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Seekrieg auf dem Bodensee! Die erbittertsten Schlachten auf Deutschlands größtem See

Seeschlachten im Bodensee

Krieg auf dem Bodensee! Als auf Deutschlands größtem See Kriegsschiffe kämpften

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    Eine historische Lädine auf dem Bodensee. Unter anderem mit solchen Schiffen wurde einst auf dem See Krieg geführt.
    Eine historische Lädine auf dem Bodensee. Unter anderem mit solchen Schiffen wurde einst auf dem See Krieg geführt. Foto: IMAGO / bodenseebilder.de

    Der Bodensee ist mit seinen 63 Kilometern Länge nicht nur der größte See Deutschlands, sondern auch ein Paradies für Urlauber. Heute erkunden Touristen den See mit dem Zeppelin, der Fähre oder dem Segelschiff. Doch es gab einmal eine Zeit, da war Urlaub am Bodensee undenkbar. Warum? Weil auf dem Bodensee einst ein Seekrieg tobte.

    In welchem Zeitraum fand der Seekrieg auf dem Bodensee statt?

    Schon im Jahr 15 v. Chr. gab es auf dem Bodensee eine Schlacht zwischen Römern und Kelten. Der Seekrieg auf dem Bodensee tobte jedoch von 1632 bis 1648 zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges.

    Der Dreißigjährige Krieg

    Im Dreißigjährigen Krieg, der von 1618 bis 1648 Europa erschütterte, kämpften zu Beginn Katholiken in einem Religionskrieg gegen Protestanten. Am Ende wurde der Krieg immer mehr zum Territorialkrieg. Er begann mit dem Prager Fenstersturz und endete mit dem Westfälischen Frieden. Der Krieg führte zu immensen Zerstörungen, Bevölkerungsverlusten und prägte die politische Landkarte Europas nachhaltig.

    Der Bodensee im Dreißigjährigen Krieg

    Im Jahr 1632 wurde auch der Bodensee in den Dreißigjährigen Krieg hineingezogen. Zu der Zeit hielten der Kaiser und die Katholische Liga in Form der Habsburger den See. Im April 1632 erreichten jedoch verbündete Schweden - zusammen mit Württembergern, die ebenfalls zur Protestantischen Union gehörten, den Bodensee. Die Schweden waren 1630 unter König Gustav II. Adolf und dem Vorwand, die protestantischen Länder, die im Laufe des Krieges viele Niederlagen erlitten hatten, unterstützen zu wollen, in den Krieg eingetreten.

    Die Protestanten griffen die kaiserlichen Befestigungen vom Land her an. Radolfzell kapitulierte kampflos, die Garnison der Stadt flüchtete über den See. Die Eroberer hatten somit ihren ersten Landungspunkt am Bodensee eingenommen und bauten sofort eigene Kriegsschiffe.

    Der verheerende Angriff auf Konstanz

    Mit zwölf kampftauglichen Schiffen und einer Belagerung versuchten die Protestanten daraufhin, Konstanz einzunehmen. Am 1. Oktober 1633 scheiterte ein Angriff der Schweden auf die Stadtmauern von Konstanz, bei dem über 1000 Schweden und Württemberger starben. Die Belagerung scheiterte endgültig, als am 5. Oktober ein kaiserlich-spanisches Heer zur Unterstützung der Stadt eintraf.

    1634 wollten die Schweden dann Überlingen erobern. Die kaiserliche Flotte konnte die belagerte Stadt jedoch über den Bodensee mit Truppen, Nahrung und Material ausstatten. Die Katholiken beschossen die schwedischen Stellungen um Überlingen dabei mit etwa 20 Kriegsschiffen. Die Schweden wehrten sich mit eigenen Booten, doch als ein in Konstanz mit Kanonen ausgerüstetes großes Lastschiff und andere kleinere Schiffe der katholischen Kaiserlichen dazustießen, gaben die protestantischen Schweden die Belagerung auf.

    Eine Lädine, ein historischer Lastensegler schippert auf dem Bodensee. Auch solche Schiffe wurden im Seekrieg auf dem Bodensee von 1632 bis 1648 eingesetzt.
    Eine Lädine, ein historischer Lastensegler schippert auf dem Bodensee. Auch solche Schiffe wurden im Seekrieg auf dem Bodensee von 1632 bis 1648 eingesetzt. Foto: IMAGO/bodenseebilder.de

    Das größte Kriegsschiff auf dem Bodensee

    Stattdessen eroberten sie fast zeitgleich Buchhorn, das heutige Friedrichshafen. Dort gründeten die Protestanten eine Werft und bauten das größte Bodenseekriegsschiff, die Drottning Kristina“. Das neue Schiff war mit 22 Kanonen ausgestattet und schaffte es auch gleich zusammen mit kleineren Booten fünf Transportschiffe der Kaiserlichen samt Kriegsmaterial zu kapern.

    Nun jedoch setzte die katholisch-kaiserliche Flotte zum Gegenangriff an. Mit 20 Kriegsschiffen waren sie den insgesamt fünf bewaffneten schwedischen Kriegsschiffen trotz der Drottning Kristina“ überlegen. Erst missglückten die Eroberungsversuche der von den Schweden besetzten Orte Radolfzell und Buchhorn. Doch nachdem die Schweden eine Schlacht nahe Nördlingen gegen die Kaiserlichen verloren hatten, zogen sich die Protestanten zurück. Alle schwedischen Schiffe wurden anschließend versenkt.

