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Betrüger erbeuten 200.000 Euro mit Schockanrufen in Kempten und Oberbayern

Übergabe von Geld und Schmuck in Kaufbeuren

Betrüger erbeuten 200.000 Euro mit Schockanrufen in Kempten und Oberbayern

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    Mit Schockanrufen haben Betrüger zwei Senioren hereingelegt. Eines der Opfer stammt aus Kempten. Beide wurden nach Kaufbeuren gelotst um dort an verschiedenen Orten Geld, Schmuck und andere Wertgegenstände abzugeben. Die Täter erbeuteten so 200.000 Euro. (Symbolbild)
    Mit Schockanrufen haben Betrüger zwei Senioren hereingelegt. Eines der Opfer stammt aus Kempten. Beide wurden nach Kaufbeuren gelotst um dort an verschiedenen Orten Geld, Schmuck und andere Wertgegenstände abzugeben. Die Täter erbeuteten so 200.000 Euro. (Symbolbild) Foto: Matthias Becker

    Am Freitag waren Callcenterbetrüger im Allgäu und in Oberbayern in gleich zwei Fällen überaus erfolgreich. Die Opfer waren beide Senioren. Beide wurden mit sogenannten "Schockanrufen" hereingelegt. Die Täter erbeuteten so etwa 200.000 Euro von den Opfern. 

    Rentner aus Kempten gleich zweimal abgezockt

    Ein 67-jähriger Rentner aus Kempten hatte zur Mittagszeit einen Anruf einer jungen weinenden Frau erhalten. "Papa, es ist was Schlimmes passiert, ich hab eine Frau totgefahren und bin jetzt in U-Haft". Kurz darauf wurde der 67-Jährige von einem angeblichen Anwalt der Staatsanwaltschaft Kaufbeuren angerufen. Unter geschickter Gesprächsführung gelang es dem Betrüger, den 67-Jährigen dazu zu bringen, bei einer Bank eingelagerte Goldmünzen zu holen und diese wenig später einem Mann in Kaufbeuren auszuhändigen.

    Betrüger hielten Opfer acht Stunden lang am Telefon

    Im Anschluss erzählte ihm der Betrüger, dass die angeblich bei dem Unfall ums Leben gekommene Frau schwanger gewesen sei und sich die Kaution deswegen erhöhe. Daraufhin fuhr der Senior ein weiteres Mal nach Kaufbeuren und übergab Schmuck und weitere Wertgegenstände an einem vereinbarten Treffpunkt an einen weiteren Abholer. Während der gesamten Zeit, etwa acht Stunden, hielten die Betrüger den 67-Jährigen durchgehend am Telefon.

    79-Jährige übergibt Wertgegenstände

    Bei einer 79-jährigen Seniorin aus dem Oberbayerischen Rottach-Egern erbeuteten die Betrüger Bargeld, Goldschmuck und Münzen. Auch hier wurde der Frau vorgespielt, dass die Tochter einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht habe und die Seniorin jetzt eine Kaution hinterlegen müsse. In diesem Fall meldeten sich eine angebliche Polizeibeamtin und ein angeblicher Rechtsanwalt am Telefon. Die Betrüger lotsten die 79-Jährige ebenfalls nach Kaufbeuren, wo sie Geld, Schmuck und Münzen an einen Abholer übergab. Als die Frau im Anschluss stutzig wurde, fuhr sie zur Polizei Kaufbeuren.

    Andere Masche

    Bei beiden Fällen wandten die Täter offenbar eine neue Masche an. Normalerweise würde ein Komplize das Geld oder die Wertgegenstände direkt bei den Opfern abholen. Dieses Mal haben die Betrüger beide Opfer an einen Übergabeort gelotst. 

    Übergabeorte und Abholer

    Die Geschädigten hatten mit mehreren Personen telefonischen Kontakt, die ihre Opfer zur Übergabe des Geldes und der Wertsachen zum Amtsgericht Kaufbeuren beorderten. Im Fall der 79-Jährigen erfolgte die Übergabe am Freitagnachmittag laut Polizei in Kaufbeuren-Neugablonz in der Nähe der Herz-Jesu-Kirche. Das Opfer übergab dortSchmuck und Bargeld an einen unbekannten, etwa 30 Jahre alten und ca. 170 cm großen Mann mit dunklem, kurzen Haar. Kurze Zeit später übergab das Opfer aus Kempten auf dem Parkplatz des Amtsgerichts Kaufbeuren einem ebenfalls 30-jährigen Mann Goldmünzen und Schmuck. Zwei Stunden später nahm ein etwa 50-jähriger Abholer erneut Wertgegenstände von dem 67-jährigen Kemptener entgegen.

    Polizei sucht Zeugen

    Die Kriminalpolizei Kaufbeuren bittet um Hinweise zu verdächtigen Personen und Fahrzeugen, die sich zum fraglichen Zeitpunkt am vergangenen Freitag, 19. August zwischen 15:00 Uhr und 19:00 Uhr, an den Tatorten in Kaufbeuren-Neugablonz und Kaufbeuren aufhielten. Hinweise werden unter der Telefonnummer 08341/933-0 entgegen genommen.

    Wie hoch ist der bisherige Schaden?

    Im Polizeipräsidium Schwaben Süd/West erlangten die Betrüger mit dieser Masche bis jetzt Beute im Wert von fast 200.000 Euro. Der Polizei wurden mehr als 800 Fälle gemeldet, mehr als 30 von ihnen verliefen für die Betrüger erfolgreich. Im Landkreis Oberallgäu mit Kempten wurden über 80 Fälle gemeldet insgesamt erbeuteten die Täter rund 105.000 Euro. Im Landkreis Ostallgäu sind knapp 80 Fälle bekannt bei denen die Täter rund 25.000 Euro erbeuteten. 

    Was können die Angehörigen potentieller Opfer tun?

    Da beide Opfer offenbar noch nichts von der Betrugsmasche gehört hatten, wendet sich die Polizei nun gezielt an die Nachkommen von Seniorinnen und Senioren, die auf der potentiellen Anruferliste der Betrüger stehen. Im Glauben, ihren Kinder oder Enkel zu helfen, geben Seniorinnen und Senioren nicht selten das ganze Ersparte an die Betrüger heraus. Nahe Angehörige sollten deswegen mit ihren Eltern oder Großeltern über die Maschen der Anrufbetrüger sprechen, ganz unter dem Aspekt: "Es könnte auch mein Erbe sein!" Außerdem weist die Polizei darauf hin, dass echte Polizeibeamte, Staats- oder Rechtsanwälte Sie niemals auffordern werden, Geld oder Wertgegenstände an der Haustüre oder vereinbarten Treffpunkten zu übergeben.

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