Mehrere 10.000 Euro sind weg!: Betrüger rufen derzeit im Allgäu an - Frauen in Memmingen und Ravensburg fallen auf sie herein

7. September 2023 17:55 Uhr von Redaktion all-in.de
Eine Welle an Betrugsanrufen rollt derzeit über das Allgäu und den Raum Ravensburg. Zwei Frauen aus Memmingen und Ravensburg fielen darauf herein. (Symbolfoto)
Matthias Becker

Callcenter-Betrüger treiben aktuell im Allgäu ihr Unwesen. Am Donnerstag riefen sie im Raum Kempten an. Am Mittwoch fielen zwei Frauen in Memmingen und Ravensburg auf die Masche herein.

Am heutigen Donnerstag versuchten Callcenterbetrüger Bürger im Raum Kempten abzuzocken. Mehrere solcher Meldungen gingen heute bei der Polizeiinspektion (PI) Kempten ein. Die Täter täuschten Notfälle wie Unfälle vor, um an das Geld ihrer Opfer zu gelangen. Die erkannten jedoch die Betrugsmasche und verständigten die Polizei, berichtet die PI Kempten. 

Frau übergibt in Memmingen fünfstelligen Geldbetrag an Unbekannten

Einen Tag zuvor, am Mittwoch, hatten Betrüger es in Memmingen und im Umland der kreisfreien Stadt versucht. Die meisten ließen sich jedoch nicht täuschen und legten sofort auf. Doch eine 48-jährige Frau fiel auf die Betrugsmasche "Schockanruf" herein.  Sie übergab am Mittwoch zwischen 11:45 Uhr und 12:15 Uhr auf dem Geh- und Radweg zwischen dem Amtsgericht Memmingen und der Gaststätte Engelkeller in der Buxacher Straße einen mittleren fünfstelligen Geldbetrag an einen Mann, der vorgab bei der Justizkasse zu arbeiten. 

Beschreibung des Geldabholers in Memmingen

Der Abholer wird folgendermaßen beschrieben: 

  • 1,80 bis 1,90 Meter groß
  • schlank
  • über 40 Jahre alt
  • gebräunter Teint
  • kurzes, dunkles Haar
  • er trug eine schwarze, lederne Schiebermütze, eine kurze, schwarze Lederjacke und eine dunkle Hose

Die Kriminalpolizei Memmingen bittet um Mithilfe: Wer das Treffen in der Buxacher Straße oder den beschriebenen Mann im Stadtgebiet gesehen hat, soll sich bei der Polizeiinspektion Memmingen unter der Telefonnummer 08331/1000 melden.

Geschlossene Bankfiliale bewahrt Seniorin in Baienfurt vor Betrug

Am Mittwoch überrollte eine Welle sogenannter Schockanrufe auch die Region um Ravensburg, wie die Polizei berichtet. Etliche Bürger erkannten die Masche und legten auf. Doch zwei Frauen gingen den Betrügern auf den Leim. Um ihrer vermeintlichen Schwiegertochter nach einem tödlichen Verkehrsunfall eine Haftstrafe zu ersparen, fuhr eine 82-Jährige aus Baienfurt (Landkreis Ravensburg) zu ihrer Bank, um dort die geforderten 60.000 Euro von ihrem Konto abzuheben. Die Seniorin hatte aber Glück: Ihre Hausbank hatte geschlossen. So entstand ihr kein Schaden. Ihre Angehörigen klärten sie später über den Betrugsversuch auf. 

Weitaus schlimmer endete ein Schockanruf für eine 58-Jährige aus Ravensburg. Auch ihr tischten die Betrüger das Märchen von einem tödlichen Verkehrsunfall auf, den - in ihrem Fall - ihre Tochter verursacht haben soll. Durch die geschickte Gesprächsführung der Betrüger war die Frau derart geschockt, dass sie einem unbekannten Mann hochwertigen Schmuck und mehrere tausend Euro Bargeld als Kaution übergab. Auf dieser Weise verlor sie einen mittleren fünfstelligen Geldbetrag.

