'Wir wissen, dass unsere Zahlen teilweise sehnsüchtig erwartet werden', sagt Josef Dreher. Er arbeitet für das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Krumbach und ist derzeit mit seinem Kollegen Josef Graf im Allgäu unterwegs – und das teilweise auf schwierigen Wegen.
Denn beide sind an der dritten Bundeswaldinventur beteiligt. Die Ergebnisse werden 2015 vorliegen und unter anderem Grundlage für die weitere Waldbewirtschaftung sein. Insoweit warten Sägewerksbesitzer und Papierfabriken ebenso darauf wie Betreiber von Hackschnitzel-Kraftwerken. Bayernweit 7800 Punkte
1986 fand die erste Bundeswaldinventur statt – damals noch vor dem Hintergrund des Waldsterbens. 2001/02 folgte die zweite bundesweite Erhebung, nun sind die Forstmitarbeiter zum dritten Mal unterwegs – und das zeitgleich in allen Bundesländern. Allein in Bayern sind dafür acht Teams im Einsatz. Sie müssen rund 7800 Punkte ansteuern. Josef Dreher und Josef Graf sind für jene 562 Inventurpunkte verantwortlich, die sich in den Bereichen des AELF Kempten und des AELF Kaufbeuren befinden. Somit reicht der Einsatzbereich im Süden von Füssen bis Lindau. Die Punkte wurden 1986 anhand eines Rasters bundesweit mit Eisenstangen im Boden markiert. Sie zu finden steht jeweils am Beginn der Arbeit. Das ist nicht immer ganz einfach, wie sich beispielsweise am Inventurpunkt bei Eckarts (Immenstadt), zeigte.
Er lag nur 40 Meter neben einem befahrbaren Forstweg. 'Mitunter müssen wir klettern', so Josef Dreher über die Situation im Allgäu. Und meist kommt ein Metalldetektor zum Einsatz, um den Inventurpunkt zu lokalisieren. Er wird von einer Eisenstange markiert. Diesmal steht modernste Technik bereit, die es 1986 noch nicht gab. So vermerken Dreher und Graf die Position anhand von Satellitendaten des GPS- und des GNS-Systems – Vorarbeit für die vierte Inventur in zehn Jahren.
'Wichtig ist, dass immer exakt vom gleichen Punkt aus gearbeitet wird', erläutert Dr. Hans-Joachim Klemmt, denn nur so ließen sich die Zahlen letztendlich vergleichen. Klemmt arbeitet für die bayerische Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft und ist für die Waldinventur zuständig.
Vom Inventurpunkt aus erfassen die Förster mittels Laptop insgesamt 160 Parameter. Dazu zählen die Anzahl und Arten der Bäume ebenso wie deren Umfang und Größe. Schäden wie Verbissspuren werden ebenso vermerkt wie umliegendes Totholz oder Höhlen im Baum. Langfristig die Funktion des Waldes im Bereich Ökonomie und Ökologie zu erhalten, ist das Ziel der Waldinventur. Ob tatsächlich nachhaltig gewirtschaftet wird, also nicht mehr entnommen wird als nachwächst, soll die Inventur zeigen.
Nur ein Bruchteil
Insgesamt 100 000 Bäume werden Josef Dreher und Josef Graf sowie die Mitarbeiter der anderen Teams bis zum Ende dieses Jahres in Bayern erfasst haben – und damit tatsächlich nur einen Bruchteil des Waldes, der im Freistaat 36 Proze
nt der gesamten Fläche bedeckt.
'Dort stehen geschätzt neun Milliarden Bäume', betont Hans-Joachim Klemmt. Umso wichtiger sei es, dass sehr exakt erfasst werde. Denn die Zahlen sind Grundlage für eine Hochrechnung. Und anhand der könne dann beispielsweise vor dem Bau eines Hackschnitzel-Kraftwerkes entschieden werden, ob überhaupt ausreichend Hackschnitzel zur Verfügung stehen. 'Daher werden alle Interessierten nach Ende der Auswertung Zugriff auf das Datenmaterial haben', so Klemmt. 'Die Kosten in Höhe von zwei Millionen Euro für die Waldinventur in Bayern sind also gut angelegt', versichert er.