Vor allem Hinterstein und Bad Oberdorf trafen Unwetter Von Jürgen Stöcker Oberallgäu/Bad Hindelang Während sich die Gelehrten weltweit noch darüber streiten, ob die zunehmend häufiger auftretenden Unwetter etwa Vorboten der viel beschworenen Klima-Katastrophe sein könnten, zeigt ein Blick in die Oberallgäuer Archive: Auch weit vor der Pfingstflut 1999 lernten die Menschen in unserer Region im vergangenen Jahrhundert immer wieder die Unberechenbarkeit der Natur kennen. Mit diesem Bericht beginnen wir eine Serie, in der das Allgäuer Anzeigeblatt die historischen Wetter-Kapriolen in den südlichen Oberallgäuer Städten und Gemeinden zwischen 1900 und 1999 beschreibt. Bad Hindelang: 1901 verwüsten schwere Überflutungen vor allem Bad Oberdorf. Neun Jahre später staunen die Menschen über gewaltige Ausuferungen durch die Ostrach beim Allgäuer Jahrhundert-Hochwasser. 1924 richtet ein Wildbach große Zerstörungen an wieder in Bad Oberdorf. Eine Schuttlawine aus der so genannten Heidachrinne schneidet 1934 Hinterstein von der Außenwelt ab. Zurückbleibt ein zertrümmertes Sägewerk. Ähnliches wiederholt sich 1949 in derselben Gegend. 1940 überschwemmt die Ostrach das Land. Zwischen Hinterstein und Giebelhaus toben 1944 und 1950 schwere Unwetter. Zehn Jahre bleibt es schließlich ruhig, bis heftige Gewitter vor allem in Vorderhindelang ihre Spuren hinterlassen. 1964 ist dann erneut Hinterstein betroffen mit einem gewaltigen Bergsturz an der Langen Wand am Breitenberg. Das vermutlich seit 1910 schwerste Hochwasser im Allgäu notiert der Ortschronist im Jahre 1970, als die Ostrach-Flutwellen die Bundesstraße 308 wegreißen, es keine Verbindung von Hindelang nach Wertach und ins Tannheimer Tal mehr gibt und das Kalkwerk Wachter (heute Bayosan Wachter) erhebliche Schäden verkraften muss.
Nur ein Jahr später herrscht erneut Gefahr für die B 308, weil diesmal der ansonsten harmlose Leubach und der Dohlenbach zu reißenden Gewässern anschwellen. 1973 ist in unserer Zeitung zu lesen: In Bad Oberdorf wurde die Feuerwehr nicht nur mit der Sirene, sondern auch mit den Kirchenglocken gerufen, weil die Gefahr bestand, dass der Wildbach ausbrechen könnte. Zahlreiche Keller mussten in Bad Oberdorf und Hindelang ausgepumpt werden. Es folgt eine lange Zeitspanne ohne Horrormeldungen von der Wetterfront bis 1987 ein für das Ostrachtal ungewöhnlich heftiger Föhnsturm mehrere tausend Kubikmeter Holz niederwalzt. Nach einem Unwetter 1989 über Unterjoch fegt Orkan Vivian ein Jahr danach durchs Ostrachtal, beschädigt Gebäude und knickt Bäume wie Streichhölzer um insgesamt stattliche 65 000 Kubikmeter Holz!Schlag auf Schlag gehts weiter: Nach intensivem Regen, kombiniert mit Schneemelze, folgt 1991 ein Hochwasser im Ostrachtal. 1993 trifft ein Hagel-Chaos vor allem die Ortsteile Imberg, Groß, Liebenstein, Riedle und Vorderhindelang. Zwei Autofahrer, die in einer Unterführung bei Liebenstein Schutz suchen, werden von den Hagelkörnern regelrecht eingegraben. Mit technischem Gerät werden sie Feuerwehrleute aus ihrem Gefängnis befreien. Ein unglaublich starker West-Sturm deckt 1994 in Bruck und Hinterstein mehrere Dächer ab und entwurzelt zahlreiche Bäume. Nur wenige Monate später Murenabgänge durch den Ehlesbach in Hinterstein und Bad Oberdorf nach kräftigem Regen mit Gewitter. Und wieder 1995 verzeichnet das hintere Ostrachtal einen erheblichen Windbruch. Noch taufrisch in Erinnerung ist uns das Pfingsthochwasser 1999 und der Orkan Lothar, der den Oberallgäuern einen stürmischen zweiten Weihnachtstag im selben Jahr bescherte.(Dokumentation: Richard Berktold, Markt Hindelang). Sollte der eine oder andere Leser noch über entsprechendes Bildmaterial von früheren Unwettern verfügen, wären wir dankbar, wenn es uns zur Veröffentlichung überlassen werden könnte.