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Übernachtungs- statt Massentourismus im Allgäu: Was der Bund Naturschutz fordert

30 Millionen Tagesgäste

Übernachtungs- statt Massentourismus im Allgäu: Was der Bund Naturschutz fordert

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    Nach den Corona-Lockerungen war am Vatertag viel los an beliebten Allgäuer Ausflugszielen wie dem Grünten.
    Nach den Corona-Lockerungen war am Vatertag viel los an beliebten Allgäuer Ausflugszielen wie dem Grünten. Foto: Thomas Karl

    Qualitativ hochwertiger Übernachtungstourismus statt Massentourismus – Das möchte der Bund Naturschutz (BN) erreichen. Hintergrund ist der aktuelle Massenansturm auf die Bayerischen und Allgäuer Alpen sowie das Ergebnis einer Analyse, die der Verein erarbeitet hat.

    Befürchtung: Übernachtungstourismus kommt unter die Räder

    Nach den Corona-Lockerungen ist im Bereich der Allgäuer Ausflugsziele und Berge wieder einiges los. Erst am Vatertag meldete die Polizei eineZunahme des Ausflugsverkehrsmit stellenweise mehr als 300 Autos an beliebten Hot-Spots im Allgäu. In diesem Zusammenhang sei es laut Martin Geilhufe, Landesbeauftragter des BN, unverantwortlich, "den Tagestourismus mit weiteren Straßenausbauprojekten, wie dem geplantenautobahnähnlichen B12- Ausbau, oder touristischen Infrastrukturprojekten, wie amGrünten, weiter auszubauen." Dadurch bestehe die Gefahr, dass der für die Region wichtige Übernachtungstourismus darunter leidet. Die Grundlage für einen qualitativ hochwertigen Übernachtungstourismus werde durch den Straßenbau und neue Seilbahnprojekte zerstört. Wie der BN in einer Mitteilung erklärt, kommen auf eine Gästeübernachtung im Allgäu etwa drei Tagesgäste. Auf die rund zehn Millionen Übernachtungsgäste pro Jahr im Allgäu kämen demnach etwa 30 Millionen Tagesgäste. Hier bezieht sich der BN auf Zahlen des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr e.V.(dwif)aus dem Jahr 2013. Der BN kritisiert, dass die Natur bereits jetzt schon stark unter dem immer intensiver werdenden Tourismus leide. "Daher liegt die Zukunft des Tourismus in einem qualitativ hochwertigen Übernachtungstourismus. Die Anreise- und die Fortbewegung im Urlaubsgebiet muss überwiegend mit Bahn und Bus erfolgen", so Michael Finger Vorsitzender der BN-Ortsgruppe Oberstdorf.

    BN fordert: Kein B12-Ausbau, mehr Investitionen in ÖPNV und höhere Parkgebühren

    Deshalb fordert der BN unter anderem den sofortigen Stopp von Straßenaus- und Neubauten in den bayerischen Alpenlandkreisen, davon im Allgäu insbesondere der geplante autobahnähnliche Ausbau der B12. Außerdem sollen keine weiteren beschleunigenden Ausbaumaßnahmen an der B19 durchgeführt werden. Wenn es nach dem BN geht, sollen Bahn und Bus bei der Anreise und der Fortbewegung in den bayerischen Alpen in Zukunft eine Alternative zum Auto darstellen. Dafür fordert der BN eine Verlagerung der Investitionen in einen gut ausgebauten ÖPNV. Auch sollen Aus- und Neubauten von Parkplätzen an touristischen Infrastrukturen und Ausgangspunkten für touristische Aktivitäten gestoppt werden. In den Forderungen des BN geht es auch um ein flächendeckendes Parkraummanagement. Sie sprechen sich für eine deutliche Erhöhung der Parkplatzgebühren aus, sodass eine Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, gemessen am Bayernticket, deutlich günstiger ist. Außerdem verlangt der BN, die Kapazitäten von Bergbahnen nicht mehr weiter zu steigern. Eine Neufassung der bayerischen Seilbahnförderrichtlinie solle auf Bestandserhalt statt Seilbahnausbau ausgerichtet sein.

    Tagesreise-Einzugsgebiet von Oberstdorf hat sich verdreizehnfacht

    Die Analyse des BN habe ergeben, dass sich die Anzahl der Personen, die mit dem Auto innerhalb von zweieinhalb Stunden nach Oberstdorf fahren können, zwischen 1970 und 2020 in etwa verdreizehnfacht hat. Das sei auf die massiven Straßenbauten und den Bevölkerungswachstum in Süddeutschland zurückzuführen, wobei der Bevölkerungswachstum nach Angaben des BN nur eine untergeordnete Rolle spielt. Demnach lebten 1970 nur etwa 660.000 Menschen im deutschen 2,5-Stunden-Einzugsgebiet von Oberstdorf. Im Jahr 2020 sind es dagegen über 8,5 Millionen Menschen, die den Allgäuer Urlaubsort in derselben Zeit erreichen können. Massiv zugenommen habe laut BN auch die Anzahl der Deutschen, die in weniger als einer Stunde Oberstdorf mit dem Auto erreichen können: Während 1970 etwa 160.000 Menschen den Ort in einer Stunde oder weniger erreicht haben, können 2020 etwa 470.000 Menschen in derselben Zeit nach Oberstdorf gelangen.

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