Von Veronika Krull Fischen/Wertach/Oberallgäu - 'Wem gehört so ein Fundstück?' Georg Larsch, Kulturreferent und Leiter des Heimathauses in Fischen, kam ins Grübeln, als er vor einiger Zeit im Allgäuer Anzeigeblatt über die Bergung eines versteinerten Seesternes las. Eine Antwort auf diese Frage, die Larsch der Heimatzeitung stellte, war nicht so einfach zu finden. Zur Vorgeschichte: Alex Müller, Hobby-Geologe aus Rettenberg, erhielt Ende vergangenen Jahres einen heißen Tipp: An der Iller bei Fischen liege ein Felsbrocken mit einem gut erhaltenen, fünfgliedrigen Seestern. Der Stein diente dort mit etlichen anderen 'Kollegen' dem Hochwasserschutz. Müller, der auch Vorstand des naturkundlichen Interessenkreises im Heimatdienst Sonthofen ist, barg den Fund - in seinen Augen 'einmalig im Allgäu' - wenige Tage später. Doch wem gehört nun der Stein? Ursula Winkler, Leiterin der Kemptener Museen, musste passen. Mit einer solchen Frage sei sie noch nicht konfrontiert worden. Sie verwies an Prof. Herbert Scholz, Geologe an der Technischen Universität in München, dessen Vater Udo seinerzeit das naturkundliche Museum in Kempten aufgebaut hatte. Für das Allgäu, bestätigte der Professor, sei der Fund eine 'große Seltenheit', aber es gebe Gegenden, wo versteinerte Seesterne in Massen geborgen werden. Mit diesen müsse auch das Allgäuer Fossil konkurrieren. Als Eigentümer, meinte Scholz, könnte allenfalls das Wasserwirtschaftsamt Kempten auftreten. Eigentümer ist in der Tat der Freistaat Bayern, bestätigte daraufhin der Chef des Amtes, Hans-Joachim Weirather. Im Auftrag des Staates habe seine Behörde die Flussbausteine aus einem Wertacher Steinbruch erstanden. Aber: 'Was man von Hand wegträgt, wird nicht belangt.
' Etwas anders sei der Fall natürlich, wenn jemand 'mit dem Hänger eine halbe Tonne Schroppen wegfährt'. Dann sei eine Geldbuße fällig. Aber wenn jemand einen schönen Stein sehe, an dem er seine Freude hat, dürfe er diesen Fund mitnehmen. Geologe Dr. Michael Procher, ebenfalls vom Wasserwirtschaftsamt, geht sogar noch einen Schritt weiter: Es sei gut gewesen, dass die Versteinerung geborgen wurde. Denn bei einem Hochwasser wäre der Fund womöglich zerstört worden. Jetzt könne das Fossil vielleicht ja auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Den gleichen Gedanken hatte auch Museumschefin Ursula Winkler, als sie von der Geschichte hörte. 'Für uns wäre es sehr interessant, wenn das Stück für eine Weile im Naturkundlichen Museum ausgestellt werden könnte.'Alex Müller, der neue Besitzer des 100 Millionen Jahre alten Seesterns, hat damit kein Problem. Seinen endgültigen Platz solle das Fundstück im Sonthofer Heimathaus finden, berichtet er. Das Fossil zuvor nach Kempten auszuleihen oder es auf eine 'Tournee' durch das Allgäu zu schicken, könne er sich durchaus vorstellen. Doch bis dahin müsse das Tier noch einen Namen bekommen. Zwar steht der Familienname schon fest - der Seestern gehört zu den Astropectiniden - aber es fehle die Bezeichnung von Gattung und Art. Dies werde Dr. Hans Hess bestimmen, Leiter des Naturhistorischen Museums in Basel, dem er demnächst einen Besuch abstatten will.