Die Betrugsmasche Schockanruf

Die sogenannten "Schockanrufe“ setzen darauf, ihre Opfer derart zu schocken, dass sie sich zu unüberlegten Handlungen hinreißen lassen. Die Täter setzen mit geschickter Gesprächsführung ihre Opfer psychisch unter Druck und drängen sie zu Geldzahlungen. Sie täuschen ihren Opfern vor, dass sich ein Verwandter oder ein naher Bekannter in einer Notlage oder Gefahr befinde, die nur durch finanzielle Hilfe der Opfer abgewendet werden könne.

Oft erzählen die Betrüger, dass der Angehörige einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht hätte. Ein vermeintlicher Polizist oder Staatsanwalt fordert eine hohe Kaution, andernfalls müsse der Angehörige ins Gefängnis. 

Tipps der Polizei

  • Nehmt über die Rufnummer, die euch bekannt ist, Kontakt zum Angehörigen auf, der angeblich von der Sache betroffen ist.
  • Polizisten, Staatsanwälte oder Richter bitten euch niemals um Geld oder Wertgegenstände.
  • Gebt am Telefon keine Details zu euren finanziellen Verhältnissen preis.
  • Lasst euch am Telefon nicht unter Druck setzen. Legt einfach auf. 
  • Gebt unbekannten Menschen niemals Geld. 
  • Ruft beim geringsten Zweifel bei der Behörde an, von der die angebliche Amtsperson kommt. Sucht die Telefonnummer der Behörde selbst heraus.

Angeblich gehacktes Handy: Frau aus Isny soll Bezahlkarten kaufen

Mit einer anderen Betrugsmasche versuchten es Betrüger am Dienstag in Isny. Ein angeblicher Mitarbeiter eines großen weltweiten Versandunternehmens rief eine 49-Jährige an. Er sagte der Frau, dass ihr Handy gehackt worden sei und mit ihrem Account anschließend mehrere Bestellungen aufgenommen wurden. 

Die 49-Jährige ließ sich anschließend dazu überreden, dem Unbekannten Zugriff auf ihr Handy zu gewähren. Als der Anrufer jedoch forderte, dass die Frau Bezahlkarten kauft, wurde die 49-Jährige misstrauisch, beendete das Telefonat und wandte sich an die Polizei. Nach ersten Erkenntnissen der Polizei entstand der Frau kein finanzieller Schaden. Die Polizei ermittelt nun. 

Tipps der Polizei

  • Gewährt niemals einem Fremden Zugriff auf euer Smartphone oder euren Rechner! Sensible Daten, wie beispielsweise die Zugangsdaten zum Online-Banking, können auf diese Weise ausgespäht werden.
  • Wendet euch im Zweifel an die nächste Polizeidienststelle. 

Wichtige allgemeine Tipps der Polizei

 

  • Kommt euch ein Anruf verdächtig vor, informiert sofort die Polizei unter der Nummer 110.
  • Seid ihr schon Opfer eines Betruges geworden, zeigt die Tat unbedingt bei der Polizei an. Das kann der Polizei helfen, Zusammenhänge zu erkennen, andere Personen entsprechend zu sensibilisieren und die Täter zu überführen.
  • Lasst euren Eintrag im Telefonbuch löschen. So können die Täter euch nicht mehr ausfindig machen. Zum Löschen eines Telefonbucheintrags wendet euch an die Telekom.
  • Bewahrt eure Wertsachen zum Beispiel höhere Geldbeträge und andere Wertgegenstände nicht zu Hause, sondern bei der Bank oder im Bankschließfach auf.

Neben den Schockanrufen gibt es noch viele andere Betrugsmaschen. Weitere Informationen von der Polizei bekommt ihr auf  www.polizei-beratung.de.

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