Seit mehreren Tagen bereits überschwemmen der Polizei zufolge dreiste Betrüger mit zahlreichen Anrufen immer wieder auch den Landkreis Unterallgäu und das Stadtgebiet Memmingen. Die Anrufer wählen dabei gezielt Telefonnummern älterer Menschen und geben sich fälschlicherweise als Polizeibeamte oder Staatsanwälte aus. Dabei wenden die Täter verschiedene Maschen an. So gaukeln die Betrüger ihren Opfern geschickt vor, ein Polizeibeamter zu sein, der sie vor einem bevorstehenden Einbruch warnen will. So wie in dem Fall in Memmingen, bei dem es der Polizei gelang, den Betrügern eine Falle zu stellen.
Opfer alarmiert Polizei
Die Anrufbetrüger waren am Dienstag bereits über mehrere Stunden in Kontakt mit einer 59-jährigen Memmingerin. Die Betrüger behaupteten, dass ein Einbruch bevorstehen würde und warnten sie zudem vor angeblich korrupten Bankmitarbeitern. Die Frau sollte deswegen ihr Bankschließfach räumen und ihr Vermögen zur sicheren Aufbewahrung der Polizei übergeben. Die Frau durchschaute allerdings die Betrugsmasche und konnte unbemerkt die "richtige" Polizei informieren.
Abholer tappt in die Falle
Als es schließlich am Dienstagnachmittag zur vereinbarten Übergabe von Goldmünzen und Bargeld kommen sollte, schnappte die Falle zu. Statt der Frau begrüßten Ermittler der Kriminalpolizeiinspektion Memmingen den vermeintlich seriösen Polizisten und nahmen ihn widerstandslos fest. Bei dem Abholer handelte es sich der Polizeimeldung zufolge um einen 37-jährigen Mann aus der Schweiz, der offensichtlich durch Hintermänner eines sogenannten Callcenters zur Geldabholung nach Memmingen gelotst worden war.
Zweiter Verdächtiger versucht zu fliehen und leistet Widerstand
Im Rahmen der Festnahme ermittelten die Beamten, dass sich ein weiterer Täter in unmittelbarer Nähe zum Tatort aufhalten musste, um auf seinen Komplizen zu warten. Wenig später entdeckten die Polizisten ein Fahrzeug mit Schweizer Kennzeichen im Bereich des Kaisergrabens. Der Fahrer versuchte noch, mit dem Fahrzeug zu flüchten und missachtete dabei unter anderem eine rote Ampel. Letztlich konnten Beamte der Memminger Kriminalpolizei den Mann nach kurzer Verfolgung stoppen und überwältigen. Bei seiner Festnahme leistete der Mann der Polizei zufolge erheblichen Widerstand, glücklicherweise blieben jedoch die Beamten und der mutmaßliche Täter unverletzt. Zu Sachschäden war es ebenfalls nicht gekommen.
Beide Verdächtige in U-Haft
Auch der 32-jährige Fahrer des Fluchtfahrzeuges hat seinen gewöhnlichen Wohnsitz in der Schweiz. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Memmingen führten die Beamten beide Männer dem zuständigen Richter beim Amtsgericht Memmingen vor. Dieser ordnete die Untersuchungshaft an und die Beamten brachten beide Tatverdächtigen in Justizvollzugsanstalten.

Opfer in Füssen und Lindau
Schockanruf und falscher Bankmitarbeiter - Betrüger erbeuten über 10.000 Euro im Allgäu
Zusammenhang mit weiteren Fällen?
Die Kriminalpolizei Memmingen prüft nun, inwieweit diese Tätergruppierungen auch mit anderen Taten in Zusammenhang stehen und versucht die entsprechenden Drahtzieher eines Callcenters zu identifizieren. Die Ermittlungen unter Sachleitung der Staatsanwaltschaft Memmingen dauern daher noch an.
Aufmerksamer Bankmitarbeiter verhindert schlimmeres
Bei den insgesamt vier Fällen wurde unter anderem am Donnerstag eine Rentnerin mit der Masche des Schockanrufs reingelegt. Die Betrüger gaben an, das ein naher Angehöriger der Frau Gefängnis drohe und nur durch Zahlung einer Kaution freikommen würde. Das ahnungslose Opfer glaubt die Geschichte und übergab an ihrer Wohnung in Ottobeuren einem angeblichen Polizisten eine fünfstellige Summe. Nur dank der Aufmerksamkeit eines Bankmitarbeiters konnte verhindert werden, dass die Betrüger weitere 20.000 Euro aus der Frau rausleiern konnten.
Geldübergabe in Memmingen und Kaufbeuren
Auch in Kempten und Bad Wörishofen waren die Täter mit der Masche leider erfolgreich. Eine 65-Jährige aus dem Bereich Kempten übergab 15.000 Euro in der Bahnhofstraße in Memmingen. Am Freitag, den 28. Juli fuhr eine Frau aus Bad Wörishofen nach Kaufbeuren um eine fünfstellige Summe an eine unbekannte Abholerin zu übergeben.
Rentner aus Bad Wörishofen erkennt Betrug
Ein 85-jähriger Rentner aus Bad Wörishofen fiel allerdings nicht auf die Betrüger rein. Der Mann hatte mehrere Anrufe erhalten, in denen Betrüger ihn dazu überreden wollten 20.000 Euro zu übergeben. Geistesgegenwärtig meldete sich der Rentner daraufhin über Notruf bei der Einsatzzentrale der Polizei.
Erschreckende Bilanz
Im gesamten Allgäu wurden im Jahr 2022 über 500 Fälle von Callcenterbetrug angezeigt. Dabei waren die Täter in 23 Fällen erfolgreich und erbeuteten eine Summe von insgesamt 1,8 Million Euro. In diesem Jahr wurden bereits fast 300 Fälle angezeigt, die Täter erbeuteten in zwölf Fällen eine Summe von etwa 460.000 Euro.