Nachdem Betrüger in der vergangenen Woche eine Mitarbeiterin eines Kemptener Discounters angerufen und einen vierstelligen Betrag erbeutet hatten, versuchte eine Unbekannte nun in einem Verbrauchermarkt in der Poststraße in Biessenhofen ihr Glück. Die Frau gab sich am Telefon gegenüber der 49-jährigen Kassiererin als Kassentechnikerin aus.
Betrügerin fordert Codes von Googleplay-Karten
Die 49-Jährige sollte laut Polizei sämtliche Googleplay-Karten aus dem Sortiment nehmen und diese zum Löschen über den Kassenscanner ziehen. Die Anruferin gab auch an, den Code der Karten zu benötigen, da ansonsten die Summe nicht storniert werden könne und die Kasse dann im Minus sei. Die Kassiererin machte sich zunächst auch keine Gedanken, da die angezeigte Telefonnummer die der Zentrale war.
1.350 Euro Schaden
Nach eine Weile fiel der 49-Jährigen dann ein, dass es in Kempten einen ähnlichen Fall gab und es sich um einen Betrug handelte. Die Kassiererin stellte ihr Handeln ein. Leider war bis dahin schon ein Schaden von 1.350 Euro entstanden.
Wie gehen die Täter vor?
Die Täter rufen organisiert aus Callcentern, meist aus dem Ausland, an. Sie täuschen vor, ein Mitarbeiter eines Dienstleisters zu sein oder rufen unter der Nummer des Chefs der Geschäftes an, die sie vorher erlangt haben. Unter der Legende, dass es ein technisches Problem gebe, beispielsweise sei ein Drucker defekt oder ein Guthabenkarten-Lesegerät müsse getauscht werden, oder dem Vorwand, die Guthabenkarten seien abgelaufen und müssen entwertet werden, verwickeln sie Angestellte rhetorisch gewandt in ein Gespräch und nutzen den Umstand aus, dass die Kassiererinnen und Kassier oft unter Zeitdruck stehen. So verlangen sie zur Behebung der vorgetäuschten Probleme dann telefonisch die Übermittlung der Codes auf den Guthabenkarten. Einmal durchgegeben, sind die Codes in Sekundenschnelle eingelöst und die Guthabenkarten damit wertlos. Pro erfolgreichem Fall registrierte das Polizeipräsidium einen Schaden von meist etwa 500 bis 1.500 Euro.
Was empfiehlt die Polizei?
Die Polizei rät Gewerbetreibenden:
- Weisen Sie Ihr Personal auf die Betrugsmasche hin
- Schulen Sie das Personal im Umgang mit den Geräten
- Hinterlegen Sie eine Liste mit den Telefonnummern der Dienstleister/Anbieter für Rückrufe
- Erstatten Sie bei einem erfolgten Betrug Anzeige bei der Polizei
Die Polizei rät Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern:
- Seien Sie vorsichtig bei angeblichen Defekten von Geräten oder ungültigen Wertkarten
- Lassen Sie sich am Telefon nicht unter Druck setzen
- Wird von Ihnen eine Übermittlung von Codes gefordert, legen Sie auf und wählen selbst die Nummer des Dienstleisters oder Anbieters. Dieser soll Ihnen die Richtigkeit des Anliegens bestätigen
- Haben Sie Codes übermittelt: Kontaktieren Sie unverzüglich den Dienstleister oder Anbieter zur Stornierung der übermittelten Codes