Am Donnerstag Vormittag hatte eine 90-jährige Frau einen Anruf eines angeblichen Polizeibeamten erhalten. Der Anrufer behauptete, dass der Sohn der Frau einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht habe. Um ihm eine Gefängnisstrafe zu ersparen, solle die Frau eine Kaution zahlen. Dabei setzten die Betrüger der Polizeimeldung zufolge die 90-Jährige dermaßen unter Druck, dass sie Bargeld und Wertgegenstände im Wert eines fünfstelligen Betrages zur Abholung bereitlegte.
Engagierte Nachbarn kommen Opfer zu Hilfe
Gegen 12:00 Uhr erschien dann ein Mann an der Wohnschrift der Seniorin. Ein weiterer Täter drängte am Telefon zur Übergabe. Die 90-Jährige wurde daraufhin misstrauisch und bat ihre 59-jährige Nachbarin um Hilfe. Als die 59-Jährige und ein weiterer 45-jähriger Nachbar hinzu kamen, ergriff der Geldabholer die Flucht. Durch das Misstrauen der 90-Jährigen und das engagierte Einschreiten der Nachbarn konnte eine Geldübergabe verhindert werden. Anschließend wurde die Polizei über den Vorfall informiert.
Beschreibung des Tatverdächtigen
Die Zeugen beschrieben gegenüber der Polizei den Mann wie folgt:
- Etwa 180 cm groß
- Dunkelhäutig
- Er trug einen braunen/schwarzen Trenchcoat sowie einem gelben Schal
Polizei bittet um Hinweise
Die Polizei leitete sofort eine Fahndung nach dem flüchtigen Geldabholer ein und bittet um Mithilfe aus der Bevölkerung:
- Wer hat zur Mittagszeit in der Nähe der Sandstraße in Memmingen etwas Verdächtiges wahrgenommen?
- Wer hat den oben beschriebenen Mann gesehen und kann weitere Angaben machen?
- Wer kann Angaben zu dem oben beschriebenen Fall machen?
Zeugenhinweise werden bei der Kriminalpolizei Memmingen unter der Telefonnummer 08331-100-0 entgegen genommen. (KPI Memmingen)
Am richtigen Ort zur richtigen Zeit
Am selben Tag konnten dann besonders aufmerksame Polizeibeamte einen weiteren Rentner vor einem finanziellen Schaden bewahren. Den beiden Beamten war gegen 13:30 Uhr in der Nähe des Amtsgericht in Memmingen ein verdächtiger Mann aufgefallen, der einen älteren Herrn beobachtete.
Polizisten verhindern Geldübergabe
Kurz bevor es zu einem Aufeinandertreffen der beiden Männer kam, griffen die Polizisten ein und führten eine Kontrolle durch. Dabei bestätige sich der Verdacht der Beamten. Der 83-jährige Mann hatte ebenfalls einen Schockanruf erhalten und hatte einen fünfstelligen Bargeldbetrag dabei. Das Geld hätte das Opfer an einen angeblichen Mitarbeiter der Justiz übergeben sollen. Das Eingreifen der Polizeibeamten verhinderte ein Geldübergabe und somit einen finanziellen Schaden für den 81-Jährigen.
Geldabholer landet in U-Haft
Bei dem zweiten Geldabholer handelt es sich um einen 40-jährigen Mann, den die Polizeibeamten festnahmen. Er wurde am Freitag auf Antrag der Staatsanwaltschaft der Ermittlungsrichterin am Amtsgericht Memmingen vorgeführt. Diese erließ einen Haftbefehl und der 40-Jährige wurde in eine Justizvollzugsanstalt gebracht. Die Kriminalpolizei Memmingen hat die Ermittlungen, insbesondere zu einem möglichen Zusammenhang der beiden Schockanrufe, aufgenommen.
Schockanrufe im Allgäu: Wie hoch ist der bisherige Schaden?
Im Jahr 2023 wurden bei den Beamtinnen und Beamten im Polizeipräsidium Schwaben Süd/West 725 Taten zur Anzeige gebracht. Von diesen 725 Taten verliefen 21 erfolgreich. Dabei erbeuteten die Täter im vergangenen Jahr rund 872.000 Euro. Im Jahr 2024 verzeichnete das Polizeipräsidium bereits 67 Fälle. Dabei erbeuteten die Täter in sechs erfolgreichen Fällen über 350.000 Euro.
Wie soll ich bei einem Schockanruf reagieren?
Sollten Sie einen Anruf mit einer Schocknachricht erhalten, in Folge dessen das Gegenüber die Bereitstellung einer Kaution fordert, entgegnen Sie diesem mit Misstrauen. Kommt Ihnen ein Anruf verdächtig vor, informieren Sie unverzüglich die Polizei unter der Nummer 110.
Kontaktieren Sie die betroffenen verwandten Personen, um den Wahrheitsgehalt der Schocknachricht zu überprüfen. Geben Sie keinesfalls telefonische Auskunft über Ihre Vermögenswerte und besprechen Sie Geldforderungen unbedingt vorher mit weiteren Angehörigen. Sollten Sie bereits in der Vergangenheit Opfer eines Schockanrufs geworden sein, so zeigen Sie die Tat unbedingt bei der Polizei an. Nur so kann die Polizei Tatzusammenhänge erkennen und künftige Ermittlungserfolge generieren. Abschließend bittet die Polizei eindringlich, dieses Phänomen mit Verwandten, Bekannten und Nachbarn zu besprechen.