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Schon mittags klirren die Bierflaschen

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Schon mittags klirren die Bierflaschen

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    Schon mittags klirren die Bierflaschen
    Schon mittags klirren die Bierflaschen Foto: beckmann

    Die Allgäuer Zeitung beleuchtet in einer Serie das Leben in Marktoberdorf und Umgebung rund um die Uhr - täglich für eine Stunde. Von 13 bis 14 Uhr haben wir das Allgäuer Brauhaus in Leuterschach besucht.

    Leuterschach Bierflaschen klirren. Es wird am frühen Nachmittag fleißig angestoßen im Allgäuer Brauhaus in Leuterschach. Rein beruflich natürlich. Im Gegensatz zu gemütlichen Feiern, bei der sich die Gäste mit kühlem Gerstensaft zuprosten, sorgen in diesem Fall die Reinigungs- und Abfallanlagen für eigentlich biergartentypische Geräusche. Es ist Hauptzeit für die Abfüllung. Bis zu 40000 Flaschen pro Stunden jagen, durch mehrere Kameras vollautomatisch kontrolliert, übers Fließband. Schließlich soll der Kunde einwandfreie Ware mit der richtigen Füllmenge erhalten.

    "Anspruchsvolles Lebensmittel"

    Bis das Bier beim Kunden auf dem Tisch steht, ist es ein langer Weg. Den Braumeistern kommt dabei naturgemäß eine Schlüsselposition zu. Von Montag bis Freitag arbeiten die Brauer in drei Schichten rund um die Uhr. Ihr Leiter Boris Zboralski wurde in einer Brauerei und beim Studium an der Universität Weihenstephan ausgebildet. Nun ist er diplomierter Ingenieur für Brauwesen, Getränketechnologie und Wirtschaftsingenieur.

    Die Vielfältigkeit am Beruf sei das Reizvolle. Sein Herz hänge an einem "Lebensmittel, das anspruchsvoll, aber eigentlich einfach herzustellen ist. Aber wenn es gut sein soll, muss man sich anstrengen."

    Geschmackssinn trainieren

    Viel hänge vom Geschmackssinn der Brauer ab, der Sensorik. Und die lasse sich, so überraschend es klingen mag, trainieren. Bei der Kontrolle der Bieres gehe es nicht um den Geschmack an sich, sondern darum, Fehlaromen, die den gewohnten Geschmack verändern, herauszufinden. Sie entstehen, weil sich jedes Jahr wegen der unterschiedlichen Witterung die Qualität zum Beispiel des Getreides oder des Hopfens ändere. Und das müsse wieder ausgeglichen werden. Aber nicht nur das Aroma soll passen. Ebenso wichtig sind der Kohlensäuregehalt, die Stammwürze, die Farbe, die Zahl der Hefezellen und, und, und. Alle vier Stunden ziehen die Laboranten Proben. Am frühen Nachmittag riecht es diesmal jedoch eher wie im Krankenhaus. "Ist ja gerade alles desinfiziert", sagt Jennifer Schön, agrartechnische Assistentin.

    Der klimatisierte Raum nebenan erinnert dagegen mehr an Braustätte. Bierflaschen stehen in Regalen, so genannte Rückstellproben, die bis zum Ende des Verfallsdatums aufbewahrt werden.

    In den beiden Versandhallen, wo Bier und alkoholfreie Getränke gelagert werden, ziehen derweil die Gabelstaplerfahrer ihre Bahnen. Sie sind dabei, die Paletten für die Touren am nächsten Tag zusammenzustellen. Dies funktioniert nach einem ausgeklügelten System, damit sich die Fahrer der sechs betriebseigenen Lastzüge und die für die Fernfahrten nicht ins Gehege kommen. "Hofzeitmanagement" nennt sich das. Verantwortlich dafür ist Logistikleiter Alfred Reißle mit seinem Team. Unterdessen geht es im Büro zu wie an der Börse. Telefone läuten und auf Computern werden die Fahrten zusammengestellt.

    Der Blick fällt aus dem Fenster über den Hof. Dort steht der Leuterschacher Alexander Ferling mit seinem Traktorgespann. Er holt Treber, eigentlich ein Abfallprodukt der Brauerei. Weil es das Allgäuer Brauhaus als Futtermittel zertifizieren ließ, ist es für den Landwirt ein wertvolles Zusatzfutter für seine Milchkühe. "Das steigert die Milchleistung", weiß er.

    Doch welcher Brauer denkt bei Treber gleich an Milch? Und so freut sich die Belegschaft in Leuterschach schon auf ihr Feierabendbier. Dann klirren wieder die Flaschen. Rein privat natürlich.

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