Selbst auf 1350 Metern Höhe vor Sturzbächen nicht sicher: Schwere Schäden am Mittag Von Barbara Hell Immenstadt/Hindelang Selbst in 1350 Metern Höhe, wo die Alpe Oberberg nur knapp 100 Höhenmeter vom Bergkamm trennen, gabs Hochwasser: So stelle ich mir die Sintflut vor, schildert Alpbesitzer Klaus Beck die Situation am Sonntag-abend auf dem Mittag. Vom Hang über der Alpe sei ein Sturzbach neben dem anderen auf die Gebäude zugeflossen. Und richtete auch hier große Schäden an: Um drei Meter wurde der Schweinestall von Fluten und Erdmassen verschoben. Stark in Mitleidenschaft gezogen ist auch der biologische Klärteich. Betroffen war auch die Alpe Hochried. Auf ungefähr einem Tagwerk Fläche liegt Geröll mit riesigen Felsbrocken, Schlamm und Baumstämmen in unheimlichen Mengen, schildern Eva und Helmut Zweng. Nicht so schlimme Schäden wie zunächst befürchtet richtete das Schlagwetter am Dienstagabend im Hindelanger Ortsteil Liebenstein an. Zwar war der kleine Weiler mehrere Stunden wegen eines Murenabgangs von der Umwelt abgeschnitten und durch Scheunen floss hinten das Wasser rein und vorn wieder raus. Doch der Schaden an und in den Gebäuden blieb gering, zieht Gustl Fink als einer der Betroffenen Bilanz: Kein Vergleich zu Altmummen und Bihlerdorf. Wie erst jetzt bekannt wurde, hat auch Obermaiselstein am Dienstag unter Unwetter gelitten: Bis zu 20 Autos von Feriengästen standen dort in Tiefgaragen 20 Zentimeter unter Wasser, Keller von zwei Ferienwohnanlagen wurden überflutet.
Das ist vor allem deshalb schlimm, weil wir keine Schlüssel für die Keller von Zweitwohnungbesitzern haben, kann Barbara Charles den Schaden deshalb nicht abschätzen. Dramatisch war die Situation auch für Klaus Beck sowie einige Freunde, die zur Zeit des Gewitters zufällig auf der Alpe Oberberg zu Besuch waren: Ein Wunder, dass niemandem was passiert ist und wir alle neun Schweine retten konnten, erinnert sich der Sennalpkäser an jenen unvergesslichen Sonntagabend. Trotz der Murenabgänge und sintflutartigen Sturzbäche zum Schweinestall wateten die Männer, kniehoch im Morast, in völliger Dunkelheit zu dem verrutschten, etwa 15 Quadratmeter großen Nebengebäude und befreiten die Schweine: Das war wirklich gefährlich, denkt Beck zurück. Die Tiere sind mittlerweile jahreszeitlich ohnehin fällig geschlachtet worden. Jetzt wird geprüft, ob der Stall nicht, an ein Seil gebunden, per Hubschrauber wieder zurückversetzt werden kann. Sonst müsste ein neuer Unterstand für die Schweine gebaut werden. Mehrere Murenabgänge lösten die Wasserfluten auch an dem Alpweg entlang aus, der 1997 mit hohen Kosten und einem Eigenanteil von 200000 Mark von Beck errichtet worden ist. Muss der Weg an einigen Stellen nur vom Geröll befreit werden, ist an zwei Stellen die Böschung so in Mitleidenschaft gezogen worden, dass er dort nicht mehr gesichert ist. Dies muss genauso repariert werden wie der verschüttete biologische Klärteich. Noch nie erlebtÜber die Finanzierung der Schäden zerbricht sich Beck noch nicht den Kopf: Wir werdens schon packen. Der 47-Jährige und seine Familie sind erst mal froh, dass es trotz allem so glimpflich ausging: Solche Regengüsse hab ich hier noch nie erlebt. Wenn man die Sturzbäche gesehen hat, muss man sich wundern, dass nicht der ganze Steilhang runterkam und alles verschüttete.