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Solidarische Landwirtschaft Unterthingau: Bio-Gemüse für die Gemeinschaft

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Solidarische Landwirtschaft Unterthingau: Bio-Gemüse für die Gemeinschaft

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    Solidarische Landwirtschaft Unterthingau: Bio-Gemüse für die Gemeinschaft
    Solidarische Landwirtschaft Unterthingau: Bio-Gemüse für die Gemeinschaft Foto: Anna Hatt

    Bei Unterthingau-Ried, versteckt zwischen hügeligen Feldern, liegt die Anbaufläche der Solidarischen Landwirtschaft Unterthingau. Gewächshäuser und Obstbäume säumen den Weg zum Herzstück des einen Hektar großen Geländes: dem Gemüsegarten. Bestellt und gepflegt wird er von Klaus Hauschild (58).

    Es war Klaus Hauschilds Idee, die Solidarische Landwirtschaft, kurz SoLawi, in Unterthingau ins Leben zu rufen. Dahinter steckt der Gedanke, Lebensmittel lokal und in guter Bio-Qualität zu erzeugen. Die Kosten trägt dabei eine Gemeinschaft. In Unterthingau beteiligen sich momentan etwa 25 Leute an dem Projekt. Der Garten wirft genügend Ertrag ab, um die Mitglieder den Sommer über wöchentlich mit einer Kiste voll frischem Gemüse, Obst und Kräutern zu versorgen. Für bis zu 50 Menschen könnte die Ernte bei voller Ausnutzung der Fläche reichen.

    Im Juni sind die ersten Früchte reif. "Die Leguminosen, also Erbsen und Bohnen, sind gerade zu Ende gegangen", erklärt Klaus Hauschild. Jetzt, in der zweiten Hälfte der Saison, erntet er vor allem Möhren, Hokkaido-Kürbisse, rote Beete, Zucchini, Radieschen, Salate und sämtliche Kohlarten. "Ich bin zwar nicht so ein großer Kohl-Fan, aber im Allgäu ist er sehr beliebt."

    Im November wird Hauschild die letzten Gemüsekisten ausliefern. Dann ist erst einmal Winterpause. Drei Abholstellen gibt es mittlerweile: In Kempten, Marktoberdorf und Unterthingau können sich die SoLawi-Mitglieder jeden Samstag ihr Gemüse abholen.

    Viel Erfahrung im Bio-Anbau

    "Der Hang zur Natur war früh in mir drin", erzählt Hauschild. Während seines Studiums zum Sozialpädagogen belegte er nebenher freiwillig landwirtschaftliche Kurse. Anfang der 80er-Jahre betrieb er mehrere Jahre lang Bioland-Anbau. Danach arbeitete er auf einer Farm im Südwesten Irlands unter dem "Organic Trust"-Siegel und lebte neun Jahre lang in "einer Art Kommune" in Arizona, die nach einem ähnlichen Prinzip wie die Solidarische Landwirtschaft Gemüse anbaute und verteilte. Über Umwege kam der gebürtige Norddeutsche dann ins Allgäu, nach Unterthingau.

    Dort lud er Anfang November 2014 zu einem ersten Stammtisch ein, um von seiner Idee zu erzählen. Kurz darauf konnte Hauschild ein Stück Land pachten und musste direkt loslegen: "Mit Pflügen haben wir das Land vorbereitet und dann im Winter die Gewächshäuser gebaut." Im Frühjahr folgte das Aussähen der ersten Pflanzen.

    Trotz der Gemeinschaft, die hinter der Solidarischen Landwirtschaft steht, ist Klaus Hauschild meistens alleine im Garten. "Es ist völlig okay, wenn die Leute nur ihren Mitgliedsbeitrag zahlen und sich wöchentlich ihre Gemüsekiste abholen." An Aktionstagen, die einmal im Monat stattfinden, kann jeder, der will, im Garten mithelfen. Für Klaus Hauschild sind das die schönsten Momente. Denn Landwirtschaft soll Spaß machen. "Das ist keine langweilige Sache, die nur zum Geldverdienen da ist."

    Klaus Hauschild geht den unkonventionellen Weg

    Mit der ersten Solidarischen Landwirtschaft im Allgäu sieht Hauschild sich als Vorreiter. Er möchte anderen Menschen zeigen, dass man nicht vom Wirtschaftssystem und der konventionellen Landwirtschaft abhängig sein muss bei der Lebensmittelerzeugung. Und er wünscht sich, dass viele es ihm nachmachen.

    Denn das Konzept scheint zu funktionieren: "Dieses Jahr ist die Ernte besonders reichhaltig", sagt Hauschild. Gerechnet hatte er mit einem wöchentlichen Ertrag von zweieinhalb Kilogramm pro Person. "Ganze vier Kilo sind es jetzt pro Kiste." Bei einem Jahresbeitrag von 270 Euro ist der Gemüse-Einkauf im Bioladen etwa vergleichbar, wenn nicht sogar etwas teurer.

    Dass das Projekt für Klaus Hauschild eine Herzensangelegenheit ist, merkt man auch bei einem Blick auf die Finanzen. Er und das Projekt leben von den Mitgliederbeiträgen, Spenden und Ersparnissen. "Finanziell ist es momentan eher karg", gibt Hauschild zu. "Das ist halt so im ersten Jahr." Vor allem im kommenden Jahr wird das Geld knapp werden. Doch im dritten Jahr rechnet der 58-Jährige damit, dass die "SoLawi" sich rechnet. Bis dahin soll es auch einen Verein oder eine Stiftung geben, die Hauschild einen Teil der Organisation und Verantwortung abnimmt.

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