In den vergangenen Monaten seien viele Bäume nicht fachgerecht zugeschnitten worden, klagt der Bund Naturschutz in einer Pressemitteilung. Das Ergebnis seien verstümmelte bzw. gekappte Bäume mit Schnittflächen, die einen Durchmesser von mehr als 10 cm hätten. Die schwächen die Bäume jedoch massiv, klagt der Umweltverband. Häufig infizieren sich die Gehölze über diese "Wunden" mit holzzersetzenden Pilzen und Bakterien. Sie schädigen den Baum derart, dass er irgendwann gefällt werden muss. Dabei seien gesunde Bäume in den Zeiten von Klimawandel und Artensterben unverzichtbar, so der Verband.

Große Schnitte ähneln Amputationen
Wird ein Baum in einer Siedlung zu groß oder gefährden seine Äste die Verkehrssicherheit, möchten Besitzer seine Krone reduzieren. "Bei einer artgerechten Kronenreduzierung werden Äste ganz entnommen oder auf einen Seitentrieb eingekürzt. Die verbleibenden Äste wachsen stabil weiter, das Kronenbild bleibt erhalten, ist aber lichter und kleiner geworden“, erklärt Jim Falkner, ausgebildeter Baumpfleger. Diese Methode verwechseln Laien aber oft mit Kappungen. Anstelle von vielen kleinen Einkürzungen machen sie oft mit der Motorsäge ein paar große Schnitte - das Ergebnis ähnelt einer Amputation, veranschaulicht der Bund Naturschutz. Laien seien sich der Folgen meist nicht bewusst. „Sie sehen, dass der Baum im nächsten Frühjahr wieder munter austreibt und folgern daraus, dass alles in Ordnung ist. Dies ist aber nicht der Fall“, so Falkner. "Neu austreibende Äste haben eine schlechte Anbindung. Sie wachsen nicht ausgehend vom Zentrum, der Stamm- bzw. Astmitte, und sind nicht mit den Jahresringen verzahnt, sondern wachsen aus den äußeren Holzschichten."

Neue Triebe haben eine größere Bruchgefahr
Die Neutriebe würden von Jahr zu Jahr dicker, länger und schwerer und seien aufgrund der schlechten Anbindung bruchgefährdet – und die Gefahr für den Verkehr steigt. Noch etwas spricht laut Falkner gegen Kappungen: Sie verursachen große Schnittwunden, über die holzzerstörende Pilze und Bakterien eindringen können. Die Wunden sind so groß, dass der Baum diese nicht mehr verschließen bzw. überwallen kann.
Die Folge ist ein fortschreitende Fäule, die die Lebenserwartung des Baumes erheblich reduziert. Dem Bund Naturschutz liegen Fotos aus Buxheim vor, die Bäume zeigen, die nicht professionell geschnitten wurden. Das sei baumzerstörend und müsse drigend verhindert werden, fordert der Umweltverband. Ähnliche Vestümmelungen gebe es zu Dutzende in Memmingen und im gesamten Unterallgäu. Die Stadt Memmingen hat erst vor wenigen Tagen darauf hingewiesen, dass bei massiven "Stümmelschnitten“ ein hohes Bußgeld fällig werden kann.
Bäume erhalten anstatt sie zu fällen
Martin Muth, stellvertretender Vorsitzender der BUND Kreisgruppe Memmingen-Unterallgäu ergänzt, dass die Steigerung von Baumverstümmelung das Fällen von Bäumen ist. "Leider geschieht dies in unseren Dörfern und Städten immer noch mit einer erschreckenden Selbstverständlichkeit - außer es gibt eine Baumschutzverordnung wie in Bad Wörishofen und Memmingen“. In Zeiten von Klimaerwärmung und Artensterben sollte es grundsätzlich darum gehen, Bäume und ihre Gesundheit zu erhalten. "Wir müssen uns von den Vorstellungen, dass Bäume ,Dreck' machen und gefährlich sind, lösen. Bäume schenken uns Sauerstoff und binden Kohlendioxid, sie spenden Schatten und Kühle an heißen Sommertagen, sind eine Wohltat für unsere Augen und Lebensraum für Insekten und Vögel. Bäume sind ein Wunder der Natur!“