Eine Betrügerbande rief nach Angaben der Polizei am Mittwoch eine 82-jährige Frau im Raum Nersingen (Landkreis Neu-Ulm) an und log ihr vor, dass ihre Tochter im Urlaub einen schlimmen Verkehrsunfall gebaut hätte, bei dem ein Kind gestorben sei. Ihre Tochter müsse jetzt wohl für acht Jahre ins Gefängnis. Um eine Haftstrafe zu verhindern, müsse die Frau eine hohe Geldsumme für ihre Tochter zahlen.
Seniorin aus dem Raum Nersingen sucht Geld und Wertgegenstände von rund 100.000 Euro zusammen
Die gutgläubige Seniorin war so verzweifelt, dass sie sämtliches Geld und Wertgegenstände im Gesamtwert von rund 100.000 Euro zusammensuchte und an ihrer Wohnungstür einer Frau übergab. Sobald die Polizei Wind von dem Betrug bekam, suchte sie nach der Abholerin - bis jetzt aber ohne Erfolg.
Die Kripo Neu-Ulm ermittelt nun in dem Fall. Die Betrügerin wird folgendermaßen beschrieben:
- circa 30 bis 40 Jahre alt
- etwa 1,55 Meter groß
- schwarzes Haar
- gebräunter Teint
Bei ihren Ermittlungen stellte die Polizei fest, dass die Frau mit einem Taxi vom Ulmer Hauptbahnhof zur Wohnung der 82-Jährigen gefahren ist. Das Taxi wartete dort auf die Frau und brachte sie anschließend wieder nach Ulm. Die Ermittler der Kripo Neu-Ulm überprüfen weitere Spuren und werten bereits gesicherte Beweismittel aus. Die Ermittlungen zur Identifizierung der Abholerin und des Callcenters, das im Hintergrund arbeitete, dauern an.
Die Masche Schockanruf
Die Betrugs-Masche "Schockanruf" setzt darauf, dass schlechte Nachrichten Opfer so schockieren, dass sie sich zu unüberlegten Handlungen hinreißen lassen. Durch geschickte Gesprächsführung setzen Täter ihre Opfer unter Druck und drängen sie zu Geldzahlungen. Sie täuschen ihren Opfern vor, dass sich ein Verwandter oder ein naher Bekannter in einer Notlage oder Gefahr befände. Sie könnten ihm nur helfen, indem sie Geld zahlen. Häufig tischen die Betrüger ihren Opfern die Geschichte von einem Angehörigen auf, der einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht habe. Ein vermeintlicher Polizist oder Staatsanwalt erklärt anschließend, dass nur eine hohe Kaution eine Haftstrafe abwenden könne.

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Betrüger erbeuteten 2022 fast zwei Millionen Euro im Gebiet des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West
2022 wurden im Polizeipräsidium Schwaben Süd/West fast 800 Betrugsfälle mit der Masche "Schockanruf" angezeigt. In den meisten Fällen blieb es beim Betrugsversuch. In 27 Fällen waren die Betrüger allerdings erfolgreich und erbeuteten Geld und Wertgegenstände im Gesamtwert von fast zwei Millionen Euro. Im Landkreis Neu-Ulm wurden im Jahr 2022 112 Fälle angezeigt, bei zwei davon entstand ein Schaden von 74.000 Euro. Im Jahr 2023 wurden im Landkreis Neu-Ulm bereits 85 Fälle angezeigt. Der aktuelle Fall ist der erste vollendete im Landkreis.
Tipps der Polizei
Die Polizei gibt allen Bürgern folgende Tipps, um einen Betrugsversuch rechtzeitig zu erkennen:- Polizisten, Staatsanwälte oder Richter bitten euch niemals um Geldbeträge oder Wertgegenstände
- Gebt am Telefon keine Details zu euren finanziellen Verhältnissen preis
- Lasst euch am Telefon nicht unter Druck setzen. Legt einfach auf
- Übergebt niemals Geld an unbekannte Menschen
- Ruft beim geringsten Zweifel bei der Behörde an, von der die angebliche Amtsperson kommt. Sucht die Telefonnummer der Behörde selbst heraus