Nach jahrelangen Ermittlungen der Münchner Polizei: Erfolg im Kampf gegen Betrugsmasche "Falsche Polizeibeamte" - Ganzes Callcenter hochgenommen

8. November 2023 09:46 Uhr von Josef Brutscher
Polizisten tragen während einer Info-Aktion bei der Bürger über Trickbetrüger aufgeklärt werden, weiße Masken. Anrufbetrug ist in Deutschland ein Problem geworden. Nun hat die Polizei ein Betrugs-Callcenter im Libanon hochgenommen. (Symbolbild)
picture alliance/dpa | Caroline Seidel

Trickbetrug oder auch Anrufbetrug ist in Deutschland alltäglich. Für die Polizei ist es oft schwer die Hintermänner zu fassen. Doch nun meldet die Münchner Polizei einen Erfolg im Kampf gegen die Betrüger: Ein ganzes Betrugs-Callcenter wurde zerschlagen.

Immer wieder bringen Trickbetrüger wie "Falsche Polizeibeamte" ehrliche Menschen um ihr Geld. Die Betrüger rufen bei den Opfern an und geben sich als Polizeibeamte oder andere angebliche Amtspersonen, wie Richter, aus. Sie gaukeln den Angerufenen vor, dass ein Familienmitglied oder ein Angehöriger einen schweren Unfall verursacht hat und nun zur Abwendung einer Haft eine entsprechende Kaution fällig sei. Diese "Kaution" sollen die Angerufenen dann einem "Beamten" in Form von Bargeld oder Schmuck übergeben. In Wahrheit jedoch ist nie ein Unfall passiert und das übergebene Geld ist oft weg. In Memmingen beispielsweise brachten die Betrüger eine Frau so um 100.000 Euro. 

 Polizei nimmt Betrugs-Callcenter im Libanon hoch

Ermittlungen der Polizei sind bei solchen Trickbetrügern oder Anrufbetrügern meist schwierig. Wenn überhaupt werden Mittelsmänner, wie die Geldabholer gefasst, da die wirklichen Drahtzieher und Anrufer aus dem Ausland agieren. Doch nun gelang der Münchner Polizei und der Staatsanwaltschaft München I nach jahrelangen Ermittlungen ein erfolgreicher Schlag im Kampf gegen die Trickbetrüger: Die 2014 extra gegen den organisierten Callcenterbetrug ins Leben gerufene Ermittlungseinheit "AG Phänomene" der Münchner Polizei schaffte es, im Libanon ein großes Betrugs-Callcenter, das für genau solche Anrufe verantwortlich war, zu zerschlagen. Das berichtete das Polizeipräsidium München.

 Mehrere mutmaßliche Anrufbetrüger festgenommen

Die Ermittlungen der "AG Phänomene" erstreckten sich demnach über mehrere Jahre und führten letztendlich zu der Festnahme im Libanon. Insgesamt wurden dort neun Personen (im Alter zwischen 21 bis 46 Jahren) in verschiedenen Stadtbezirken in Beirut festgenommen. Sieben von ihnen befinden sich seitdem in Haft. Das Callcenter in der libanesischen Hauptstadt Beirut gilt nach den bisherigen Ermittlungen der Polizei als zentraler Knotenpunkt für die betrügerische Anrufe. Die mutmaßlichen Täter gaben sich am Telefon als Polizeibeamte aus und verunsicherten ihre Opfer mit erfundenen Geschichten über vermeintliche Verbrechen in ihrem Umfeld. Sie forderten von den angerufenen meist älteren Opfern aus deutschen Städten, dass dieses Bargeld und Wertgegenstände an vermeintliche Ermittler übergeben sollen. Diese kriminellen Machenschaften verursachten der Polizei zufolge erheblichen Schaden und Unsicherheit in der Bevölkerung.

 Polizei: Festnahme unterstreicht Entschlossenheit und sendet Botschaft an Betrüger

Bei der Festnahme- und Durchsuchungsaktion wurden zahlreiche Computersysteme bzw. Büroausstattung sichergestellt. Diese werden nun digitalforensisch ausgewertet. Oberstaatsanwalt Kai Gräber, Abteilungsleiter der Staatsanwaltschaft München I im Bereich der Bekämpfung Organisierter Kriminalität, äußerte sich zu dieser erfolgreichen Operation: "Diese Festnahmeaktion ist das Ergebnis intensiver Ermittlungen und einer guten internationalen Zusammenarbeit. Sie unterstreicht die Entschlossenheit der deutschen Justiz, gegen kriminelle Organisationen vorzugehen, die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland gezielt täuschen und ausbeuten. Gleichzeitig senden wir damit auch eine klare Botschaft an Betrüger weltweit: Die Strafverfolgungsbehörden arbeiten eng zusammen, um solche Verbrechen aufzudecken und die Täter vor Gericht zu bringen." Erster Kriminalhauptkommissar und Leiter der „AG Phänomene", Hans-Peter Chloupek, betonte die Wichtigkeit der Zusammenarbeit: " Diese organisierten Betrüger haben das Vertrauen unserer Bürgerinnen und Bürger missbraucht und erheblichen Schaden angerichtet. Unsere Ermittler haben deshalb unermüdlich daran gearbeitet, die Hintermänner dieses kriminellen Netzwerks zu identifizieren und zur Verantwortung zu ziehen. Dieser Erfolg zeigt, dass keine Distanz oder Grenzen uns daran hindern können, die Täter zur Rechenschaft zu ziehen."

Hinweis der Polizei zum Umgang mit Trickbetrug "Falsche Polizeibeamten"

Vergewissern Sie sich bitte durch einen selbstständigen Anruf beim Polizeinotruf 110, ob es sich tatsächlich um einen echten Anruf handeln könnte. Wenn Sie den Polizeinotruf 110 anrufen, vergewissern Sie sich bitte, dass ein vorheriger Anruf auch definitiv beendet wurde, indem der Hörer aufgelegt oder eine entsprechende Taste eines Mobiltelefons gedrückt wurde. Dieser Hinweis gilt der Polizei nach auch für Betrugsmaschen ähnlicher Art. Wenn Sie Anrufe von vermeintlichen Personen anderer Behörden erhalten, vergewissern Sie sich über einen unabhängigen Anruf bei dieser Behörde oder beim Polizeinotruf 110, ob der Anrufer tatsächlich in deren Auftrag bei Ihnen angerufen hat.

Weitere wichtige Tipps gegen den Betrug durch "Falsche Polizeibeamte"

  • Halten Sie in allen Fällen telefonische Rücksprache zu Ihrer Familie/Angehörigen.
  • Geben Sie am Telefon keine Details zu Ihren finanziellen Verhältnissen preis.
  • Die Polizei oder vergleichbare Amtspersonen werden Sie niemals um die Aushändigung von Geld oder sonstige Wertsachen bitten.
  • Lassen Sie keine Unbekannten in Ihre Wohnung.
  • Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen.
  • Übergeben Sie grundsätzlich niemals Geld an fremde Personen und stellen Sie auch niemals Wertgegenstände zur Abholung vor die Tür.
Wie genau die Betrüger arbeiten erklärt Polizeisprecher Holger Stabik gegenüber all-in.de hier im Podcast.

VG WORT Zahlpixel