    Franzosen und Württemberger kämpfen auf dem Bodensee gegen Kaiserliche

    In den Jahren 1635 bis 1642 gab es daraufhin keine größeren Kämpfe im Bodenseeraum. Erst 1643 gab es am Bodensee wieder Krieg, als die protestantischen Franzosen Überlingen überfielen. Die protestantische Seite besaß damit wieder einen Stützpunkt am See und rüstete dort auch gleich bewaffnete Schiffe aus.

    Bald verfügten die protestantischen Württemberger und Franzosen über 16 Kriegsschiffe. Da den katholischen Kaiserlichen jedoch das Geld fehlte, konnten sie den Protestanten keine erweiterte Flotte entgegenstellen. Die Kaiserlichen konnten deshalb nicht verhindern, dass der Gegner weitere Stützpunkte am Seeufer eroberte.

    Die Eroberung weiterer Handelsschiffe im Juni veranlasste die Kaiserlichen, alle Schiffe nach Konstanz und in Sicherheit zu bringen. Die erschöpften und kriegsmüden Bürger der Uferstädte weigerten sich außerdem zunehmend, die Kosten für Schiffsneubauten, Hafenbefestigungen, Truppenaushebungen und Ausrüstung zu tragen.

    Erst bayerische Truppen, die auf der Seite der Katholiken kämpften und im Jahr 1644 den See erreichten, wendeten das Blatt wieder. Sie schlossen das protestantische Überlingen ein und zwangen die Württemberger und Franzosen dort zur Übergabe des Ortes.

    Auch um die Inseln im Bodensee wurde zu dieser Zeit gekämpft. Im Januar 1645 die Insel Mainau von württembergischen Truppen eingenommen. Sie konnten die Insel jedoch nicht lange halten. Ein Angriff der Protestanten im März auf die Insel Reichenau scheiterte, weil ein Sturm die Schiffe an das Schweizer Ufer trieb.

    Die Belagerung von Lindau

    1646 erhielten die Protestanten am Bodensee Unterstützung in Form starker schwedisch/französischer Truppen. Mit einem Überraschungsangriff nahmen sie das bis dahin von Kaiserlichen regierte Bregenz ein. Auch Lindau wurde belagert, leistete aber Widerstand. Der Beschuss von Lindau durch drei schwedische Kriegsschiffe wurde durch das Eingreifen dreier kaiserlicher Jagdschiffe beendet.

    Langenargen musste sich währenddessen den Protestanten geschlagen geben. Ein neuer Angriff der Protestanten auf Lindau von See her wurde erneut von kaiserlichen Schiffen abgewehrt. Allerdings wurde die Situation immer schwieriger, weil die Protestanten schon 20 Kriegsschiffe besaßen. 17 dieser Schiffe eroberten dann im Februar die Insel Mainau und fanden dort mehrere Schiffe und zahlreiches Kriegsmaterial vor.

    Danach beendeten die Protestanten die Belagerung von Lindau freiwillig, da sie mit den Stellungen auf der Mainau, in Langenargen und auf der ebenfalls eroberten Burg Gießen genug Plätze besaß, um den Seehandel empfindlich stören zu können.

    Das Ende des Seekrieges auf dem Bodensee

    Der Versuch von neun kaiserlichen Kriegsschiffen im April, die Mainau zurückzuerobern, scheiterte. Genau wie weitere von Lindau ausgehende Angriffe gegen Wasserburg und Langenargen. Obwohl die kaiserliche Flotte inzwischen 50 Schiffe zählte, beherrschte die protestantische Kriegsmacht die wichtigsten Punkte des Bodensees. Unter anderem mit zwei neu ausgerüsteten Kriegsschiffen mit je 16 Kanonen waren die Protestanten den Kaiserlichen nun auf dem See überlegen. Sie erhoben auf dem See Zoll- und Steuereinnahmen und blockierten die katholischen Orte Lindau und Konstanz.

    Allerdings schafften die Kaiserlichen es, die Burg Gießen und Wangen im Allgäu auf dem Landweg zurückzuerobern. Auch auf dem See wollten sie jedoch nicht klein beigeben und schafften es im letzten Kriegsjahr 1648 zwei der protestantischen Schiffe vor Langenargen zu kapern. Kurz darauf wurde ein protestantischer Angriff auf Lindau durch einen Sturm verhindert. Damit fand der Krieg auf dem Bodensee auch ein Ende, denn nach Abschluss des Westfälischen Friedens begann ab dem 24. Oktober 1648 der Rückzug aller kriegführenden Parteien vom Bodensee.

    Schwedenkreuze als Erinnerung am Bodensee

    Doch auch heute noch gibt es greifbare Erinnerungen an den Krieg auf dem Bodensee:

    • In Konstanz ist zum Gedenken an den steckengebliebenen Vormarsch der Schweden neben der Brücke vom Festland zur Mainau das „Schwedenkreuz“, auf ein schwedisches Kanonenrohr montiert, im Bodensee zu besichtigen.
    • Und auch auf der Insel Mainau steht am Hafen das sogenannte „Schwedenkreuz“, eine Kreuzigungsgruppe aus Bronzeguss.
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