In der derzeitigen Finanz- und Wirtschaftskrise wird die Luft auch für hiesige Unternehmen immer dünner. Viele versuchen - in der Hoffnung auf bessere Zeiten - mit Kurzarbeit zumindest ihr Stammpersonal zu halten. Aber auch das gelingt manchen jetzt nicht mehr. So melden sich laut Reinhold Huber, Pressesprecher der Arbeitsagentur in Memmingen, seit etwa drei bis vier Wochen immer mehr Stammkräfte mit Fachausbildung arbeitslos.
Heftig gebeutelt von der Krise wird etwa die Otto Martin Maschinenbau GmbH & Co. KG in Ottobeuren. Hier haben von knapp 180 Mitarbeitern seit Ende vergangenen Jahres etwa 40 ihren Arbeitsplatz räumen müssen. Der Rest arbeitet kurz. Zudem könnten weitere zehn Entlassungen in den nächsten Wochen folgen, sagt Geschäftsführer Rolf-Günter Krupezki.
Maschinen stehen auf Halde
Den 61-Jährigen haben die drei Gesellschafter-Familien im Juli 2008 engagiert, um den angeschlagenen Hersteller von Holzbearbeitungsmaschinen zu sanieren. In diesem Zusammenhang verschweigt Krupezki, der zuvor Finanzvorstand bei der Firma Christ in Benningen war, nicht, dass die Schieflage des Unternehmens im vergangenen Jahr zum Teil auf Fehler des damaligen Managements zurückzuführen sei.
"Aber vor allem macht uns die weltweite Wirtschaftskrise schwer zu schaffen", betont der Geschäftsführer, und Verkaufsleiter Karl Zollitsch unterstreicht: "Der russische Markt ist zum Beispiel komplett tot und auf dem amerikanischen läuft es sehr schlecht." So stehen bei dem Ottobeurer Unternehmen, das eine Exportquote von über 70 Prozent hat, etliche fertige Maschinen auf Halde, die Kunden bestellt haben, aber jetzt nicht mehr zahlen können.
Mit Blick auf die staatliche Hilfe für Opel oder die Abwrackprämie schwillt Krupezki und seinen Leuten der Kamm. "Das ist eine große Ungerechtigkeit gegenüber den mittelständischen Unternehmen", wettert der Chef.
In seinen Augen sollte der Staat keine Kredite beziehungsweise Bürgschaften für einzelne Unternehmen erteilen, sondern eine allgemeine Investitionszulage gewähren: "Das würde sowohl dem Mittelstand als auch den kleineren Handwerksbetrieben helfen."
Gleicher Meinung ist Industriemechaniker Hermann Kutter. Der 54-Jährige arbeitet seit 39 Jahren bei Martin. Er gibt zu, "dass man in Krisenzeiten immer Angst um seinen Arbeitsplatz hat". Gleichzeitig zeigt er sich aber selbstbewusst und versichert, dass die Arbeiter alles geben werden, damit der Betrieb nicht untergeht: "Es ist schließlich unsere Firma."
Letztlich sei Krupezkis Sanierungskurs bei der Belegschaft auf Zustimmung gestoßen, ergänzt Betriebsratsvorsitzender Gerhard Friede: "Wir wissen um die Lage des Betriebs." Zudem habe man die Leute nicht einfach vor die Tür gesetzt, sondern über 80 Prozent von ihnen im Rahmen eines Sozialplans an andere Firmen vermittelt. Indes hofft Krupezki auf einen Kredit im Zusammenhang mit dem Konjunkturpaket II. Aber selbst wenn dies nicht klappen sollte, sei Martin nicht verloren. "Wir haben gute Kontakte zu neuen Märkten geknüpft", sagt der Chef und fügt mit Blick auf Gerüchte in der Branche lächelnd hinzu: "Totgesagte leben länger."