Immer mehr Wildtiere kehren nach Baden-Württemberg zurück. Sichtungen von Wölfen sind längst keine Seltenheit mehr, Luchse tauchen ebenfalls immer wieder vor Wildtierkameras auf und aus dem benachbarten Bundesland Bayern gibt es gelegentlich sogar Meldungen von Braunbären. Ein Tier, das in den letzten Jahren ebenfalls verstärkt in Baden-Württemberg heimisch geworden ist, ist der Goldschakal (lat. Canis aureus). Im Gegensatz zu Wolf, Luchs oder Bär, waren die Tiere hierzulande ursprünglich aber nicht heimisch.
Immer mehr Goldschakale in Baden-Württemberg
Die Sichtungen von Goldschakalen in Baden-Württemberg haben in den letzten Jahren stetig zugenommen. Laut dem baden-württembergischen Umweltministerium gab es den ersten deutschen Goldschakal-Nachweis im Jahr 1997. 2018 tauchte das Raubtier dann zum ersten Mal in Baden-Württemberg auf. Seither ist die Zahl der Sichtungen deutlich angestiegen. Eine genau Zahl, wie viele Goldschakale mittlerweile im Ländle heimisch sind, gibt es nicht.

Laut einem Bericht des SWR gab es in Baden-Württemberg bis April aber bereits über 20 Sichtungen der meist scheuen Raubtiere. Weiter Medien berichteten von über 120 Goldschakal-Nachweisen im Jahr 2024 im Südwesten. Beobachtet wurden die Tiere in den vergangenen Jahren gleich in mehreren Regionen des Bundeslandes - zuletzt beispielsweise bei Karlsruhe, im Enzkreis und im Landkreis Böblingen.
Goldschakale: Rudel und Nachwuchs bei Konstanz und im Schwarzwald bekannt
Im Schwarzwald-Baar-Kreis und im Landkreis Konstanz am Bodensee haben Experten mittlerweile fest etablierte Goldschakal-Rudel nachgewiesen. Hier gab es auch Beobachtungen, dass sich die Tiere mittlerweile seit Jahren fortpflanzen. Im Jahr 2024 wurde im Schwarzwald ein weiblicher Goldschakal mit zwei Welpen von einer Wildtierkamera aufgenommen. Laut der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg gab es im April 2020 auch einen Nachweis im Allgäu - einen Monat später dann einen weiteren bei Ravensburg (LINK).

Woher kommen Goldschakale und warum wandern sie ein?
Der Goldschakal kommt in weiten Teilen Asiens, im Nahen und Mittleren Osten, in Südeuropa und auf dem Balkan vor. Seit den 1990er-Jahren wandern die Tiere verstärkt in Richtung West- und Nordeuropa und finden hier häufig ideale Lebensbedingungen vor. Goldschakale gehören damit zu den invasiven Arten.
Im Gegensatz zu vielen anderen zugewanderten Tier- und Pflanzenarten breiten sich die Tiere jedoch auf natürliche Weise aus und wurden nicht „eingeschleppt“. Zu den eingeschleppten Tierarten gehören z.B. der Waschbär oder die Regenbogenforelle.
Experten vermuten, dass das Fehlen von anderen größeren Raubtieren, wie dem Wolf eine Ausbreitung der Goldschakale begünstigt. Zudem bietet der Klimawandel immer bessere Lebensbedingungen für die Tiere in Deutschland und Baden-Württemberg.

Wie sehen Goldschakale aus?
Goldschakale gehören zu den Hunden und sind eng mit dem Wolf verwandt. Deswegen gibt es immer wieder Verwechslungen beider Arten. Goldschakale können bis zu 95 Zentimeter lang werden. Die Schulterhöhe ausgewachsener Tiere liegt im Schnitt zwischen 35 Zentimetern und 50 Zentimetern - also etwa wie ein mittelgroßer Hund. Sie können in freier Wildbahn ein Gewicht von bis zu 10 Kilogramm erreichen.
Das Fell von Goldschakalen kann sich regional in seiner Farbe verändern, ist aber meistens goldgelb. Manche Tiere besitzen jedoch ein eher graues Fell. Aufgrund seiner Größe können Goldschakale auch mit Füchsen verwechselt werden. Im Gegensatz zu diesen haben sie aber kleinere Ohren und einen kürzeren Schwanz und keine weiße Schwanzspitze.
Welchen Lebensraum bevorzugen Goldschakale und wie leben sie?
Laut dem Naturschutzbund sind Goldschakale recht anpassungsfähig bei der Wahl ihres Lebensraumes. Allerdings bevorzugen sie Reviere mit Gewässern und halb offenen Flächen (Wiesen und Wald). Einzelne Tiere, auf der Suche nach einem Revier oder Artgenossen, können hunderte Kilometer weit umherstreifen.
Goldschakale leben meist in kleinen Rudeln, die aus einem Elternpaar und dem Nachwuchs der vergangenen Jahre bestehen. Jungtiere wandern nach einiger Zeit überwiegend ab und suchen sich andere Artgenossen und Lebensräume. Goldschakalwelpen werden häufig zwischen März und Juni geboren. Besonders häufig sind die Tiere in der Dämmerung oder in der Nacht aktiv. Dann jagen sie unter anderem kleine Säugetiere, Vögel, Insekten oder fressen auch Beeren und andere Früchte. Goldschakale können so ein Alter von bis zu 9 Jahren erreichen.

Sind Goldschakale gefährlich? Was muss ich tun, wenn ich einen Goldschakal entdecke?
Gesunde Goldschakale stellen in der Regel keine Gefahr für Menschen dar. Die Tiere meiden häufig die Nähe von Menschen. Wenn Hunde Goldschakale stellen, können sich die Tiere jedoch wehren und bei Bissen Verletzungen verursachen oder Krankheiten übertragen. Für umherstreifende Katzen könnten Goldschakale eine Gefahr darstellen.
Bei Sichtungen von Goldschakalen hilft der Forschung eine Meldung mit Standort, Datum, Uhrzeit und wenn möglich einem Foto. In Baden-Württemberg nimmt die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Sichtungen entgegen.
Zahlen und Informationen zum Goldschakal in Baden-Württemberg
- Erster Nachweis in Baden-Württemberg im Jahr 2018
- Mindestens zwei feste Rudel bekannt (Konstanz und Schwarzwald)
- Schulterhöhe bis zu 50 cm
- Gewicht bis zu 10 Kilogramm
- Wurf zwischen März und Juni
- Sichtungen in vielen Regionen im Südwesten
- Tiere können mehrere hundert Kilometer wandern
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