dass das Stadion am Berliner Platz an diesem Sonntagabend, 1. April, aus allen Nähten zu platzen drohte.

    Über 6000 Zuschauer, darunter Bundestrainer Xaver Unsinn, wollten sehen, ob das "Allgäuer Eishockey-Wunder", wie es die AZ am Tag nach dem Auftaktsieg bezeichnet hatte, weitergehen würde. "Die Landshuter haben doch geglaubt, die Spiele gegen uns sind nur eine Pflichtaufgabe", so Verteidiger Dieter Medicus im Vorfeld des zweiten Spiels.

    Nach der 7:2-Demontage des EVL sollten die sportlichen Argumente von nun an jedoch zunehmend in den Hintergrund rücken und die Serie als das wohl skandalträchtigste Kapitel in die Kaufbeurer Eishockey-Historie eingehen.

    Auch im zweiten Spiel deutete sich die Klatsche für den EVL zeitig an. Zum Ende des ersten Drittels führte der ESVK nach Toren von Kirchmaier und Martinec mit 2:0. "Wir waren eine Kampfmannschaft und mit dem Publikum im Rücken zuhause eine Macht", erinnert sich der damalige Kapitän Manfred Schuster. Nach dem 3:0 durch Dieter Hegen in der 35. Minute eskalierte die Partie jedoch. An der Landshuter Spielerbank kam es zu Auseinandersetzungen.

    "Zuschauer, die unmittelbar hinter unserer Bank saßen, haben uns angepöbelt, wobei Ausdrücke wie Drecksau und Trottel zu der milderen Kategorie gehörten", beschwerte sich Landshuts Erich Kühnhackl nach dem Spiel. Kaufbeurens Vereinspräsident Sepp Pflügl hingegen wollte laut dem damaligen AZ-Artikel gesehen haben, "wie Landshuter Spieler mit ihren Schlägern auf Zuschauer hinter der Bank losgegangen sind". Als schließlich Bierflaschen flogen, unterbrach Schiedsrichter Jupp Kompalla die Partie für fünf Minuten, die Polizei räumte die Plätze rund um die Gästebank. Es sollte jedoch nicht die einzige Unterbrechung des Abends bleiben.

    Landshut verlässt das Eis

    In Überzahl erzielte Dieter Hegen in der 49. Minute das vorentscheidende 4:1. Landshut fühlte sich verschaukelt und verließ geschlossen das Eis. Erst nach den engagierten Vermittlungsversuchen von Unsinn kehrten die Gäste nach 30 Minuten aufs Eis zurück. Pflügl stimmte "aus sportlichen Überlegungen" zu, das Spiel weiterzuführen. Ansonsten wäre der EVL disqualifiziert worden, Kaufbeuren ins Finale eingezogen. Am Ende siegte der ESVK zwar auch so mit 5:1, das Unglück nahm jedoch seinen Lauf. "Nach dem Spiel wussten wir zu 100 Prozent, dass in Landshut irgendetwas passiert. Unser Vorschlag war es, die Schlüsselspieler daheim zu lassen und im vierten Spiel zuhause alles klar zu machen. Aber der Verein war dagegen", verrät Schuster.

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