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Von der erschütternden Gewalt des Hausbachs

Weiler

Von der erschütternden Gewalt des Hausbachs

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    Von der erschütternden Gewalt des Hausbachs
    Von der erschütternden Gewalt des Hausbachs Foto: Ralf Lienert

    Die Männer schütteln immer wieder stumm die Köpfe auf dieser Wanderung durch die Hausbachklamm. Die Schäden sind deutlich schlimmer als befürchtet - und schlimmer, als Bürgermeister Karl-Heinz Rudolph und Bautechniker Helmut Merath bei ihrer ersten Begehung am Tag des großen Hochwasser, am Dienstag, festgestellt hatten.

    Als sie am Donnerstag gemeinsam mit Flussmeister Heinrich Bernhard vom Wasserwirtschaftsamt und Bauhofleiter Gebhard Wagner das Tobel durchwandern, ist das Wasser im Hausbach zwar deutlich zurückgegangen - es scheint aber noch immer viel in Bewegung zu sein in der von Regengüssen und Hochwasser arg mitgenommenen Klamm. Sie zu begehen, ist derzeit ausgesprochen gefährlich. Die Hänge sind vollgesaugt mit Wasser, das noch immer aus den darüber liegenden Wiesen in Richtung Hausbach strömt. In feinen Wasseradern fließt es durch das Erdreich, unterspült die Sand- und Tonschichten und lockert all das Material oberhalb der Molasseschicht. An mehreren Stellen sind die Böschungen bereits großflächig abgerutscht, Bäume drohen umzustürzen. 30 bis 40 Meter lange Buchen, Eschen und Fichten wurden entwurzelt, abgeknickt und gespalten. Sie liegen kreuz und quer über den Fluss und an den Hängen. Häufig sind Abrisse im Waldboden zu sehen. Wann die nächsten Kegel ins Rutschen kommen, weiß man nicht.

    Vom Pflegehaus Fink folgt die Gruppe der Klamm in Richtung Weiler. Der Anblick, der sich ihnen bietet, lässt selbst die erfahrenen Männer staunen über die Gewalt, die die Natur hier gezeigt hat. Das "Jahrhunderthochwasser" (Rudolph hat sämtliche Verbauungen in den Außenkurven weggerissen, Flussbausteine mit bis zu zwei Tonnen Gewicht losgelöst und mitgetragen. "Am Dienstag hat es hier gedonnert, als ginge ein schweres Gewitter nieder", erzählt Bürgermeister Rudolph. Zwei Tage danach sieht die Klamm aus wie ein Schlachtfeld.

    Böschung verlegt

    "Wir werden die ursprüngliche Uferlinie nicht wiederherstellen können", sagt Flussbaumeister Heinrich Bernhard, der zwischen Mindelheim und Weiler alle Bachläufe kennt. Der Strom hat die Böschung verlegt, oberhalb des Grillplatzes sind es ganze sechs Meter. Das Gewässer mit dem gemütlich klingenden Namen Hausbach ist um ein Vielfaches angeschwollen und hat sich ein breites Bett gegraben, durch das es auch zwei Tage nach den Regengüssen noch immer in wildem Strom talwärts fließt.

    Bei Riegen, oberhalb des Grillplatzes, hat eine Hangrutschung die erst vor wenigen Wochen neu angebrachten Gabionen verbogen und Richtung Bach geschoben. Die Arbeiter des Weilerer Bauhofs hatten die Drahtkörbe von Hand mit Flusssteinen befüllt. "Die Brücke werden wir wohl neu bauen und nach oben verlegen müssen", vermutet Rudolph.

    An den Stahlstützen haben sich Wurzeln und Holzstämme verkeilt, die Fundamente sind kaputt. Ein Stück weiter unten staunt Helmut Merath, dass die neu gebauten Stege gehalten haben. "Tip top", lautet sein Kommentar. An vielen anderen Stellen wird jedoch deutlich, wie viel vergebliche Mühe man sich in der Hausbachklamm gemacht hat. Die Wege sind über Strecken komplett weggerissen - der Wasserstand lag laut Rudolph an Engstellen in der Schlucht fünf Meter höher als normal.

    Tritte finden keinen Halt

    Sorgen bereitet dem Bürgermeister vor allem eine solche Engstelle. "Wenn dieser Rutschkegel kommt, dann ist unten dicht", befürchtet er beim Blick auf den steilen Hang über dem Bach. Das Wasser könnte dann mit einer Schlamm- und Gerölllawine durch Weiler strömen.

    Wie instabil die Böschungen sind, bekommen die Männer immer wieder zu spüren, wenn sie an Abrisskanten in den aufgeweichten, schlammigen Boden treten. Alles scheint hier zäh zu fließen, die Tritte finden keinen Halt.

    Heinrich Bernhard hält mit der Kamera viele Details dieser Landschaft fest. Die genauen Schäden kann er momentan nur erahnen. "In dieser trüben Brühe erkennen wir noch gar nicht, wie das Bachbett aussieht", sagt er. Der Flussmeister weiß jedoch genau, welche Maßnahme er so schnell wie möglich angehen muss: Die Geschiebensperre bem Sägewerk Vögele muss mit einem Bagger ausgeräumt werden. Sie ist randvoll angefüllt mit Geröll, Holz und Steinen. "Sie hat funktioniert", stellt Bernhard fest.

    In der Hausbachklamm wird es in den nächsten Wochen noch viele Ortstermine von Wasserwirtschaftsamt, Gemeinde und Grundstückseigentümern geben. Besprochen werden muss, wer die entwurzelten Bäume von Böschungen, Hängen und aus dem Bachbett entfernt und wie man weggerissene Wege neu anlegt. Noch in diesem Jahr, so hoffen Helmut Merath und Gebhard Wagner, soll wenigstens der untere Teil der Klamm wieder begehbar gemacht werden. Das hört sich nach viel Arbeit an. Vom Geld ganz zu schweigen. Mit mindestens 200.000 Euro Folgekosten des Hochwassers rechnet allein der Markt Weiler.

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