Von Thomas Wunder |HolzhausenDie Mücken sind wirklich eine Plage. Keine zehn Meter entfernt, zieht die Singold ihre ruhige Bahn. Der Boden hat sich vollgesaugt mit Wasser von den Regenfällen des vorherigen Tages. Bei jedem Schritt schwingt das Erdreich unter den Füßen regelrecht mit. Kaum vorstellbar, dass an dieser Stelle bei einem Hochwasser die Singold bis auf fünf Meter Höhe angestaut werden soll. Doch das sind die Pläne des Wasserwirtschaftsamts Donauwörth, das nördlich von Holzhausen den Bau eines riesigen Dammes plant, der die Menschen zwischen Großkitzighofen und Schwabmünchen vor den Wassermassen schützen soll(wir berichteten). In Holzhausen und Igling gibt es Widerstand gegen das Projekt. Deswegen haben sich Staatsminister Dr. Thomas Goppel und andere CSU-Politiker aus dem Landkreis vor Ort mit den Betroffenen unterhalten.
Verärgert sind die Holzhauser und Iglinger vor allem deswegen, weil sie ihrer Meinung nach für die verfehlte Baupolitik in den Unterliegergemeinden die Suppe auslöffeln müssen. Dort seien Baugebiete nahe der Singold ausgewiesen worden, die nun vom Hochwasser bedroht sind. Die Lösung des Problems liegt nach Ansicht des Wasserwirtschaftsamtes in der Errichtung eines Dammbauwerkes südlich der Bahnlinie München-Lindau zwischen Holzhausen und Igling. Dort fließt die Singold noch in ihrem natürlichen Bett, die Wiesen bieten eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt - darunter eben auch unzählige Mücken und Bremsen. Die über 80 Teilnehmer der Wanderung stören die Quälgeister aber kaum. Die Diskussionen über das Für und Wider des Projekts lenken ab.
Einen schweren Stand hat Hermann Bamgratz, der als Vertreter des Wasserwirtschaftsamts Weilheim die Planungen der schwäbischen Kollegen erklärt. Für viele stellt der Bau eines Dammes einen Rückschritt in die 70er Jahre dar, als Flüsse und Bäche begradigt oder aufgestaut wurden. Dominique Graf von Maldeghem, der östlich des Überschwemmungsgebietes große Waldflächen besitzt, kritisiert die mangelnde Nachhaltigkeit bei Schutzmaßnahmen dieser Art. Er befürchtet, dass bei einem Hochwasser der auf trockene Böden ausgerichtete Fichtenbestand gefährdet wird. Der Borkenkäfer könnte über die geschwächten Bäume den kompletten Wald angreifen.
Nach Ansicht von Gemeinderat Bolko Zencominierski drohen erhaltenswerte Pflanzen- und Tierarten - zum Beispiel der Ameisenbläuling - zu verschwinden, wenn sich die Zusammensetzung des Bodens nach einem Hochwasser ändert. Und dann sind da noch die Landwirte, die laut Matthias Mack nicht wissen, wie sie nach einem solchen Ereignis entschädigt werden sollen, wie sich der Grundwasserspiegel ändern wird und ob dies für die Singoldanlieger eine Gefahr darstellt.
Dass der Hochwasserrückhalt bei Holzhausen geplant wird und nicht etwa bei Schwabmühlhausen, Langerringen oder Schwabmünchen, wo weitere Bäche in die Singold fließen, stört die Betroffenen in Igling und Holzhausen aber in erster Linie. "Es sind etliche Alternativen untersucht sowie Vor- und Nachteile abgewogen worden. Die wirtschaftlichste Lösung ist die in Holzhausen", sagt Hermann Bamgratz.

Rappenalptal
Rückbauarbeiten im Rappenalptal sind abgeschlossen
"Wirtschaftlich sinnvoll, aber nicht ökologisch", entgegnen die Kritiker. Sie sind für mehrere kleinere Lösungen und nennen Energiewälder sowie die weitere Mäandrierung der Singold flussaufwärts. "Wir brauchen natürlichen Hochwasser- und Bodenschutz", sagt Dominique Graf von Maldeghem. Die Dringlichkeit des Hochwasserschutzes sehen auch die Iglinger und Holzhauser. Aber: "Es sind alle gefordert, nicht allein die Bürger unserer Gemeinde", sagt Bürgermeisterin Christl Weinmüller.
Politiker wollen sich für Prüfung der Alternativen einsetzen
Dieser Gedanke ist auch der Ansatzpunkt für Thomas Goppel und Kreisrat Josef Loy. Sie wollen sich dafür einsetzen, dass alternative Schutzmaßnahmen während des derzeit laufenden Planfeststellungsverfahrens erneut auf den Tisch kommen. Dafür werde er sich bei seinem Amtskollegen im Umweltministerium einsetzen, sagt Goppel. Der Minister setzt auf eine ausgleichende Lösung. Denn, wie auch Hermann Bamgratz sagt, man müsse auch Verständnis für die Unterlieger haben.